Der Outsourcing-Markt in der EMEA-Region (Europa, Mittlerer Osten und Afrika) war im ersten Halbjahr 2013 auf Talfahrt. Der jährliche Vertragswert (Annual Contract Value; ACV) lag mit 3,4 Milliarden Euro 15 Prozent unter dem des Vorjahreshalbjahres mit vier Milliarden Euro. Es ist seit dem Krisenjahr 2009 der niedrigste Auftragswert in einem ersten Halbjahr. Das ist ein Kernergebnis aus dem aktuellen Outsourcing-Index, den das US-Beratungshaus Information Services Group (ISG) einmal pro Quartal veröffentlicht. Für den Index werden kommerzielle Outsourcing-Verträge erfasst, deren ACV mindestens vier Millionen Euro beträgt.
Den Hauptgrund für den drastischen Rückgang des ACV sehen die ISG-Berater darin, dass es in der EMEA-Region nur wenige Mega-Deals gab. Zwar seien 242 Outsourcing-Verträge und damit nahezu ebenso viele abgeschlossen worden wie im Vorjahreszeitraum, doch deren Wert war deutlich geringer. Es handelt sich dabei um einen allgemeinen Trend, denn weltweit gab es im ersten Halbjahr 2013 laut ISG-Index nur 13 Verträge mit einem ACV von 80 Millionen Euro und mehr. Das ist ein Minus von 70 Prozent im Vergleich zu Vorjahreszeitraum mit 18 Verträgen.
ACV: Tiefstwerte in DACH und Frankreich
Der Index untersucht Verträge für das IT-Outsourcing (ITO) und das Business Process Outsourcing (BPO). In EMEA belief sich der ACV von ITO-Verträgen im ersten Halbjahr 2013 auf 2,3 Milliarden Euro. Das sind acht Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2012. Auch die Zahl der ITO-Verträge sank im Jahresvergleich um ein Viertel auf 155. Die Zahl der vergebenen BPO-Verträge stieg dagegen im gleichen Zeitraum auf 87 und damit auf ein Rekordhoch. Nie zuvor hatte es in einem Halbjahr mehr Aufträge gegeben. Allerdings fehlten im ersten Halbjahr 2013 auch beim BPO Abschlüsse mit einem hohen Auftragsvolumen, denn der ACV lag mit 1,1 Milliarden Euro um 20 Prozent unter dem Wert des ersten Halbjahres 2012. Insbesondere Firmen aus dem Finanzdienstleistungssektor und der Fertigungsindustrie reduzierten den Auftragswert bei Outsourcing-Verträgen drastisch. Der ACV in der Fertigungsbranche sank von rund 1,2 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2012 auf jetzt 750 Millionen Euro, bei Finanzdienstleistern von etwas mehr als einer Milliarde Euro auf 730 Millionen Euro.
Der ISG-Index schlüsselt die Outsourcing-Auftragswerte auch für die einzelnen Länder in der EMEA-Region auf. Die DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) erzielte in der ersten Jahreshälfte lediglich einen ACV von 500 Millionen Euro. Dies ist ein Rückgang um 24 Prozent gegenüber der ersten Jahreshälfte 2012 und sogar um 58 Prozent in der Quartalsfolge. In Frankreich brach der ACV im ersten Halbjahr 2013 gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres sogar um die Hälfte auf 120 Millionen Euro ein.
Den ISG-Beratern zufolge ist dies der niedrigste Wert seit der ersten Jahreshälfte 2009. Allerdings sei der französische Outsourcing-Markt von ungleichmäßigen Entwicklungsmustern geprägt.
Outsourcing-Lichtblick Skandinavien
In Großbritannien und Irland vergaben Unternehmen in der ersten Jahreshälfte 2013 Verträge mit einem ACV-Wert in Höhe von 1,3 Milliarden Euro. Dies entspricht einem Rückgang um 25 Prozent gegenüber einem ACV von 1,7 Milliarden Euro in der ersten Jahreshälfte 2012. Einen Lichtblick stellen in der aktuellen Erhebung die skandinavischen Länder dar. Dort stieg der Wert bei Outsourcing-Verträgen von 670 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2012 auf 830 Millionen Euro in der ersten Jahreshälfte 2013.