Der Outsourcing-Markt in der Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika (EMEA) glänzte im Schlussquartal 2011 mit einem Rekordergebnis. Der TPI-Index, den das US-Beratungshaus Information Services Group (ISG) herausgibt, verzeichnet für EMEA im vierten Quartal 2011 ein Gesamtvertragsvolumen (= Total Contract Value; TCV) in Höhe von 13,4 Milliarden Euro.
Das bedeutet ein Plus von zwölf Prozent beim TCV gegenüber dem Vorquartal und sogar von 17 Prozent zum Vergleichsquartal des Jahres 2010. Für das Gesamtjahr 2011 ermittelte der TPI-Index einen TCV-Rekordwert in Höhe von 44 Milliarden Euro. Das ist gegenüber 2010 ein Zuwachs um 27 Prozent.
Der Grund für diese Bestmarke liegt im Abschluss einer Reihe großer Outsourcing-Deals. Allein im letzten Quartal 2011 wurden vier der fünf größten Mega-Outsourcing-Verträge weltweit in der EMEA-Region unterzeichnet. Als Mega-Deals definiert das US-Beratungs- und Marktforschungsunternehmen Verträge mit einem Auftragswert von mehr als 800 Millionen Euro. Es errechnet den TCV anhand der Kennzahlen "Anzahl der Verträge", "Dauer" sowie "jährlicher Wert eines Abkommens (Annualised Contract Value, ACV)".
Atos und Siemens: Mega-Deal übertüncht Probleme
Bezogen auf Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH) erhöhte sich im Jahr 2011 das Gesamtvertragsvolumen in dieser Region auf mehr als 11,2 Milliarden Euro. Dabei ist der deutschsprachige Raum ein Sonderfall, denn der Umsatzzuwachs dort ist weitgehend auf den Mega-Vertrag zwischen Atos und Siemens in Deutschland zurückzuführen.
Das Volumen dieses einen Outsourcing-Vertrags liegt bei rund 5,8 Milliarden Euro. Dadurch trieb es die Werte sehr stark in die Höhe - sowohl in der DACH- wie auch in der EMEA-Region. Ebenso kaschiert der Deal den Schönheitsfehler, dass in diesen Regionen der Outsourcing-Markt durchaus schwächelt. Wäre der Atos-Siemens-Deal nicht zustande gekommen, hätte das den TCV in der DACH-Region deutlich unter dem Durchschnittswert der letzten fünf Jahre von rund acht Milliarden Euro gedrückt.
2012: Keine Rekordmarke in Sicht
Deshalb interpretiert Bernd Schäfer, Geschäftsführer von ISG DACH, die Zahlen kritisch und warnt vor übertriebenen Erwartungen in 2012: "Es ist zu vermuten, dass der Markt in EMEA im weiteren Verlauf dieses Jahres sein Tempo hinsichtlich der Zahl von Vertragsabschlüssen beibehalten, den TCV von 2011, der sich auf außerordentlich umfangreiche Transaktionen stützt, aber nur schwerlich erreichen wird", sagt Schäfer und fügt hinzu: "Die wirtschaftliche Unbeständigkeit in Europa und die anhaltenden Unsicherheiten bezüglich des Euro könnten die Art und Weise, in der Outsourcing nachgefragt wird, spürbar beeinflussen."
Trend zu kleineren Verträgen
So hat sich Windschatten der Mega-Deals ein klarer Trend hin zu Outsourcing-Verträgen mit einem Auftragsvolumen zwischen 20 und 79 Millionen Euro etabliert. Das wiederum könnte ein Indiz dafür sein, dass Firmen Outsourcing-Services verstärkt im Rahmen eines Utility-Pricing beziehen und nach tatsächlichem Verbrauch bezahlen.
Rein auf die Zahlen reduziert, verzeichnet der TPI-Index sowohl beim IT-Outsourcing (ITO) als auch beim Business Process Outsourcing (BPO) 2011 jedoch Höchststände beim TCV und bei den Vertragsaktivitäten. Das Gesamtvertragsvolumen für ITO erreichte 31 Milliarden Euro und wuchs das dritte Jahr in Folge. Beim BPO hat sich der TCV aufgrund dreier Mega-Verträge mit 13 Milliarden Euro im Vergleich zu sechs Milliarden Euro in 2010 mehr als verdoppelt.
In EMEA erhöhte sich die Gesamtzahl der Vertragsabschlüsse im Jahresvergleich signifikant um ein Fünftel auf 397. Für Deutschland registrierte der TPI-Index 17 Prozent mehr Outsourcing-Kontrakte als im Vorjahr. Die Zahl der vergebenen BPO-Verträge in der EMEA-Region schoss sogar um 37 Prozent nach oben.