Die Freude des T-Systems-Managers Kamyar Niroumand über die erfolgreiche Übernahme der VW-IT-Tochter Gedas wird nur kurz angehalten haben. Als Verantwortlicher für Wachstumsregionen und die Internationalisierung der Telekom-Tochter hatte er monatelang den Deal vorangetrieben. Nun verlässt er jedoch das Unternehmen und schon wird spekuliert, dass der bisherige Gedas-Chef Axel Knobe seinen Posten übernimmt.
Über Zahlen wie den Kaufpreis möchte sich bei VW und T-Systems niemand offiziell äußern. Am Markt wird jedoch eine Summe zwischen 400 und 450 Millionen Euro für realistisch gehalten.
Durch die Übernahme stärkt T-Systems seine Position im IT-Services-Markt. Nach PAC-Angaben kommt die Telekom-Tochter künftig im deutschen Automobilbereich beim Geschäft mit IT-Dienstleistungen auf einen Marktanteil von 25 Prozent. Sollten die Kartellbehörden zustimmen, dominiert das Unternehmen diesen Sektor. Zu den Kunden gehören bereits DaimlerChrysler, BMW und Ford. Mit dem Deal geht auch ein sieben Jahre laufender Vertrag mit Volkswagen einher. Sein Volumen wird mit 2,5 Milliarden Euro beziffert.
T-Systems stärkt mit der Übernahme auch sein Geschäft außerhalb von Deutschland. Rund zwei Drittel des Umsatzes von 567 Millionen Euro erzielte Gedas im vergangenen Jahr im Ausland. "Durch die Übernahme gewinnt die Telekom-Tochter eine bessere Präsenz in Spanien und Frankreich, aber auch in den Märkten Lateinamerikas“, sagt PAC-Berater Tobias Ortwein. Brasilien sei beispielsweise nicht nur als Wachstumsmarkt interessant, die Region eigne sich auch als Offshoring-Standort.
Zuletzt hatte neben T-Systems nur noch EDS um Gedas geboten. Zwei Finanzinvestoren waren aus verschiedenen Gründen ausgestiegen. Nach Ansicht von PAC-Berater Ortwein hat sich T-Systems stärker um Gedas bemüht und passt aus klimatischen Gründen besser zur VW-Kultur. Nachteilig für EDS dürften auch die Negativ-Schlagzeilen der vergangenen zwei Jahre gewesen sein.
Siemens räumt auf
Mit der geplanten Zerschlagung seines defizitären IT-Dienstleisters SBS dürfte der Siemens-Konzern den Hersteller Fujitsu-Siemens Computer (FSC) unter Druck gesetzt haben. "Der Bereich Produktnahe Dienstleistungen (PRS) umfasst vor allem die Hardware Wartung von FSC“, sagt PAC-Berater Ortwein. Ein Verkauf an eine andere Firma hätte für FSC zu einem Problem werden können. Zudem habe FSC schon länger mit einem stärkeren Einstieg in den Service-Bereich geliebäugelt.
SBS soll sich künftig voll auf das Geschäft im IT-Outsourcing-Markt und auf innovative IT-Projekte konzentrieren. Zum Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart, hieß es von Siemens. Die verkaufte Sparte Product Related Services beschäftigt rund 5.000 Menschen weltweit und erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von 1,3 Milliarden Euro.
Siemens-Chef Klaus Kleinfeld hatte bereits vor längerem angekündigt, für den Bereich der Computer-Wartungen von SBS einen Partner zu suchen. Mit dem Verkauf setzt er seinen Kurs fort, alle Sparten des Münchener Konzerns auf das Erreichen ihrer Gewinnziele bis 2007 zu trimmen. Die Sparte galt als Problemfall von SBS.
Im Geschäftsjahr 2004/05 hatte SBS einen Verlust von 690 Millionen Euro verbucht, der allerdings größtenteils durch Kosten für Umstrukturierungen und Abschreibungen entstand. Siemens hatte angekündigt, die Kosten bei SBS bis 2007 um 1,5 Milliarden Euro zu senken. SBS soll sich nun verstärkt auf IT-Outsourcing und andere höherwertige Dienstleistungen konzentrieren.