Marktforscher

PC-Markt schrumpft auch nach dem Start von Windows 10 weiter

09.10.2015
Eine neue Windows-Version belebt normalerweise das PC-Geschäft. Diesmal blieb zur Markteinführung von Windows 10 ein Schub aus. Doch Experten rechnen noch mit einem Langzeiteffekt.

Der Start des neuen Microsoft-Betriebssystems Windows 10 hat das Schrumpfen des PC-Marktes nicht stoppen können. Die Verkäufe sanken auch im dritten Quartal rapide weiter.

Die IT-Marktforscher von IDC errechneten im Jahresvergleich einen Rückgang von 10,8 Prozent auf knapp 71 Millionen abgesetzte Notebooks und Desktop-Rechner. Die Analysten beim Konkurrenten Gartner kamen auf ein Minus von 7,7 Prozent mit 73,7 Millionen Geräten.

Der Effekt von Windows 10 sei in den ersten Monaten "minimal" gewesen, hieß es am Donnerstag. Zugleich rechnen die Experten nach Markteinführung neuer Geräte zum Jahresende mit dem Beginn einer sanften Erholung.

IDC verwies darauf, dass Microsoft vor dem breiten Marktstart den Herstellern wenig Zeit gelassen habe, Geräte mit dem neuen Windows vorzubereiten. Zudem habe das kostenlose Upgrade-Angebot des Software-Konzerns viele Nutzer dazu bewogen, ihre bisherigen Computer zu behalten.

Der PC-Absatz sinkt schon seit einigen Jahren, weil Verbraucher und Unternehmen eher zu Smartphones und zum Teil auch Tablets greifen. Auch eine Besserung der Verkäufe nach dem Ende der Unterstützung des betagten Systems Windows XP entpuppte sich im vergangenen Jahr als Strohfeuer.

An der Spitze des PC-Marktes bleibt der chinesische Konzern Lenovo. IDC sieht für Lenovo einen Marktanteil von 21 Prozent, Gartner kam auf 20,3 Prozent. Hewlett-Packard folgt mit etwas weniger als 20 Prozent, Dell liegt bei rund 14 Prozent. Apple, lange ein Nischenanbieter im PC-Markt, rückte nach Einbrüchen der taiwanischen Hersteller Asus und Acer auf den vierten Rang mit rund 7,5 Prozent vor. (dpa/tc)

Was Analysten zu Windows 10 sagen
Windows 10 im Unternehmen - ja oder nein?
Besonders unter Datenschutzaspekten läuft eine heiße Debatte um Vor- und Nachteile eines Einsatzes des neuen Microsoft-Betriebssystems. Wir haben einen Aufruf gestartet und die besten IT-Analysten des Landes um ihre Einschätzung gebeten.
Oliver Schonschek, freier Analyst und Fachjournalist
"Bevor Unternehmen Windows 10 einführen, um zum Beispiel von neuen IT-Sicherheitsfunktionen zu profitieren, sollten die Datenschutz-Voreinstellungen sehr genau überprüft und entsprechend der Prinzipien Datenvermeidung und Datensparsamkeit verändert werden."
Malte Rhode, Senior Enterprise Architekt bei Capgemini Deutschland
"Man muss sich eher früher als später mit Windows 10 auseinandersetzen. Es geht nur über ein ganzheitliches Projekt, beispielsweise die Einführung eines modernen Arbeitsplatzes."
Dr. Gerald Spiegel, Leiter Information Security Solutions bei Sopra Steria Consulting
"Die Gefahr des ungewollten und intransparenten Datenabflusses existiert in allen Unternehmen - unabhängig von Windows 10."
Frank Gillett, Forrester Research
"Führende IT-Experten sollten Windows 10 als treibende Kraft nutzen, um ihre Windows-Management-Strategie zu modernisieren."
Andreas Olah, Senior Research Analyst bei IDC
"Es ist zunächst wichtig zu klären, dass viele Voreinstellungen angepasst werden können und IT-Abteilungen diese auf mehreren Ebenen verwalten können: Benutzer, Geräte, Apps. Es bleibt aber die Frage, ob Unternehmen ihre eigenen Daten sowohl als auch Mitarbeiterdaten langfristig schützen und gewährleisten können."