Personalabbau scheint immer dann ein probates Mittel zu sein, wenn ein Unternehmen in die Krise gerät. Doch so einfach, wie es aussieht, ist die Rechnung nicht: Einer Studie der Unternehmensberatung Seidenschwarz & Comp. und der Universität Stuttgart zufolge führt die bloße Reduzierung von Personal, verbunden mit einer simplen Kostensenkung, selten zum gewünschten Sparerfolg.
Erfolg versprechender ist dagegen die systematische Prozessoptimierung und Konsolidierung von Dienstleistungen zu Shared Services. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie nach der intensiven Befragung von 80 der 500 umsatzstärksten Unternehmen in Deutschland.
Generell, so die Studie, sei das Wissen über die Methoden zur Optimierung der Gemeinkosten sehr hoch. Instrumente wie das Target Costing, die Prozesskostenrechnung oder die Wertanalyse seien fast allen Teilnehmern bekannt. Dennoch würden sie nur selten systematisch und umfassend in der Unternehmenspraxis eingesetzt. Kostenvorkalkulation (36 Prozent), Standardkostenmodelle (32 Prozent) und präventives Gemeinkostenmanagement (19 Prozent) weisten hier noch die höchsten Werte auf.
Fast drei Viertel der deutschen Unternehmen sehen in der Reduzierung der Gemeinkosten eine wichtige Aufgabe - doch die Unzufriedenheit mit Höhe, Transparenz und Steuerbarkeit dieser Kosten ist groß.
Der Anteil der Gemeinkosten an den gesamten Ausgaben liegt im Durchschnitt aller Studienteilnehmer bei 27 Prozent. Der mit Abstand größte Kostenblock ist der Bereich Vertrieb/Marketing/Service. Insgesamt 8,2 Prozent der Gesamtkosten eines Unternehmens entfallen auf dieses Segment.
Allerdings gibt es hier je nach Branche zum Teil erhebliche Abweichungen: In der Telekommunikationsbranche liegt der Anteil der Kosten für Vertrieb/Marketing/Service bei 20 Prozent der Gesamtkosten, bei den Energieversorgern beträgt der Wert unter zwei Prozent. Zugleich ist die Zufriedenheit mit der Kostenentwicklung im Vertriebsbereich am niedrigsten. Hier geben die Unternehmen aber nur selten Ziele zur Kostensenkung vor.
Die Studie hat auch das Kostensenkungspotenzial und den Aufwand von Instrumenten des Kostenmanagements untersucht: Die Teilnehmer betrachten Activity Based Costing, Wertanalyse und Target Costing als die wirkungsvollsten Methoden. Standardkostenmodelle verursachen zwar nur geringen Aufwand, sind jedoch am wenigsten geeignet, um Potenziale zur Kostensenkung zu heben. Kostenvorkalkulation ist zwar mit einem etwas höheren Aufwand verbunden als Standardkostenmodelle, aber dafür deutlich leistungsfähiger.
"Zentrale Voraussetzungen für die Kostenoptimierung in den indirekten Bereichen sind Kostentransparenz, Management Support sowie das Kostenbewusstsein der Mitarbeiter und dessen Verankerung in der Unternehmenskultur und in den Prozessen", kommentiert Andreas Horzella, Fokusfeldleiter Finance & Controlling bei Seidenschwarz & Comp. "Wir haben in unserer Studie festgestellt, dass Unternehmen, die hier bereits erste Maßnahmen eingeleitet haben, nicht nur ihre Kosten senken, sondern zugleich auch mehr Transparenz bei den Gemeinkosten schaffen konnten."
Jörg Cramer, Manager Competence Center Financial & ERP Solutions beim Studiensponsor SAS Deutschland, ergänzt: "Die Studie hat gezeigt, dass die Kostentransparenz in den indirekten Bereichen schnell und umfassend hergestellt werden sollte, um die Potenziale zur Kostensenkung zu erkennen. Strategisch-analytische Lösungen schaffen diese Transparenz: Sie führen Informationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zusammen, zeigen verborgene Ursache-Wirkungs-Beziehungen und verbessern die Steuerungsfähigkeit eines Unternehmens."