Konzern-Umbau

Philips schaltet das Licht aus

24.09.2014
Rasierer, Glühbirnen und Kaffeemaschinen - das war lange Philips' Kerngeschäft. Jetzt kündigt der Konzern einen großangelegten Umbau an. Philips lagert die Lichtsparte aus und will in Zukunft voll Gesundheit setzen.

Nach 123 Jahren nimmt der einstige Glühbirnenhersteller Philips Abschied vom Licht. Überraschend kündigte der niederländische Elektronikkonzern am Dienstag an, das Beleuchtungsgeschäft vom Rest des Unternehmens abzuspalten. Die Licht-Sparte soll ab 2016 als selbstständiges Unternehmen weitergeführt werden. Der übrige Philips-Konzern soll sich auf den Bereich Gesundheit konzentrieren: Dafür werden die Sparten Medizin und Konsumentenelektronik zusammen gelegt. Über mögliche Investoren für die Lichtsparte war zunächst nichts bekannt, auch ein Börsengang ist möglich. Ein Abbau von Arbeitsplätzen ist nicht ausgeschlossen.

Philips hue Lux: Das Beleuchtungsgeschäft spaltet Philips vom Konzern ab.
Foto: Philips N.V.

Der Name Philips soll erhalten bleiben und auch der Hauptsitz Niederlande, sagte Konzernchef Frans van Houten. Doch das ist auch schon alles, was über die Zukunft der Unternehmen bekannt ist. Die Unsicherheit bei Arbeitnehmern ist groß, denn der Vorstandschef schließt den Wegfall von Arbeitsplätzen nicht aus.

Niederländische Philips-Mitarbeiter fühlen sich verraten. "Licht gehört zur DNA von Philips", sagte Ron van Baden vom niederländischen Gewerkschaftsbund. Für viele Mitarbeiter würde nun eine lange Periode der Unsicherheit anbrechen.

Auch am Philips-Standort Aachen, mit Schwerpunkt Beleuchtung und Forschung, herrscht Unsicherheit, sagte der Aachener IG Metall-Chef Achim Scheyns. Viele Beschäftigte fürchteten, dass ein neuer Investor den Standort Aachen nicht erhalten wolle. "Uns ist wichtig, dass der Investor eine unternehmerische Ausrichtung und soziale Verantwortung hat", sagte Scheyns. Insgesamt hat Philips in Aachen nach Gewerkschaftsangaben etwa 1800 Beschäftigte. Neben dem Hauptsitz Hamburg hat Philips noch ein Werk in Böblingen, wo Patientenüberwachungssysteme hergestellt werden.

Philips rechnet aber nach eigenen Angaben nicht mit einem Stellenabbau in der Produktion. "Wir haben diese Entscheidung getroffen in der Überzeugung, dass wir zwei starke führende Unternehmen schaffen können", sagte Van Houten. Die Bereiche Gesundheit und Verbraucherelektronik hatten 2013 einen Umsatz von 15 Milliarden Euro, mehr als doppelt so viel wie das Beleuchtungsgeschäft mit sieben Milliarden.

Bis 2016 soll das neue Licht-Unternehmen auf eigenen Füßen stehen. Derzeit würden mehrere Optionen "für alternative Eigentumstrukturen mit direktem Zugang zu den Kapitalmärkten" untersucht, teilte Van Houten mit. Dazu gehört auch ein Börsengang. Im Laufe von 2015 soll das deutlich werden.

Der Umbau erscheint notwendig: Die Gewinnziele für 2014 wird Philips nicht erreichen, wie das Unternehmen ebenfalls am Dienstag bekanntgab. "Ich erkenne die große Bedeutung dieser Entscheidung", sagte van Houten über den geplanten Umbau, "aber es ist der richtige Zeitpunkt für diesen strategischen Zug". Konkurrent Siemens hatte zuvor bereits seine Tochter Osram verkauft.

Durch das bevorstehende Ende der klassischen Glühbirne in Europa liegt der Schwerpunkt nun auf LED-Beleuchtung. Unter Druck vor allem der asiatischen Konkurrenz hatte Philips bereits Ende Juni den Teilverkauf seiner Produktion von LED-Bestandteilen und Autobeleuchtung angekündigt.

Stattdessen will Philips nun "Light-Solutions" verkaufen, wie es in der Konzernsprache heißt. Ein Beispiel ist die Beleuchtung für das Stadion des FC Bayern München. Aber auch für Städte wollen die Niederländer die Beleuchtung vernetzen.

Der Rest von Philips folgt dem Gesundheitstrend. Dabei geht es nicht nur um Apparate für Sport oder Wellness, sondern auch um die Vernetzung medizinischer Daten. Zum Beispiel eine Zahnbürste, die beim Putzen mit Hilfe eines Apps auf dem Smartphone den Zahnarzt über den Zustand des Gebisses informiert.

In den vergangenen Jahren hatte der Konzern schon die Unterhaltungselektronik und die TV-Sparte abgestoßen. Die Frage ist nun, was künftig aus der klassischen Verbraucherelektronik - zum Beispiel Rasierern und Kaffeemaschinen - wird. (dpa/rs)