Online-Händler myTime

Pilotprojekt: DHL bringt abends Lebensmittel

20.11.2012 von Hartmut  Wiehr
Beim Online-Einkauf von Lebensmitteln ist Deutschland Entwicklungsland. Das will Bünting-Tochter myTime-Shop in Kooperation mit DHL ändern - zunächst in Köln.
Beim Lebensmitteltransport bis an die Haustür kommt es auch auf geeignete Verpackungen an. Der Online-Shop myTime liefert in Köln zusammen mit DHL in Styropor-Kartons.
Foto: myTime

Erst vor einem halben Jahr ist die Bünting-Gruppe aus Ostfriesland (bekannt geworden durch ihren "Ostfriesentee") mit ihrer eCommerce-Tochter in den Online-Handel mit Lebensmitteln eingestiegen. Das Portfolio der zu diesem Zweck gegründeten Firma myTime.de umfasst mittlerweile über 27.000 Produkte, von Gemüsedosen über Tierfutter bis hin zu Wein. In einem zunächst auf Köln begrenzten Pilotprojekt des Logistikpartners DHL werden jetzt neben dem Standardsortiment auch frische Lebensmittel noch am Bestelltag in der Abendzeit ausgeliefert.

Bei dem Kölner DHL-Angebot kommen myTime-Orders, die vormittags bis 9 Uhr eingehen, noch am gleichen Abend beim Kunden an – wenn dieser es denn so wünscht. Ausgeliefert wird wahlweise zwischen 18 und 20 Uhr oder zwischen 20 und 22 Uhr. MyTime betont, dass dies "ohne Aufpreis" geschieht. Bei DHL denkt man daran, die Tagesauslieferung eventuell im nächsten Jahr auf weitere Großstädte in Deutschland auszudehnen.

Erste Versuche von Otto & Co. wieder eingestellt

DHL und myTime wollen mit ihren Angeboten testen, ob der Markt inzwischen auch in Deutschland für den Online-Handel mit Lebensmitteln und schnelle Auslieferung von Frischeartikeln bereit ist. Bisher sah es nicht danach aus: Erste Versuche, zum Beispiel von Otto, wurden bald wieder eingestellt. Amazon bedient zum Teil auch dieses Segment, aber nicht mit dem kompletten Angebot eines Supermarkts inklusive frischer Produkte.

Anders sieht es in der Schweiz, im Großraum London oder in amerikanischen Städten wie New York aus. Dort gehören Online-Bestellungen von Lebensmitteln und Auslieferung noch am gleichen Tag mittlerweile zum Alltag. Besonders bestimmte Kundengruppen wie Singles oder berufstätige Mütter greifen auf diese Services zurück, weil sie ihre knappe Zeit nicht mit mühseligem Shoppen im Supermarkt und mit Schlangestehen an der Kasse verschwenden wollen.

Bei myTime verfährt man grundsätzlich so, "dass Frische- und Tiefkühlartikel per Express versendet werden und normalerweise am darauffolgenden Tag angeliefert werden". Bünding-Pressesprecherin Maike Kromminga erklärte gegenüber CIO.de: "Bei Bestellungen ohne Frische- und Tiefkühlartikel gelten die normalen DHL-Lieferzeiten. Darüber hinaus hat der Kunde die Möglichkeit, einen Wunschtermin anzugeben. Der Kunde wird während des Bestellprozesses über das voraussichtliche Lieferdatum informiert." Mit dem neuen DHL-Dienst könne man noch präziser liefern.

Lebensmittel: Eine besondere Herausforderung für Online-Shops

MyTime hat bereits ein Lager von über 27.000 Produkten aufgebaut. Die Bünding-Tochter will sich langfristig im Online-Versand von Lebensmitteln engagieren.
Foto: myTime

MyTime hat den Tiefkühl- und Frischebereich (zum Beispiel Obst- und Gemüse, Molkereiprodukte sowie Fleisch und Wurst) auf rund 2700 Artikel erweitert. Joosten Brüggemann, Marketingleiter der Bünting-Gruppe, umreißt die Problematik dieses Marktsegments: "Frische und tiefgekühlte Lebensmittel stellen immer noch eine Herausforderung in Bezug auf die Logistik dar. Wir haben viel Zeit in die Entwicklung spezieller Umverpackungen gesteckt."

Bis Jahresende solle das Angebot mit der Aufschaltung weiterer Marken aus dem Haushaltswarenbereich und von Regionalspezialitäten aus ganz Deutschland auf über 30.000 Artikel ausgeweitet werden, teilt man bei myTime mit. Kromminga versicherte auf Nachfrage gegenüber CIO.de: "Wir sehen für myTime.de langfristig Potenzial und entwickeln das Angebot stetig weiter."