Worauf Unternehmen bei der Auswahl achten

Planlose Beratersuche

26.09.2008 von Alexander Galdy
Es klingt schizophren: Einerseits haben Unternehmen hohe Ansprüche an Berater und bewerten deren Arbeit negativ. Auf der anderen Seite machen sie sich zu wenig Gedanken bei der Auswahl - und am Ende sind sie doch zufrieden.

In der Praxis gehen die meisten Firmen bei der Auswahl von Beratern nicht strukturiert vor. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Kriterien zur Auswahl von Unternehmensberatern" des Hamburger ifu-Instituts (Institut für Unternehmensberatung) und des HWI (hochschulübergreifender Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen).

Beratungsprojekte
Firmen nutzen bei der Suche nach einem Berater vor allem Empfehlungen anderer Unternehmen.
Gut die Hälfte der Unternehmen verwendet keine Kosten-Leistungs-Rechnung für Projekte.
Wichtig für Auftraggeber sind vor allem Erfahrungen der Berater.
Wichtigstes Kriterium bei Angeboten ist ein praxisnahes Konzept.
Stärkeres Controlling ist der am häufigtsen genannte Verbesserungsvorschlag.
Insgesamt fällt die Bewertung der Beratungsprojekte befriedigend aus.

So verlassen sich 67 Prozent der Unternehmen vor allem auf Empfehlungen von anderen Betrieben. 43 Prozent der Firmen befragen eigene Mitarbeiter, um Berater für Projekte zu finden. Eine aktive Ansprache durch die Berater selbst nutzen 38 Prozent der Befragten.

Fast die Hälfte der Unternehmen verwendet keine Verfahren zur Kosten-Leistungs-Rechnung. Von denen, die eine solche Relation vor einem Beratungsprojekt nutzen, greifen mit einem Drittel die meisten auf eine Investitionsrechnung zurück. Mit einer Gewichtung nach Punkten (Scoring) bewertet fast ein Viertel die anstehenden Projekte.

Unternehmen, die auf der Suche nach einem Berater sind, wollen vor allem, dass dieser Erfahrungen im funktionellen Bereich wie Controlling besitzt. Referenzen und Erfahrungen in der projektspezifischen Branche sind fast genauso wichtig. Dem Image und der Größe des Beraters wird dagegen eine eher geringe Bedeutung zugemessen.

Bei den Angeboten von Beratern schauen Firmen am meisten darauf, ob das Konzept auch praxisnah ist. An zweiter Stelle steht, dass das Angebot Problemverständnis zeigt. Erst danach werden die Gesamtkosten genannt. An vierter Stelle folgt, dass das Konzept genau dem Unternehmen angepasst ist. Firmen wollen also nicht, dass auf standardisierte Vorgehensweisen zurückgegriffen werden.

Erkenntnisse aus Beratungsprojekten

Rückblickend würden 56 Prozent der Firmen ein stärkeres Controlling einführen, um die Arbeit der Berater und die Fortschritte des Projekts zu dokumentieren. Ein Drittel wünscht sich im Nachhinein bereits bei der Auswahl des Beraters ein informativeres Konzept. 15 Prozent der Befragten würden mehr Angebote einholen. Einen größeren Erfolg beim Projekt verspricht sich jeder Zehnte davon, wenn er bei der Auswahl generell systematischer vorgegangen wäre.

Trotz all dieser Erfahrungen mit Beratern fällt die Bewertung der Projekte immer noch befriedigend aus: Jeweils 43 Prozent der Unternehmen sind mit den Dienstleistungen "eher zufrieden" oder "zufrieden". Zwölf Prozent sind "eher unzufrieden" und zwei Prozent "unzufrieden".

Es stellt sich aber die Frage, wie viel Aussagekraft diese Bewertung hat. Denn über ein Drittel der Unternehmen verglich nicht die Ergebnisse von Projekten mit der ursprünglichen Problemstellung. Es drängt sich der Verdacht auf, dass bei einigen die Bewertung eher vom Bauch ausging.

Für die Studie "Kriterien zur Auswahl von Unternehmensberatern" befragten das ifu-Institut und der HWI 1.273 Unternehmen zur Vorgehensweise bei Beratungsprojekten.