Rezepte gegen Tratsch

Plaudertaschen den Stecker ziehen

28.05.2024 von Frank Schabel
Es gibt sie in jeder Firma: Menschen, die Energie daraus ziehen, Vertrauliches auszuplaudern und Gerüchte zu streuen. Lesen Sie, wie Vorgesetzte damit umgehen können.
Kollegen, die Gerüchte verbreiten und sich über andere auslassen, gab es immer und wird es immer geben.
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"Seht her, was ich alles weiß, ich bin wichtig!" - wer kennt sie nicht, die Kolleginnen und Kollegen, die einen schier unerschöpflichen Wissensfundus mitbringen - auch über Dinge, die sie gar nichts angehen. Ihnen geht es nicht um Inhalte und Wahrheiten, sondern um ihren (erhofften) eigenen Bedeutungszuwachs. Meist agieren sie in einem Netzwerk von Menschen, die ähnlich ticken.

Sind sie Intriganten? Nur dann, wenn sie andere Menschen denunzieren. Tatsächlich agieren diese Akteure meist nicht böswillig, sie wollen sich eher durch Tratsch und ihren vermeintlichen Wissensvorsprung wichtig machen. Und was, bitteschön, lässt sich gegen das Weitertragen von Informationen - ein im Übrigen zutiefst menschlicher Zug - einwenden? Davon lebt der berühmte Flurfunk, der zur Kultur und dem sozialen Zusammenhalt von Organisationen mehr beiträgt als schöngefärbte Leitbilder.

Indiskretion ist nicht tolerabel

Trotzdem sollten Führungskräfte im Umgang mit solchen Kolleginnen und Kollegen vorsichtig sein und im Kopf behalten, dass hier die Diskretion schnell auf der Strecke bleibt. Wer mit solchen - nennen wir sie Informanten - im Team zusammenarbeitet, sollte bedenken, dass Dinge nicht vertraulich behandelt, sondern weitergegeben werden, oft noch mit einer hinzugedichteten Volte. Es ist besser, diese Mitarbeiter nicht in sensible oder gar private Belange einzubeziehen, etwa in einen Streit mit anderen Kollegen.

Mein Tipp: Arbeiten Sie mit solchen Leuten nur bezogen auf gemeinsamen Projekte und Aufgaben zusammen. Und hüten Sie sich davor, in Gegenwart dieser Plaudertaschen Urteile über Dritte auszusprechen oder den Sinn und Unsinn der Jahresplanung Ihrer Organisation zu diskutieren. Solche Mitarbeitende ins Vertrauen zu ziehen, ist ein No-go. Klingt banal? Nicht, wenn man bedenkt, dass es genau diese Mitarbeiter sind, die alle Tricks anwenden, um andere ins Vertrauen zu ziehen.

Chef muss aktiv eingreifen

Sind Sie die Führungskraft, dann greifen Sie aktiv ein, wenn Informanten der Teamstruktur oder Ihrer eigenen Stellung schaden. Stellen Sie dann - idealerweise vor dem gesamten Team - Dinge klar und räumen Sie Gerüchte vom Tisch. Nur wenn Sie mit hundertprozentiger Sicherheit wissen, wer die zweifelhaften Themen verbreitet, sprechen Sie klar und direkt mit dieser Person. Zeigen Sie auf, welche Verhaltensweisen und Werte Sie von Ihren Teammitgliedern erwarten. Sicher, das wird nur bedingt Aussicht auf Erfolg haben, aber Sie erreichen, dass der Informant fortan vorsichtiger agieren muss.

Ansonsten rate ich zu Gelassenheit: nicht nur, weil Menschen ohnehin recht schnell spüren, ob ihr Gegenüber integer ist oder nicht, sondern auch, weil Informanten es in aller Regel schwer haben, in der Hierarchie aufzusteigen - trotz ihres Wunsches nach maximalem Einfluss. Daher hält sich der Schaden, den diese Kollegen durch das indiskrete Streuen von Gerüchten und Informationen anrichten, meist in Grenzen. Mit klarer Kommunikation lässt sich das einfangen. Und je mehr den Mitarbeitenden klar wird, wie Tratschende vorgehen, desto weniger werden sie ihnen erzählen. Irgendwann geht den Plappermäulern dann der Saft aus.

Sie haben einen Nörgler im Team? Lesen Sie hier, wie man solche Kollegen ausbremst!