Das sind beunruhigende Nachrichten von der größten Polizeibehörde Europas, aus Berlin. Doch wer die Räumlichkeiten der Berliner Polizei kennt, wundert sich darüber kaum. Öffentliche Armut herrscht hier überdeutlich vor.
In Berlin könne in diesem Sommer das Rechenzentrum der Berliner Polizei wegen mangelnder Kühlung ausfallen, damit wäre der Notruf 110 nicht mehr erreichbar. Das meldeten die Zeitungen „Berliner Zeitung" und „Berliner Morgenpost" übereinstimmend. Und das bestätigte auch eine Sprecherin der Berliner Polizei gegenüber CIO.de.
Schon voriges Jahr Überhitzung von Platinen
In einem Schreiben des Polizeipräsidiums an die „Berliner Immobilienmanagement GmbH" (BIM), den Vermieter der Räumlichkeiten am Platz der Berliner Luftbrücke in Berlin-Tempelhof, warnen die Verantwortlichen vor den Folgen von Schlendrian im Rechenzentrum. Im dortigen Bauteil „K1" stehen die Leitstellentechnik und die Server der Notrufannahmestelle. Die BIM ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft des Landes Berlin.
In dem Schreiben, das CIO.de vorliegt, heißt es: „Die Kälteversorgung der erforderlichen Technikräume ist seit Jahren problematisch. Als es im Sommer vergangenen Jahres im Rechenzentrum infolge einer massiven Störung der Kälteversorgung zu einer Überhitzung von Platinen und in deren Folge zu einer größeren Störung der Leitstellentechnik kam, konnte eine temporäre Entlastung nur durch den Betrieb des Notfallkältegerätes der Fachabteilung Information und Kommunikation erreicht werden", schreiben die Verfasser von der Polizei.
Die Kältemaschinen seien zwar in der Zwischenzeit repariert worden, doch die Verteilung der Kaltluft im Rechenzentrum sei nach wie vor „unzureichend". Die Polizei mahnt deswegen dringenden Handlungsbedarf an. Die Kälteversorgung müsse optimiert werden, die vorhanden alte Steuerungs-, Kälte- und Lüftungstechnik müsse erneuert werden.
Hierzu sei bereits eine umfassende Bestandsaufnahme der Klimaversorgung erfolgt. Jedoch müssten vor Beginn des Sommers die bestehenden Probleme auch angegangen werden. Hier sieht die Polizei offenbar keine Umsetzung der vorgelegten Pläne durch den Vermieter. Dazu war zwar die Ausarbeitung von Projektvereinbarungen vereinbart, diese seien allerdings bislang nicht vorgelegt worden. Eindringlich warnt das Schreiben: „Vom Funktionieren der Klimatechnik hängt die Sicherstellung des Notrufs der Berliner Polizei ab. Ein Ausfall der Technik führt zu einem Ausfall des Notrufs 110."
Horrorszenario: Bei Hitze ist kein Notruf möglich
Nach den Berichten in den Berliner Medien gab es ein inzwischen ein kurzfristiges Treffen zwischen dem städtischen Immobilienverwalter BIM und Vertretern der Berliner Polizei, bestätigte die Sprecherin der BIM, Katja Cwejn, gegenüber CIO.de. „Kurzfristig", das heißt wohl noch im Monat Juli, sollen nun in den Rechenzentrumsräumen mobile Kühlaggregate aufgestellt werden. „Uns hatten bislang noch wichtige Daten gefehlt, es gab wohl auch ein Kompetenzwirrwarr", begründete die Sprecherin die Verzögerungen.
Langfristig solle die Anlage komplett erneuert werden, sagte Cwejn. Der Bereich Property Management des Vermieters will die Aufträge ausschreiben, die Polizei dringt in ihrem Schreiben auf eine freihändige Vergabe, damit der Betrieb aufrecht erhalten werden kann. Da die Kosten einer solchen Investition aber über einer Million Euro liegen, sieht die BIM dafür keine Möglichkeit. Cwejn: „Das muss nach der Berliner Vergabeordnung ausgeschrieben werden."
Erst während der Winterkälte im Februar dieses Jahres, so die Berliner Morgenpost, war in der Einsatzleitzentrale im Polizeipräsidium die Heizung teilweise defekt, bis sie schließlich komplett ausgefallen sei. Die dort arbeitenden Beamten griffen zur Selbsthilfe und brachten sich von zuhause lange Unterhosen und Heizlüfter mit.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO.