"Vom Himmel hoch, da komm ich her" - das Weihnachtslied bekam auf der grünen Wiese hinter dem Bonner Post Tower eine ganz reale Bedeutung. Geräuschlos flog eine Minidrohne am Montag mit einem DHL-Paket über den Rhein und schwebte bei der Post-Zentrale exakt auf die Zielmarkierung. Es war der erfolgreiche Jungfernflug des "DHL Paketkopters", mit dem die Deutsche Post DHL ein Zukunftsszenario aufzeigte - Luftpost der anderen Art.
Natürlich war die Drohne mit dem DHL-Packset auch eine Antwort auf Amazon. Der Gründer und Chef des weltgrößten Onlinehändlers, Jeff Bezos, hatte vor einigen Tagen eine Paket-Drohne aufsteigen und den Oktokopter vor einem Haus landen lassen. Post-Vorstandschef Frank Appel dürfte der spektakuläre PR-Coup mächtig geärgert haben. Umso mehr, als die Deutsche Post auch schon seit einiger Zeit an dieser Variante einer Zustellung durch unbemannte Fluggeräte forscht und auch schon früher zu der "Luftnummer" in der Lage gewesen wäre.
"Drohne" klingt wegen der militärischen Nutzung in den Ohren vieler Bürger negativ. Das will der Bonner Konzern mit dem Namen "Paketkopter" vermeiden. Beim Zuschauer löste der Premierenflug eine Gefühlsmischung zwischen bewunderndem Staunen und Unbehagen über die Folgen der Zukunftstechnik aus. Die Vögel schreckten jedenfalls bei Sicht des unbekannten Flugobjekts auf und flatterten in Schwärmen davon.
Noch ist die Drohnen-Zustellung keine neue Wettbewerbsfront, sondern Zukunftsmusik. Das machte auch Post-Manager Ole Nordhoff klar: "Das ist ein Forschungsprojekt, und hier stehen wir erst ganz am Anfang." Eine Umsetzung sei noch "reine Spekulation". Zunächst werde es um Weiterentwicklung und Tests gehen. "Grundsätzlich ist das eine spannende Technologie." Eine Lieferung wäre nicht an die Straße gebunden und könne auch sehr schnell erfolgen.
Klingelt bald kein Paketbote mehr? "Das sehe ich nicht", sagte Nordhoff. Derzeit denken die Manager bei der Post eher an Ausnahmefälle - etwa bei Sendungen von eiligen Medikamenten oder in entlegene Gebiete.
Zunächst einmal muss die Technik ausgereifter werden, damit etwa auch mehrere Kilogramm schwere Pakete befördert werden können. Dann türmen sich viele rechtliche Hemmnisse auf. So ist auch fraglich, ob ein geschäftsmäßiger Drohnenverkehr in Massen über Wohngebieten überhaupt genehmigt wird. Wieso sollten dann etwa Pizza- oder Döner-Drohnen nicht erlaubt sein? Ganz abgesehen davon, dass ein hoher technischer Aufwand für ein einziges Päckchen sich auch wirtschaftlich rechnen müsste.
Jetzt in der Weihnachtszeit liefert DHL täglich rund acht Millionen Pakete aus. Es sind vor allem Online-Bestellungen. Fast aus dem Stand heraus hat sich ein Milliardenmarkt entwickelt. Und die bestellten Waren - vom Buch über Schuhe bis zum Kühlschrank - müssen ausgeliefert werden. Die großen Paketdienste und Onlinehändler sind auf der Suche nach neuen technischen Lösungen - für Post-Chef Appel der Schlüssel zum Erfolg.
In Bonn wurde ein sogenannter Quadrokopter mit vier Rotoren getestet, den DHL gemeinsam mit der Firma Microdrones aus Siegen entwickelt hat. Amazons Oktokopter fliegt mit acht Rotoren. Die Post-Variante wiegt etwa 2,5 Kilogramm und kann bisher eine Ladung von etwa einem Kilogramm befördern. Dieses Gewicht hatte auch das Päckchen mit Arzneimitteln, das in zwei Minuten von einer Bonner Apotheke auf die andere Rheinseite zum Post Tower befördert wurde. Schon im nächsten Jahr sei auch eine Drei-Kilo-Ladung möglich, sagte Nordhoff.
Der elektrisch angetriebene Paketkopter wurde von zwei Steuermännern am Boden mit Sticks über Funksignale ins Ziel gelenkt. Dies geschah aufgrund von besonderen Sicherheitsauflagen für die ersten Testflüge. Technisch wäre laut Nordhoff auch bereits eine GPS-Steuerung möglich gewesen. Der Prototyp könne mehr als eine Stunde fliegen - und das bis zu 50 Stundenkilometer schnell. (dpa/rs)