Der Vorstandsvorsitzende der Postbank Wulf von Schimmelmann kann mit seinem IT-Vorstand Dirk Berensmann zufrieden sein. Zwar liegt die Vertragsunterzeichnung mit der Deutschen Bank deutlich hinter dem internen Zeitplan, allerdings macht das Geschäft die Postbank nun zu einem der größten Zahlungsverkehrabwickler in Deutschland. Der Marktanteil der Bank beim Transaction Banking steigt damit auf mehr als 15 Prozent.
Der aktuelle Vertrag sieht vor, dass die Deutsche Bank-Tochter DB Payments von der Postbank-Tochter Betriebscenter für Banken (BCB) übernommen wird. Allerdings behält die Deutsche Bank Teile des grenzüberschreitenden Zahlungsverkehrs. Bereits am 11. März hatte die BCB die erst im September vergangenen Jahres gegründete Dresdner Zahlungsservice GmbH geschluckt. Diese Transaktion war mit dem Abbau von fast der Hälfte der bisher rund 1200 Stellen verbunden.
Massiver Personalabbau
Auch für die DB Payments ist ein deutlicher Aderlass beim Personalbestand geplant. Genaue Zahlen wollten beide Banken gegenüber CIO Online jedoch nicht nennen. Zurzeit arbeiten für die Deutsche Bank-Tochter noch 950 Vollzeitkräfte an neun Standorten. Bis zu zwei Drittel der Beschäftigten könnten ihren Job verlieren. Eine Konzentration der Standorte sei ohnehin geplant gewesen, sagt Unternehmenssprecher Klaus Thoma. Die Deutsche Bank hatte bereits wegen des Rückgangs des beleghaften Zahlungsverkehrs den Abbau von 300 Stellen in Hamburg, München, Ludwigsburg, Nürnberg, Berlin und Bielefeld beschlossen. Erhalten werden sollten nur die Standorte in Frankfurt und Leipzig. "Zu dieser Vereinbarung steht auch die Postbank", so Hartmut Schlegel von der Postbank.
Die Postbank gilt als der große Gewinner im Zahlungsverkehrgeschäft. Die Deutsche und die Dresdner Bank hatten fast drei Jahre ohne Erfolg über eine Zusammenlegung verhandelt. Dann wurden bereits im Oktober vergangenen Jahres die ersten Vorverträge mit der Postbank abgeschlossen. Künftig wird die Postbank die Zahlungsaufträge der Kunden von Deutscher und Dresdner Bank bearbeiten und ihnen Kontoauszüge zusenden. Grund für den Verkauf sei, dass der Zahlungsverkehr kein Unterscheidungsmerkmal im Wettbewerb sei, hieß es damals bei den Großbanken. Durch die Übernahmen erwartet die Postbank ein Volumen von 5,7 Milliarden Transaktionen jährlich. Dazu steuern die Deutsche Bank 1,7 Milliarden und die Dresdner rund eine Milliarde bei.
Konsolidierung im Zahlungsverkehr
Damit dürfte Startschuss für eine Konsolidierung im Zahlungsverkehr gefallen sein. Die Postbank bezeichnet sich selbst als effizientesten Anbieter auf diesem Gebiet. Sie hat diesen Bereich zentralisiert und sechs Zentren für den beleghaften Zahlungsverkehr aufgebaut. Künftig sollen drei Zentren (Hamburg, Dortmund und München) für die Postbank und die drei anderen in Berlin, Frankfurt und Leipzig für die Partner arbeiten.
Geheimwaffe SAP
Für die Abwicklung des Zahlungsverkehrs setzt die Postbank auf eine Software, die das Unternehmen gemeinsam mit SAP entwickelt hat. Mit ihr soll sich die Verarbeitungsgeschwindigkeit der Buchungen von Girokonten verdoppeln. Dadurch könnten sich die Kosten beim Transaktionsbanking um 30 Prozent verringern. Erstmals sollen Banken nun die Möglichkeit haben, Buchungen rund um die Uhr vorzunehmen. In das Projekt seien etwa 200 Millionen Euro investiert worden, so das Unternehmen. Innerhalb von drei Jahren sollen sich die Kosten amortisiert haben.
Das Transaktionsgeschäft soll neben dem Privatkundengeschäft das zweite strategische Standbein der Postbank werden. Das Unternehmen ist mit 11,5 Millionen Kunden die größte Retailbank Deutschlands. Die Postbank erwartet aus der Kooperation mit den Großbanken in den nächsten zwei bis drei Jahren eine Steigerung ihrer Bruttoerträge um 10 bis 20 Prozent. Noch wird jedoch kein Ergebnisbeitrag ausgewiesen.
Größter Gesamtanbieter im Zahlungsverkehr bleiben die Sparkassen und Landesbanken mit einem Marktanteil von rund 37,5 Prozent. Allerdings wickeln sie ihren Zahlungsverkehr nicht auf einer gemeinsamen Plattform ab. Zweitgrößter Anbieter bleibt weiterhin die DZ Bank. Sie hatte erst im vergangenen September ihr Transaktionsinstitut für Zahlungsdienstleistungen (TAI) gestartet. Das Unternehmen bietet seine Dienste ebenfalls Dritten an und hatte auf Deutsche und Dresdner Bank als Kunden gehofft. Nun ist das TAI ins Hintertreffen geraten. In der Branche wird sogar schon über Gespräche mit der Postbank spekuliert. Dies wollte ein Postbank-Sprecher jedoch nicht kommentieren.
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