In Firmen mit zehn bis 250 Beschäftigten herrscht laut des britischen Marktforschers Quocirca eine "grob vereinfachende Sicht auf die verfügbaren Möglichkeiten an Internet-Konnektivität" vor. Und das, obwohl sich Internet in den vergangenen Jahren fast in jedem Haus zu einem unverzichtbaren Element entwickelt habe. Zwei Drittel der KMU seien seit mehr als fünf Jahren online, von diesen wiederum sei für die Hälfte die kommerzielle Nutzung des Internets Teil einer formalen Business-Strategie.
Auch außerhalb der Welt der großen Konzerne ist das World Wide Web also längst mehr als ein Medium, in dem man in Form eine Homepage eine werbeprospekt-artige Visitenkarte hinterlässt und E-Mails hin und her schickt. Ein Drittel der befragten Unternehmen verkauft laut Quocirca seine Produkte mittlerweile auch online, mehr als ein Viertel nutzt VoIP, ein Sechstel arbeitet mit irgendeiner Form von Video-Botschaften im Firmen-Netzwerk und fast 40 Prozent lassen ihre Daten im Notfall über Remote-Recovery retten.
Somit beschreiten auch viele kleine und mittlere Unternehmen mit VoIP und Web-Konferenzen einen Weg, der irgendwann hin zu Unified Communications (UC) führen könnte. Doch die Mehrheit stößt dabei an eine Grenze aus fehlendem eigenen Verständnis für Konnektivitäts-Optionen und mangelnder Bereitschaft, auch einmal den Provider zu wechseln.
Zwar geben der Studie zu Folge die meisten Befragten an, sie wüssten über die Angebots-Palette der Internet Service Providers (ISPs) Bescheid. Doch nur ein Drittel verstehe beispielsweise, welche Vorteile eine symmetrische DSL-Verbindung (SDSL) gegenüber einer asymmetrischen (ADSL) bietet - nämlich eine beim Upload genauso große Bandbreite wie beim Herunterladen.
Eine ebenso kleine Minderheit habe die Vorzüge eine Low Contention-Rate korrekt identifiziert, heißt es in der Studie. Es sei davon auszugehen, dass dieser eingeschränkte Blick sich auf das Service-Niveau beim künftigen Einsatz von VoIP oder Web-Konferenzen auswirke.
Unternehmen beklagen unverständlichen IT-Jargon
Fast ein Viertel der Befragten beklagt den in der IT-Welt benutzten Jargon. Überwiegend halten sie die Informations-Technologie für allzu komplex. Einige gehen sogar davon aus, dass IT-Experten bewusst verwirrende Begriffe gebrauchen.
Wenig verwunderlich, dass die KMUs unter diesen Bedingungen also Unterstützer benötigen. Besonderes Vertrauen bringen sie hier offenbar den ISPs entgegen. Diese sind eine bevorzugte Informationsquelle für die Firmen. Zu Fragen über Internet Services suchen die meisten zwar erst einmal mit Hilfe einer Internet-Suchmaschine selbst nach einer Antwort.
Der nächste Schritt ist dann allerdings schon die Anfrage an ihren ISP – noch bevor beispielsweise ein Kollege zu Rate gezogen wird. Externe Berater, Analysten oder Medien folgen weit dahinter. Dieses Grundvertrauen spiegelt sich auch darin wieder, dass 90 Prozent der Befragten derzeit überhaupt nicht an einen Provider-Wechsel denken.
KMUs scheuen in IT-Fragen offenkundig Abenteuer und denken in erster Linie konservativ. Von Internet-Dienstleistern erwarten jeweils mehr als 60 Prozent unbedingt Verlässlichkeit, Sicherheit und Business Support. Im Gegensatz dazu schreibt nur ein Fünftel der Bandbreite höchste Bedeutung zu.
Ihre vorherrschende Anhänglichkeit an Provider ihres Vertrauens und ihre bedachtsame Prioritäten-Setzung hindern die Firmen daran, mit voller Kraft auf Kommunikations-Mittel wie VoIP oder Web-Konferenzen zu satteln. Andererseits ist ein wachsendes Interesse daran unverkennbar. Ein Drittel der Befragte setzt VoIP bereits ein oder plant dies noch in diesem Jahr. Bei Video-Konferenzen ist es rund ein Viertel.
Quocirca empfiehlt vor diesem Hintergrund eine größere Aktivität, die die Informations-Defizite der Manager in diesen Unternehmen durchaus einkalkuliert. Die IT-Verantwortlichen sollten sich Provider suchen, die ihren verschiedenen Angebote in Business-Vokabular beschreiben und deren Nutzen anschaulich machen können. Und sich beispielsweise über VoIP-Trends ständig auf dem Laufenden halten.
345 Unternehmen befragt
Im Auftrag von Easynet Connect befragte Quocirca für den Report "Soaring not Surfing" im April 2008 insgesamt 345 Firmen.