David Roosen: Erst die Promotion, dann das Praktikum
Als sich David Roosen für ein Praktikum bewarb, löste das bei manchen, die davon hörten, Verwunderung aus, hatte er doch den Doktortitel in theoretischer Physik in der Tasche. DB Systel, der IT-Dienstleister der Deutschen Bahn in Frankfurt am Main, fand die Idee jedoch keineswegs abwegig.
Physikstudium in Aachen, einem Studienjahr in Madrid, Diplom und Promotion an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main interessierte ihn die IT-Branche. "Ich hatte während meines Studiums schon programmiert, und Studienkollegen waren ebenfalls in die IT gewechselt.
Mit einem Praktikum wollte ich ausprobieren, ob es das Richtige für mich ist. Wie das später in meinem Lebenslauf aussieht, daran habe ich nicht gedacht", sagt der heute 31-Jährige. Einige Kommilitonen arbeiten für die Deutsche Bahn in der Fahrplanerstellung, deshalb schaute sich Roosen auf den Bahn-Karriereseiten um. Im Juli 2010 begann er sein sechswöchiges Praktikum bei DB Systel.
Während des Praktikums wurde der Physiker zu einem Assessment-Center für ein neu initiiertes Trainee-Programm eingeladen und ausgewählt. Im September 2010 begann Roosen das einjährige Ausbildungsprogramm. " Als Trainee habe ich viele Bereiche und Kollegen kennen gelernt. In der Abteilung von DB Schenker beispielsweise konnte ich mehr über die Kundenseite lernen, das kommt mir jetzt zugute", erzählt Roosen, der heute im Projekt-Management arbeitet. "Das Trainee-Programm war der richtige Weg, mich in eine neue Welt einzuarbeiten."
"Ich wollte nach der Doktorarbeit keine akademische Laufbahn einschlagen", sagt Roosen. Nach Allerdings muss er heute selbst schmunzeln, wenn er daran zurückdenkt, dass er sich vor eineinhalb Jahren unter einem Job in der IT-Branche vor allem Programmieren vorgestellt hat. "Im Physikstudium habe ich gerne programmiert, doch die damals entwickelten Programme waren selbst gestrickt und lassen sich nicht mit der komplexen Unternehmenssoftware vergleichen. Im Projekt-Management arbeite ich an der Schnittstelle zwischen Kunden und IT, da hilft es mir, dass ich die Grundlagen kenne und verstehe. Doch das Programmieren überlasse ich heute lieber den Profis."
Sabrina Nitschkowski: Gewissheit durch das Praxis-Semester
Sabrina Nitschkowski stöberte im Internet nach einer Firma, bei der sie ihr Praxissemester absolvieren konnte. An der Hochschule Karlsruhe studierte sie seit 2008 Technische Redaktion und stieß zufällig auf ein Angebot der Münchner Firma Comet Computer. "Ich habe das Online-Formular ausgefüllt und kurz darauf eine Zusage für das Praxissemester erhalten", erinnert sich die heute 29-Jährige.
In dem kleinen Büro, das Comet Computer in Karlsruhe unterhält, fühlte sich die Studentin auf Anhieb wohl. "Ich hatte gleich das Gefühl, dass ich mit meiner Persönlichkeit gut in das Team passe", erzählt sie. "Ich habe oft sehr spontane Ideen oder ändere meine Pläne. Mein Kollegen geben mir Rückhalt, wir tauschen uns im Team aus, und es ist immer jemand da, mit dem ich über diese Ideen sprechen kann."
Bis zum Studienende im Oktober 2011 jobbte Nitschkowski als Werkstudentin für Comet. "Während des Praxissemesters habe ich an zwölf Projekten mitgearbeitet. Die Aufgaben sind kreativ und abwechslungsreich." Auch wenn ihr Schreibtisch in Karlsruhe steht, arbeitet sie immer wieder vor Ort beim Kunden: "Ich habe mich bewusst für diese Flexibilität entschieden."
Drei Tage nach dem Bachelor-Abschluss begann sie in dem bekannten Umfeld mit der Arbeit. "Wir haben keine starren Hierarchien, dafür viele Freiheiten, die auch Verantwortung mit sich bringen. Mir gefällt diese Mischung gut. Ich komme morgens gern ins Büro." Die Berufsanfängerin schätzt auch die flexiblen Arbeitszeiten: "Ich muss mein Privatleben nicht dem Arbeitsleben anpassen. Wenn es das Projekt erlaubt, kann ich mir einen halben Tag frei nehmen und dafür an einem anderen Tag länger arbeiten."
Nicola Brauer: Vom Praktikum zum ersten Job
Nicola Brauer hat an der Hochschule Ingolstadt Technische Informatik studiert. Natürlich war der dort ansässige Autobauer ein Thema in Studentenkreisen. "Audi hat einen guten Ruf, und ich konnte mich mit dem Produkt identifizieren", sagt die Informatikerin, die aber mit Softwareentwicklung weniger am Hut hat. Während eines Praktikums bei Audi konnte sie sich eine eigene Meinung bilden. "Die tägliche Arbeit hat mir gefallen, das Unternehmen ist international, und es gibt viele Weiterbildungsmöglichkeiten", zählt sie einige Vorteile auf. Auch ihre Diplomarbeit konnte sie dort verfassen.
Als Brauer 2010 den Abschluss in der Tasche hatte, war es für sie selbstverständlich, sich beim Autobauer nach einer Festanstellung umzusehen. Das hat auch geklappt, mittlerweile arbeitet Brauer in einer anderen Abteilung und in einem internationalen Projekt. Nach nur einem Jahr wurde sie zur Projektleiterin befördert. "Ich unterstütze andere Standorte in der Personaldatenabrechnung im SAP-HCM-Umfeld. Die Arbeit macht mir großen Spaß." Ihre Entscheidung für Audi hat die 25-Jährige nicht bereut. Sie ist sich sicher, dass der Konzern ihr noch einiges zu bieten hat.
Stephan Martin: Karriere ohne Examen
Stephan Martin erinnert sich noch gut an die Zeit der "bunten Bilder auf Bildschirmen", wie er es nennt: 1993, als Internet noch nach Alchemie klang und den jungen Medizinstudenten mehr faszinierte als die Anatomievorlesung. Zwar legte er Prüfungen ab, doch irgendwann kam er an den Punkt: Wie sag ich es meinen Eltern?
"Ich habe zunächst das Studienfach gewechselt und Informatik studiert." Doch um die Jahrtausendwende entschied sich der heute 37-Jährige, der viele Jahre als Werkstudent gearbeitet hatte, gegen einen Studienabschluss. Nach einigen Jahren bei Suse in Nürnberg stand er 2005, als das Unternehmen an Novell verkauft wurde, vor der nächsten Entscheidung: "Soll ich zu einem internationalen Konzern wechseln und dort die Nummer 3728 sein oder lieber in einer kleinen Firma anheuern, wo ich etwas bewegen und aufbauen kann?"
Wenn Martin sich daran erinnert, klingt es mehr nach einer rhetorischen Frage als nach einem Konflikt. "Es ist deutlich spannender, für eine kleine Firma zu arbeiten", erklärt er. Deshalb entschied er sich mit einigen anderen Suse-Kollegen, als Team zu der erst 1998 gegründeten Firma Open-Xchange zu wechseln. Das im westfälischen Olpe angesiedelte Unternehmen bot den Ex-Suse-Leuten an, im eigenen Büro in Nürnberg zu arbeiten: "Ein Umzug nach Olpe war nie eine Option."
Jedes Teammitglied organisiert sich selbst, Martin fungiert offiziell als Office-Chef in Nürnberg und kann sich auf seine Aufgaben Consulting und Pre-Sales konzentrieren. Mit seinem Job ist er zufrieden. Pläne, irgendwann in einen größeren Konzern wechseln, hat er nicht. "Ein Restaurant managen, das könnte ich mir dagegen gut vorstellen." (Computerwoche)