Studenten rufen E-Books ab, lösen in einer laufenden Vorlesung Kurzaufgaben des Professors und geben während der Veranstaltung durch elektronische Umfragen Rückmeldungen: Das gibt es seit Anfang dieses Semesters an der Universität Kassel beim Projekt „Mobiles Lernen". CIO.de berichtete bereits über den Start des Projekts in dem Artikel "Kostenlose iPads für Studenten".
Der Vizepräsident und CIO der Hochschule, Professor Alexander Roßnagel, zog jetzt ein positives Zwischenfazit: „Inhalte und Formen der Lernmaterialien konnten ausgeweitet werden, dabei wurden besonders Videos als hilfreich eingeordnet, aber auch andere Selbstlernmaterialien positiv bewertet", sagte er. Mit IT zu lernen und zu lehren, mache allen Beteiligten in den Großveranstaltungen einfach mehr Spaß, hieß es beim Zwischenfazit der Universität. Rechts- und Gesellschaftswissenschaftler lesen nun häufiger außerhalb der Vorlesung juristische und politologische Texte oder schlagen Informationen nach.
Der Einsatz der mobilen Geräte mache das Studium insgesamt spannender und interessanter, berichtet der Wissenschaftliche Mitarbeiter René Wegener im Gespräch mit CIO.de. „Die gefühlte Interaktivität gefällt den Studierenden." In den Vorlesungen komme es jetzt öfter zu Abstimmungen über einzelne Fragen, einige Studenten schreiben auch eigene Blogs über ihr Studium", sagte Wegener. Natürlich würden die Geräte auch zwischen den Univeranstaltungen zur Entspannung und zum Surfen genutzt.
Fast überall auf dem Campus der Uni Kassel ist es jetzt möglich, nach Literatur zu suchen, Datenbanken abzurufen, sich versäumte oder gerade übertragene Vorlesungen anzuschauen, sich zu den Räumen von Lehrveranstaltungen führen zu lassen oder einfach befreundete Studenten zu finden.
„Die Professoren mussten sich aber erst einmal daran gewöhnen, dass ihre Studenten jetzt so viel Wissen ständig dabei haben, wofür man früher ganze gedruckte Bibliotheken brauchte", sagt Wegener. Praktische: Neueste Gerichtsurteile und ganze Fallsammlungen habe man während der Veranstaltungen auf dem Tablet-PC stets zur Verfügung.
Noch mehr Tablet-PCs gibt es im Wintersemester 2011/12
Die Anzahl der Geräte soll im kommenden Wintersemester 2011/12 noch einmal aufgestockt werden, welche genau angeschafft werden sollen, sei aber noch nicht entschieden, sagte Wegener.
Später sollen dann alle Geräte in einen freien Pool des IT-Servicezentrums überführt werden, die Geräte könnten dann von Studenten, die sich kein eigenes Gerät leisten können oder wollen, ausgeliehen werden („sozialer Ausgleich"). Die Uni erwartet, dass sich ab dem Wintersemester 2012/13 Tablet-Rechner soweit am Markt durchgesetzt haben, dass viele Studenten dann sowieso über eigene Endgeräte verfügen werden.
Die Projektteilnehmer der Uni Kassel wollen die Nutzung der Geräte weiter evaluieren und auch noch einmal die Professoren und Studenten zur Nutzung und zu ihrer Zufriedenheit befragen. Auch die Apps, die man selber programmiert hat, sollen weiter überarbeitet werden. Professoren der Fachbereiche Elektrotechnik und Informatik sowie Wirtschaftswissenschaften hatten für die speziellen Anwendungen an die Lehre plattformunabhängige Apps programmiert.
Wegener: „Die Infrastruktur muss teilweise ebenfalls weiter verstärkt werden, etwa in der Mensa, der Cafeteria und der Unibibliothek, denn der Einsatz der Geräte stellt hohe Anforderungen an das Netz." Für über 300.000 Euro will die Universität Kassel in den nächsten Jahren das bestehende WLAN-Netz auf dem Campus erweitern. Insgesamt 480 Access Points will Cisco Systems erneuen. Zudem hat die Telekom das UMTS-Netz in Kassel ausgebaut, so dass das Stadtgebiet vollständig abgedeckt ist.
Für die Universität Kassel ist die mobile Hochschule ein langfristiges Projekt, es wird ermöglicht durch Tablet-Computer wie das iPad von Apple oder den Cius von Cisco.
Apple, Cisco und die Deutsche Telekom fördern das mobile Lernen
„Gemeinsam mit den Unternehmen Apple, Cisco Systems und die Deutsche Telekom hat die Hochschule ein bundesweit einmaliges Projekt gestartet, um neue Formen des Lehrens und Lernens zu entwickeln und zu erproben", sagte Uni-Präsident Professor Rolf-Dieter Postlep zu Beginn vom „Mobilen Lernen".
Für das dreijährige Projekt stehen über 500.000 Euro zur Verfügung. Finanziell unterstützt wird es vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Für die Studierenden in Kassel ist das Angebot kostenlos, sie müssen nur die Kosten der UMTS-Flatrate tragen.
Quelle: CIO.de