Wenn Aldi, Lidl und Netto die Preise purzeln lassen, freuen sich die Verbraucher. Nicht anders geht es CIOs, wenn sich Microsoft, Google, IBM und Cisco eine Preisschlacht liefern. Im Markt für cloud-basierte E-Mail ist sie längst im Gange, wie eine neue Studie von Forrester feststellt. Das Schnäppchenangebot lautet 5 US-Dollar monatlich je Nutzer für eine Mailbox.
Das Schöne für die Anwender ist, dass das Prinzip Discounter auch für Cloud-Mail gelten dürfte: Sind die Preise einmal gestürzt, bleiben sie unten. Forrester-Analyst Ted Schadler geht jedenfalls davon aus. Zwar sei cloud-basiertes E-Mailing nicht automatisch billiger als der Einsatz klassischer Lizenzlösungen. Aber in den meisten Fällen eben doch. „Und es wird immer so sein“, prophezeit Schadler. „Selbst Fortschritte in der Speicher-Technologie und fallende Lizenzkosten würden On-Premise-E-Mail nicht günstiger machen als Cloud-Lösungen.“
Was sich in dem Marktsegment abgespielt hat, ist aus Sicht von Forrester „einfach nur erstaunlich“: eine Preissenkung um die Hälfte innerhalb kürzester Zeit. Dabei wurde die Schlacht bereits im Februar 2007 eröffnet. Wenig überraschend ging der Angriff von Google aus, dass seine Apps Premier Edition für 50 Dollar jährlich – also 4,17 Dollar monatlich – anbot und den üblichen Marktpreis für E-Mailing laut Schadler um den Faktor Zwei bis Drei unterbot.
Dieser Schlag bereitete den Wettbewerbern offenbar Schmerzen, die erst nach einer Weile richtig spürbar waren. Erst Ende 2009 jedenfalls senkte Microsoft den Mailbox-Preis für Exchange von 10 auf 5 Dollar monatlich. IBM mit LotusLive und Cisco mit WebEx folgten mit ähnlichen Schritten, wodurch sich ein nahezu einheitlicher Preis herausschälte: Pro Nutzer kostet eine Mailbox also etwa 5 Dollar monatlich und bietet typischerweise 25 GigaByte Speicherplatz.
"Die Cloud-E-Mail-Anbieter haben Preisparität erreicht“, bemerkt Schadler. Früher habe sich dieser Markt vergleichsweise verschlafen dargestellt – mit Microsoft, IBM und Novell an der Spitze und vielen Anbietern im Schlepptau. Umso umkämpfter ist er heute: einer von mehreren Schauplätzen, auf denen die vier großen Collaboration-Anbieter miteinander ringen.
On-Premise vs. Cloud: 17,83 Dollar vs. 11,33 Dollar
Aufgemischt wird der Markt nach Forrester-Einschätzung derzeit vor allem von Cisco. Der jüngste Mitspieler bietet nassforsch Blackberry-Support für 1 Dollar monatlich an und läutete die nächste Runde im Schlagabtausch ein. „Eine enorme Preissenkung für einen Markt, auf dem 7 bis 10 Dollar monatlich pro User für eine vollständige Blackberry Enterprise Server-Lizenz gezahlt wurden“, findet Schadler.
Für Cloud-E-Mail gilt aber noch der fast einheitliche 5-Dollar-Preis. Dafür biete jeder Anbieter besondere Stärken an, so Schadler: Googlemail integriert Collaboration-Tools wie Sites, Docs, Talk und Video; außerdem kann über HTML5 auch offline ins Postfach geschaut werden. IBM bietet eine verschlankte Lösung mit niedrigeren Service-Levels für 3 Dollar an. Microsoft unterbietet das sogar mit ähnlichen Angeboten für 2 Dollar und punktet obendrein damit, dass die hauseigenen Cloud-Dienste mit für viele Anwender vertrauten Lösungen wie Outlook kombiniert werden können.
Bei alldem geht es aber immer nur um den Preis für eine Mailbox. Forrester habe bereits vor langem festgestellt, dass kaum ein Unternehmen über die tatsächlichen Ausgaben für E-Mailing im Bilde sei, so Schadler. Die Marktforscher entwickelten deshalb ein eigenes umfassendes Kostenmodell, das Hardware, Software, Wartung, Upgrades, Personal, Speicherplatz, Filter, Mobilität sowie Finanzierungs- und Stromkosten berücksichtigt.
Auf dieser Grundlage lassen sich die tatsächlichen Ausgaben pro Nutzer in einem Unternehmen mit 15.000 Mitarbeitern auf 11,33 Dollar monatlich beziffern. In einer Firma mit 45.000 Mitarbeitern sind es 9,45 Dollar. Die Vergleichswerte für On-Premise-E-Mail: 17,83 und 13,32 Dollar.
Dieser Vergleich, der Archivierung und Smartphone-Support außer Acht lässt, zeigt deutlich den Kostenvorteil von Cloud-E-Mailing. Solange man keine 50.000 Mitarbeiter mit hochgradig zentralisierter E-Mail-Plattform beschäftige oder in hohem Maße veraltete Hardware und Software nutze, sei die Cloud immer billiger, betont Schadler.
Sicherheit und Funktionalität haben ihren Preis
Allerdings ist es in der Wolke nicht anders als beim Einkaufen. Da können die Produkte im Discounter noch so günstig sein, manchmal will man Qualitätsware zu höheren Preisen. Und so weist Forrester auch darauf hin, dass bei allen preislichen Vorzügen Sicherheitsaspekte und eingeschränkte Funktionalitäten eben nicht unbedingt für Cloud-Lösungen sprechen.
Detailliert stellt Forrester die Lage in der Studie "Four Giants Compete for your Cloud e-mail Business" dar.