Sie basteln sich Business Mashups, indem sie Firmendaten und Google-Maps in einem Programm kombinieren. Oder sie legen sich derart komplizierte Access-Datenbanken an, dass diese unter ihrer Last zusammenbrechen. Beliebt sind bei ihnen auch Lotus Notes Apps, an denen jeder User ein bisschen herumschrauben kann - bis nachher 20 ähnliche Anwendungen gleichzeitig existieren, ohne vernünftiges Life Cycle Management.
Die Rede ist von Kollegen aus den Fachabteilungen, die eigenmächtig ihre Anwendungen schreiben - das heißt auf Denglisch: End User Application Development (EUAD), in den Augen mancher IT-Abteilung sicher noch schlimmer als der DAU, der dümmste anzunehmende User. Kein Wunder. Wer sie nicht in den Griff bekommt, geht große Sicherheitsrisiken ein. Gartner prognostiziert, dass 2014 ein Drittel der Firmen, die diese User einfach walten lassen, sehr verwundbar werden, was Daten, die Integrität ihrer Prozesse und die Sicherheit angeht.
Die "Digital Natives" übernehmen
Gegen User-Entwickler anzukämpfen sei aber der falsche Weg, heißt es in der kürzlich veröffentlichen Research Note "Citizen Developers Are Poised to Grow, 2011". Gartner rät: Das Phänomen proaktiv anzugehen, um es in sichere Bahnen zu lenken. Denn EUAD habe auch Vorteile: Entlastungen einer IT, die mit knappen Ressourcen haushalten muss. Zudem wüssten die Kollegen oft besser, was eine Software genau für das Business leisten soll - auch wenn sie es nicht immer so gut erklären können.
Als Gründe für den Trend nennt Garnter verschiedene Entwicklungen: Zum einen kommen immer mehr "Digital Natives" in den Betrieb, die mit Computer und Internet aufgewachsen sind. Sie tolerieren längst nicht mehr alles, was die IT in ihren Augen falsch macht. Des Weiteren entsteht nach und nach mehr Software, die Usern das einfache Programmieren ermöglicht, wie Oracle APEX oder Zoho Creator. Die Cloud ermöglicht es, dass externe Dienstleiser diesen Prozess überwachen - und dass User ihre Schöpfungen den Kollegen bereitstellen können. Und dann ist da das liebe Geld: Dank knapper Budgets kann die IT nur selten auf spontane Bedürfnisse der Nutzer reagieren.
Gartner identifiziert vier Probleme, die durch User-Entwickler regelmäßig verursacht werden: Dass viele ähnliche Programme entstehen und dadurch kaum ein angemessenes Application Life Cycle Management möglich ist. Zudem würden gescheiterte Projekte dieser Art gerne der IT selbst angelastet. Zu guter Letzt fehle es den Usern an Wissen darüber, wie sie den Anforderungen an Performance und Sicherheit gerecht würden.
Probleme - und ihre Lösungen
Auf diese Weise lenkt die IT ihre eigenmächtigen User in sichere Bahnen:
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Ein guter Gastgeber sein: Developer Kits bereitstellen, die ohne große IT-Kenntnisse zu bedienen sind. Sie sollten hausintern verwaltet werden oder eine private Version von Programmen wie WaveMaker, LongJump oder Oracle APEX sein.
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Schulungen: Den Kollegen erklären, wie sie sichere und handhabbare Anwendungen programmieren.
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Spielwiese: In dieser geschützten Umgebung können die User testen, was sie geschrieben haben, bevor sie es anderen zur Verfügung stellen.
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Begleiten: Die IT sollte diesen Prozess begleiten und beobachten, um die großen Ressourcenfresser unter den neu entwickelten Programmen auszumachen - und notfalls einschreiten
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Übernehmen: Entstehen besonders beliebte oder sensible Apps, sollte die IT sie unter ihre Fittiche nehmen. Dafür braucht es einen geregelten Mechanismus.