Schlechte Performance-Analysen vor und nach der Implementierung

Problemkind VoIP

02.01.2007 von Tanja Wolff
73 Prozent der europäischen IT-Verantwortlichen machen sich Sorgen um die Qualität und Zuverlässigkeit von Voice over IP (VoIP). Auf der einen Seite schätzen sie die Kosteneinsparungen und Funktionen der Technik, aber andererseits bezweifeln sie die Zuverlässigkeit. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Marktforschungsunternehmens Vanson Bourne im Auftrag des Lösungsanbieters Compuware.

Der Untersuchung zufolge erstellen 39 Prozent der Firmen vor dem Einsatz kein Anforderungsprofil für die Performance von Anwendungen wie VoIP. Die Folge ist, dass sie die Auswirkung auf das Netzwerk nicht einschätzen können und dann auch nicht die notwendige Qualität und Zuverlässigkeit sicherstellen.

"Unternehmen müssen die Performance vor der Implementierung genau unter die Lupe nehmen, sonst können sie mögliche negative Auswirkungen aufgrund von Faktoren wie der Netzwerkstruktur und Anwendungskonflikten nicht abschätzen", sagt Michael Allen, Global Director of Performance Solutions bei Compuware. Die Firmen dürften bei VoIP kein Risiko eingehen, da es sich dabei um eine kritische Anwendung handle.

Laut der Studie setzen Unternehmen keine zielgerichteten Strategien ein, um die Qualität von VoIP-Anrufen nach der Implementierung sicher zu stellen. Nur acht Prozent der Firmen überwachen und steuern einzelne Anrufe. Dabei könnten Unternehmen mittels einer Analyse der individuellen Telefonate die notwendige Einsicht in das Netzwerk und darauf laufende VoIP-Gespräche erlangen. Aufgrund der Ergebnisse könnten dann auch die Qualität und Zuverlässigkeit verbessert werden.

Mehr als ein Drittel der IT-Verantwortlichen verlässt sich lieber auf das Feedback der Anwender. Diese können allerdings immer nur zurückliegende Ereignisse bewerten. Demnach werden Probleme erst dann adressiert, wenn sie bereits aufgetreten sind. 29 Prozent der Befragten testen zwar gelegentlich, verwenden aber künstliche Tests, die die Belastung im Netzwerk erhöhen. So können Probleme die zu Zeiten auftreten, in denen Techniker keine Tests durchführen, nicht erfasst werden.

Überwachung im Allgemeinen

72 Prozent der Umfrageteilnehmer überwachen das Netzwerk nur mit einem sehr allgemeinen Ansatz. Das bedeutet: Es wird nur die gesamte Auslastung des Netzes berücksichtigt. Individuelles Verhalten und Auslastung jeder einzelnen Anwendung wird nicht untersucht.

Als Folge kann die Service-Qualität von VoIP sogar dann sinken, wenn die Firma einen Class of Service innerhalb eines MPLS-Netzwerkes zugewiesen hat. Beispielsweise könnte ein größerer Delay, der durch ein Problem bei einem Netzwerkknoten verursacht wird, in einem VoIP-Gespräch übersehen werden, da VoIP nicht notwendigerweise ein hohes Volumen an Traffic erzeugt.

Diese Art der Problembehandlung spiegelt sich auch im Umgang von IT-Verantwortlichen wider. Fast die Hälfte der Befragten gibt an, mit einer großen Bandbreite auf Auslastungsprobleme im Netz zu reagieren, statt den wirklichen Ursachen auf den Grund zu gehen.

Im Auftrag von Compuware befragte Omniboss, Geschäftsbereich von Vanson Bourne, für die Studie "VoIP Quality and Reliability Research" 300 IT-Verantwortliche aus großen Unternehmen in Europa.