Thomas Hofmann, CIO bei Erdgas Südbayern, hat Spaß an seinem Job. Die permanente Herausforderung, die sich durch Marktliberalisierung und Konkurrenz ergibt, entspricht seinem Temperament. Nach eigenen Angaben hat es seine IT-Abteilung geschafft, sich bei Firmenleitung, Fachabteilungen und Controlling Respekt zu verschaffen. Kosteneinsparung geht bei Erdgas Südbayern nicht (mehr) vor Qualität der IT-Infrastruktur. Hofmanns Motto: "Mein Job besteht darin, Veränderungen möglich zu machen."
Veränderung in der IT heißt für ihn: Virtualisierung, die mehr als nur Konsolidierung bei Servern und Applikationen bedeutet. 75 Prozent des Rechenzentrums sind bereits virtualisiert, der Rest wird immer dann in Angriff genommen, wenn es Arbeit mit einem Server oder einer Applikation gibt, sei es ein Refreshment oder eine Wartung. Die IT-Infrastruktur bei Erdgas Südbayern beruht nach der Ablösung von AS/400-Systemen und -Software hauptsächlich auf Windows-Servern, auf denen unter anderem ein SAP-Abrechnungssystem, Sharepoint und Office-Programme von Microsoft sowie diverse Spezialanwendungen wie ein Geoinformationssystem für die Gasnetzsteuerung laufen.
RZ in zwei Brandabschnitten
Das Rechenzentrum ist in zwei Brandabschnitte aufgeteilt, außerdem werden die Backups in einem weiteren Gebäude aufbewahrt. Den 16 Außenstandorten werden über Citrix alle Applikationen der Zentrale zur Verfügung gestellt. Das gilt auch für die vielen Außendienstmitarbeiter und ihre Notebooks, die sich im Bedarfsfall - zum Beispiel bei der Inspektion von Leitungen vor Ort oder bei der Arbeit zu Hause - in das Rechenzentrum einwählen können.
Die Wahl von VMware für die Server-Virtualisierung ist Erdgas Bayern relativ leicht gefallen, wie Hofmann erläutert: "Wir sehen bei VMware gerade im Bereich der Hochverfügbarkeit und bei den Management-Tools für Virtualisierung deutliche Vorteile." Der Hersteller habe seinen zeitlichen Vorsprung vor den Konkurrenten dazu genutzt, sein Portfolio systematisch um neue Funktionen vor allem im Management-Bereich und bei Hochverfügbarkeit auszubauen. Diese Meinung hindert Hofmann nicht daran, Microsofts Virtualisierungsansatz aufmerksam zu beobachten. Das werde ein ganz interessanter Konkurrent, ist er sich sicher - auch bei den Management-Tools.
Schneller Neustart
An VMware schätzt Hofmann die Fähigkeit, mit einer 1:1-Virtualisierung für einen schnellen Neustart zu sorgen. So wird bei Erdgas Südbayern die geschäftskritische SAP-Applikation für CRM (Customer Relationship Management) auf einem extra dafür reservierten physikalischen Server gekapselt, ohne dass weitere Anwendungen dazugepackt werden. CIO Hofmann erklärt: "Bei unseren SAP-Systemen setzen wir auf eine 1:1-Virtualisierung: Kommt es auf einem Blade zu einem Hardwareausfall, können wir die gekapselte Applikation sehr schnell auf einem anderen Blade wieder hochfahren."
Den Zeitverlust von einer bis zwei Stunden könne man verschmerzen. Dafür erspare man sich aber die üblichen Probleme mit einem Microsoft-Cluster oder einer ähnlichen Lösung, bei denen die Anwendung komplett durchlaufen kann. Die Virtualisierungsschicht mit VMware sei ausreichend für ein Verschieben des CRM-Systems. Daneben praktiziert man noch den Einsatz von bis zu 20 oder 30 virtuellen Maschinen auf einem Server, auf denen eher unkritische Büro- oder Spezialanwendungen wie die Zeiterfassung laufen. Während es früher gang und gäbe war, dass jede Fachabteilung ihre eigenen, exklusiven Server haben wollte, auf denen keine anderen Anwendungen erlaubt waren, spielen diese Ansprüche heute keine Rolle mehr: Die virtuellen Umgebungen sind sauber voneinander getrennt. Im Resultat reduzieren sich auch die IT-Kosten: Es gibt weniger physikalische Server, auch wenn unter Microsoft-Bedingungen weiter Lizenzkosten für jede einzelne Anwendung, die auf einer virtuellen Maschine läuft, gezahlt werden müssen.
Der Übergang zu einer virtualisierten IT-Infrastruktur war nicht ohne Probleme zu haben. Hofmann betont, dass man das erforderliche Know-how nicht unterschätzen dürfe. Es muss entweder im eigenen Haus vorhanden sein oder extern eingekauft werden. Auch gute Kontakte zum jeweiligen Virtualisierungsanbieter seien hilfreich.
Anwender müssen sich auch bewusst sein, dass man mit Virtualisierung zwar eine Komplexitätsschicht auf der Hardware-Ebene entfernt, dafür aber eine neue komplizierte Ebene bei der Software einführt. Bei Erdgas Südbayern wird man jedenfalls den eingeschlagenen Weg fortsetzen: Als Nächstes, so Hofmann, steht eine umfassende Client-Virtualisierung an.