Ziel des Medienunternehmens ist es, eine komplett digitale, bandlose technologische Infrastruktur zu errichten, die die europaweite Verwertung von TV-Inhalten auf allen Verbreitungswegen ermöglicht, so eine Sprecherin. Und Vorstandschef Guillaume de Posch jubelt: "So schaffen wir die Basis für zukünftiges Wachstum und reduzieren gleichzeitig unserer IT-Kosten." Der Vertrag läuft über zehn Jahre.
Das Abkommen erstreckt sich über Teile der IT-Sparte. So wird IBM sämtliche IT-Business-Applikationen übernehmen und ausbauen. Dafür wechseln im ersten Quartal 2009 170 der rund 1.000 PSP-Mitarbeiter zum Dienstleister. Kündigungen seien "derzeit" nicht geplant, so ProSiebenSat.1. Das Medienunternehmen erwartet in den kommenden zehn Jahren Einsparungen von rund 50 Millionen Euro.
Der Sender setzt mit diesem Vertrag den Gerüchten über einen kompletten Verkauf der IT-Sparte ein Ende.
Ob Akquise oder Outsourcing-Abkommen - für IDC-Analyst Rüdiger Spies macht IBM einen geschickten Zug. Die Medienbranche ist durch nicht-strukturierte Daten gekennzeichnet - ein Trend, der die IT künftig prägen wird (Stichwort Mashups). "Mit PSP kauft sich IBM ein ideales Lernfeld, um sich weltweit neu aufstellen zu können", sagt Spies.
Auch die Analysten von Gartner gehen davon aus, dass Web-Mashups bis zum Jahr 2010 zum vorherrschenden Modell für die Erstellung zusammengesetzter Unternehmensanwendungen entwickeln werden. CIOs sollten deshalb sorgfältig beobachten, wie die Anbieter von Applikationen Mashups in ihr Portfolio aufnehmen und weiter entwickeln.
IDC-Analyst Rüdiger Spies fügt dem PSP/IBM-Deal einen weiteren Aspekt an: IBM investiere in diversen Branchen in die vertikalen Industrien, um dort Erfahrungen zu sammeln. Ein Beispiel aus einem anderen Bereich ist die Zusammenarbeit mit Maersk Logistics. Insofern ist das Interesse an PSP nur ein logischer Schritt.
IBM schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe
Für Stephan Kaiser, Analyst bei Pierre Audoin Consultants (PAC) schlägt der amerikanische Konzern zwei Fliegen mit einer Klappe: Zum Einen stehen die Zeichen in der Medienbranche generell auf Wachstum. "Dort gibt es derzeit noch viele Alt-Systeme, die über kurz oder lang abgelöst werden müssen", sagt er. Zum Anderen könnte IBM mit PSP eine bekannte Referenz in Deutschland vorweisen.
Ein guter Tag also für IBM. Ob das für ProSiebenSat.1 auch gesagt werden kann, steht auf einem anderen Blatt. So kritisiert Wolfgang Kaden, langjähriger Chefredakteur des Manager Magazins, den Sender als einen jener Fälle, "wo mehr Geld ausgeschüttet werden muss, als an Gewinn angefallen ist, wo die Unternehmen also ungeniert und rücksichtslos ausgeplündert werden."
Bei ProSiebenSat.1 will man davon allerdings nichts hören. Kadens Kapitalismus-Schelte habe nichts mit der PSP zu tun, so eine Sprecherin knapp.