Die fetten Jahre im Markt für IT-Services sind vorbei. In den Jahren 2012 bis 2017 wird das Geschäft um weniger als drei Prozent per annum wachsen. Das haben die Marktforscher von IDC, Frankfurt, ausgerechnet.
Research Analyst Matthias Kraus unterteilt den Markt grob in drei Kategorien. Da sind zum Ersten projektbezogene Services rund um Consulting, System-Integration und die Entwicklung kundenspezifischer Anwendungen. Diese Kategorie wird sich überdurchschnittlich entwickeln. Zum Zweiten - und das bleibt der Löwenanteil - geht es um klassisches Outsourcing mit dem Ziel der Kostensenkung (Anwendungs-Management, Desktop Services, Infrastruktur-Hosting und ähnliches). Die dritte Kategorie umfasst Training und Schulungen sowie Wartung. Ihr Marktanteil sinkt, unter anderem, weil sich Lebenszyklen für Hard- und Software verkürzen, Anwendungen immer benutzerfreundlicher werden und einige Aufgaben per Self Diagnostic Tools automatisiert werden.
Nachhilfe vom Externen
Der gesamte Markt für IT-Services in Deutschland wandelt sich, so Kraus. Jetzt werde allmählich Realität, worüber schon lang gesprochen wurde: das Ziel, mittels IT Geschäftsprozesse zu optimieren, Abläufe zu verbessern, sich Wettbewerbsvorteile zu schaffen. Wie das konkret aussieht, schildert Kraus so: "Immer öfter sitzt der externe Provider nicht nur mit dem CIO zusammen, sondern auch mit Vertretern der Fachabteilung. Es werden gemeinsame Workshops abgehalten, in denen erst einmal zu eruieren ist, was die Fachabteilung eigentlich will und braucht." Dieses Verständnis fehle der unternehmenseigenen IT-Abteilung häufig, so der Analyst. Das Business fordere diese Leistungen aber immer stärker ein.
Die Rolle des Dienstleisters wird anspruchsvoller, wie Kraus beobachtet. "Es gibt von Kundenseite eine neue Erwartungshaltung", sagt er. Der Service Provider entwickelt sich zur Schnittstelle zwischen IT und Business, es ist immer öfter seine Aufgabe, den konkreten Nutzen der IT-Projekte für Fachbereich und Unternehmen darzustellen.
Was die Anbieterseite betrifft, so ist die Koexistenz großer globaler Service Provider neben kleinen und lokalen oder spezialisierten Anbietern typisch für den deutschen Markt. T-Systems ist und bleibt der Platzhirsch, sagt der Analyst.
Wichtigster Treiber ist die "dritte Plattform"
Bei den Treibern für IT-Services nennt Kraus an erster Stelle ein Schlagwort, die sogenannte dritte Plattform. Technologien rund um mobiles Arbeiten, Big Data-Analytics, Social Business und Cloud werden bis zum Jahr 2020 voraussichtlich über 90 Prozent des IT-Marktwachstums ausmachen. Im Outsourcing schlägt sich der Trend zur Cloud nieder. Die Verträge der zweiten und dritten Generation beinhalten mittlerweile immer Regelungen, die Cloud-Services vorsehen. Das senkt Kosten und verbessert vor allem die Agilität, erklärt Kraus.
Wachstumsraten wie vor der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise wird der IT-Services-Markt in Deutschland - jedenfalls in den kommenden Jahren - also nicht mehr sehen. Auch die Big Deals der Vergangenheit gebe es immer seltener.
Das Thema Global Sourcing bleibt auf der Agenda. Zum Einen verfügen die großen Anbieter ohnehin über ihre weltweiten Netzwerke, zum Anderen internationalisiert sich auch der Mittelstand weiter. Kraus bescheinigt den Providern geschicktes Vorgehen. "Für die erfolgreiche Nutzung von Near- und Offshoring-Kapazitäten sind lokale Schnittstellen zum Kunden entscheidend", sagt der IDC-Analyst.