Geschäftsprozess-Management

Prozess-Kennzahlen nicht vorhanden

10.03.2011 von Thomas Pelkmann
Die Prozessleistung messen nur sehr wenige Unternehmen mit Kennzahlen, wie eine PwC-Studie ergab. Die Umsetzung findet bei Weitem nicht so gezielt statt, wie es Methoden und IT-Systeme ermöglichen.
PwC hat herausgefunden, dass eine systematische Überwachung der Prozessleistungen anhand definierter Kennzahlen und deren laufende Analyse einfach nicht stattfindet.
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Um im globalen Wettbewerb bestehen zu können, ist organisatorische Kompetenz gefragt, meint PwC in der Studie Zukunftsthema Geschäftsprozess-Management. "Sie bildet die Grundlage für den zukünftigen Unternehmenserfolg". Organisatorische Kompetenz manifestiere sich in einer ausgeprägten Kundenauftragsorientierung und Qualitätsverantwortung. Um diese Kompetenz aufzubauen, müssten sich die Unternehmen auf ihre Geschäftsprozesse konzentrieren. So weit die Theorie.

In einer Umfrage unter 239 Führungskräften in Deutschland und Österreich, drei Viertel davon Leiter Controlling oder CFO, zeigt sich in der Praxis jedoch ein anderes Bild. Die Analyse von PwC deckt auf, "dass die Umsetzung des Geschäftsprozess-Managements bei Weitem nicht so gezielt und umfassend stattfindet, wie es mit den zur Verfügung stehenden Methoden und analytischen IT-Systemen möglich wäre".

Strukturen für kontinuierliche Verbesserung kaum etabliert

Zwar hätten viele Unternehmen in den vergangenen Jahren in ERP-Systeme investiert und Themen wie Geschäftsprozess-Standardisierung und -Harmonisierung vorangetrieben, heißt es in der Studie. "Eine systematische Überwachung der Prozessleistungen anhand definierter Kennzahlen und deren laufende Analyse finden jedoch nicht statt. Strukturen zur kontinuierlichen Verbesserung von Geschäftsprozessen sind in der Unternehmenspraxis jedoch meist nicht etabliert."

Dieses Fazit fällt umso erstaunlicher negativ aus, weil das Thema Geschäftsprozess-Management den Beobachtungen von PwC zufolge bei nahezu allen Unternehmen (95 Prozent) ganz oben auf der Agenda steht. Zudem sehen fast drei von vier Befragten (71 Prozent) einen direkten Zusammenhang zwischen BPM (Business Process Management) und dem Unternehmenserfolg.

Dass sich BPM schon heute einen hohen oder sehr hohen Beitrag dazu leistet, bestätigen 68 Prozent. Mehr noch: In den kommenden fünf Jahren werde die Bedeutung dieses Faktors noch zunehmen, meinen die Unternehmensvertreter.

Unternehmen noch mit systematischer Dokumentation beschäftigt

Nicht nur daran gemessen, stecke die Umsetzung der Agenda aber "noch in den Kinderschuhen", meint PwC. So gaben in der Befragung ganze fünf Prozent der Unternehmen an, dass ihr Geschäftsprozess-Management "bereits weit entwickelt" sei. Ein weiteres Fünftel (22 Prozent) bescheinigt sich selber immerhin eine "fortgeschrittene Reife", 51 Prozent sehen sich bei der "mittleren Reife".

Im Moment seien die Unternehmen noch mit der systematischen Dokumentation von Geschäftsprozessen beschäftigt, hat PwC in der Befragung ermittelt. Das stelle immerhin "einen wesentlichen ersten Schritt dar, sei aber "noch lange nicht das Ziel". Eine Messung der Prozessleistung anhand definierter Kennzahlen, die allein die Basis für die kontinuierliche Verbesserung von Geschäftsprozessen liefern kann, werde nur von ganz wenigen Unternehmen durchgeführt.

Prozessleistungsindikatoren (PLI) festlegen

Um beim Managen von Geschäftsprozessen dereinst den Kinderschuhen doch entwachsen zu können, raten die Berater von PwC, BPM als Führungsfunktion im Unternehmen organisatorisch zu verankern und mit den notwendigen Entscheidungskompetenzen auszustatten. Beim BPM selber spricht sich PwC dafür aus, nicht nur "wertschöpfende, sondern auch administrative Geschäftsprozesse" einzubeziehen. Für die Durchführung von BPM empfehlen die Berater, auf analytische IT-Systeme zu setzen.

Die Leistungsmessung einzelner Prozesse, heißt es in der Studie, müsse IT-unterstützt anhand sogenannter Prozessleistungsindikatoren (PLI) erfolgen. Über diese PLIs sei es möglich, die gesamte Prozesslandschaft eines Unternehmens zu kontrollieren und zu analysieren. Die Kunst dabei sei es aber, diese Indikatoren sinnvoll auszugestalten, mit tragfähigen Zielwerten zu versehen und über ein branchenübergreifendes Benchmarking zu validieren.

Standardisierung und Harmonisierung größte Herausforderung

Dass das der richtige Weg ist, davon sind die meisten Befragten überzeugt. So äußern zwei von drei Unternehmensverantwortliche die Meinung, dass Geschäftsprozesse künftig "ausschließlich mittels standardisierter Kennzahlensysteme analysiert und gesteuert" würden. Gleichzeitig sei die Standardisierung und Harmonisierung der Systeme die größte Herausforderung beim Geschäftsprozess-Management.

Zur Standardisierung gehört für ebenso viele Befragte (97 Prozent) die Einführung geeigneter IT-Systeme, um Prozesskennzahlen zu erheben und zu analysieren. "Das", sind die meisten überzeugt, "wird der Standard werden".