Der Verband rechnet derzeit mit einer zweiten Welle des E-Procurement. Zwar hat sich ein Großteil der Unternehmen lange Zeit nicht mit der elektronischen Beschaffung auseinandergesetzt. Im Vergleich zum Vorjahr beschäftigen sich derzeit viele Unternehmen jedoch damit, entsprechende Lösungen einzuführen oder planen konkret eine Einführung.
Nur 14 Prozent der Unternehmen gaben an, auf elektronische Kataloge (Desktop Purchasing) verzichten zu können, 27 Prozent meinen das in Bezug auf E-Sourcing-Lösungen (elektronische Auktionen/Ausschreibungen). Bei Einkaufsauktionen ist der Anteil mit 39 Prozent dagegen vergleichsweise hoch. Laut Untersuchung haben die Unternehmen in den ersten Jahren der elektronischen Beschaffung den Einsatz von Lösungen für Ausschreibungen und Einkaufsauktionen offenbar parallel vorangetrieben.
Während 87 Prozent der Großunternehmen/Konzerne elektronische Kataloge großteils seit mehreren Jahren einsetzen, trifft das nur auf 51 Prozent der Mittelständler zu. Allerdings holt der Mittelstand auf, denn mit einem Anteil von 22 Prozent hat ein erheblicher Anteil der kleineren Firmen zurzeit Einführungsprojekte für E-Kataloge laufen. Laut BME bestätigt sich damit der bereits in den Vorjahren registrierte Trend, dass elektronische Kataloge schneller ausgebaut werden als andere Lösungen. Darüber hinaus soll das Volumen von Katalog-Artikeln (C-Artikel) bei 73 Prozent der Unternehmen weiter steigen.
Beschaffungszeiten verringern
Die Unternehmen erzielen nachweisbare Erfolge im Einsatz mit Software-Werkzeugen für die elektronische Beschaffung. 79 Prozent der Befragten gaben an, dass sich damit die Beschaffungszeit von C-Artikeln, also geringwertigen Produkten wie Bleistiften oder Toilettenpapier, verringern lässt. 75 Prozent gehen davon aus, Prozess- und Transaktionskosten reduzieren zu können und 55 Prozent rechnen mit geringeren Einstiegspreisen.
Im Durchschnitt schätzen die befragten Unternehmen, bei den Prozesskosten zwischen 15 Prozent (A/B-Güter) und 30 Prozent (C-Güter) einsparen zu können. Bei den Einstandspreisen liegt der Schnitt zwischen fünf (A/B-Güter) und zehn Prozent(C-Güter). Was die Einsparungen bei den Prozesskosten angeht, profitierten bei den A-/B-Gütern der Bereich Dienstleistung/Handel sowie mittelständische Firmen am stärksten, bei den C-Gütern waren es neben dem Bereich Dienstleistung/Handel die Großunternehmen und Konzerne.
E-Collaboration steht noch am Anfang
Laut Untersuchung dürfen die verstärkten Bemühungen bei der Einführung von Beschaffungs-Systemen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass - gemessen am möglichen Volumen - der Anteil der Güter, die darüber abgewickelt werden, häufig noch relativ gering ist. 38 Prozent der Unternehmen haben über 50 Prozent des katalogfähigen Volumens integriert.
Fast die Hälfte der Befragten gab an, weniger als zehn Prozent des möglichen Volumens elektronisch auszuschreiben. Auch im Bereich E-Collaboration stünden viele Unternehmen noch am Anfang, denn 63 Prozent wickeln weniger als zehn Prozent des kollaborationsfähigen Volumens ab. Als Gründe, die den Einsatz von E-Procurement behindern, nannten die Befragten primär innerbetriebliche Widerstände, fehlende Motivation von Seiten der Geschäftsführung sowie Kostengründe.
Die Befragung für den "BME-Stimmungsbarometer Elektronische Beschaffung 2006" wurde vom Lehrstuhl Industriebetriebslehre an der Universität Würzburg durchgeführt. Insgesamt beteiligten sich 93 Unternehmen an der Umfrage, darunter 47 Großunternehmen (mit über 2.000 Mitarbeitern) und 46 kleine und mittlere Firmen.