Der Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer sieht die Zukunft des Autoherstellers Opel immer düsterer. Die Verkaufszahlen der vom französischen PSA-Konzern übernommenen Marke sackten in Deutschland und Europa immer weiter ab, so dass Investitionen in eigenständige Modelle kaum noch möglich seien, meint der Direktor des Car-Instituts an der Universität Duisburg-Essen. Die große Nervosität bei IG Metall, Betriebsrat und der Politik über den eingeschlagenen Sanierungskurs sei daher nachvollziehbar.
"PSA-Chef Tavares scheint bereit zu sein, mit vielen "goldenen Handshakes" Opel profitabel zu machen. Damit degeneriert Opel zu einer PSA-Hülle", schreibt Dudenhöffer in einer Analyse der jüngsten Verkaufszahlen. Die Werke Eisenach und Kaiserslautern sowie der Stammsitz Rüsselsheim im heutigen Umfang würden für ein derartiges Geschäftsmodell nicht gebraucht. Der Autoexperte macht sich damit die gewerkschaftliche Kritik an den umfassenden Abfindungsprogrammen zu eigen, die einen Kahlschlag in den deutschen Werken mit rund 19.000 Beschäftigten befürchtet.
Zu viel Opel-Personal für zu wenig Arbeit
Die vom PSA-Konzern zugesicherten Entwicklungskompetenzen reichten für eine Auslastung des Rüsselsheimer Entwicklungszentrums mit mehr als 7.000 Ingenieuren nicht aus, kritisierte Dudenhöffer weiter. Leichte Nutzfahrzeuge würden aus klassischen Pkw-Plattformen abgeleitet und die an den Opel-Stammsitz vergebene Brennstoffzelle werde auf Jahre kaum eine Rolle spielen.
Die neuen, auf PSA-Plattformen entwickelten SUV-Modelle Crossland und Grandland hätten bislang nur sehr überschaubare Verkaufserfolge erzielt, schilderte Dudenhöffer. Auf dem deutschen Markt verkauften sich die noch unter der Regie des Alt-Eigentümers General Motors entwickelten Autos besser. Opel müsse zudem auch die neuen Modelle mit rund 40 Prozent Eigenzulassungen stützen, was den Gewinn pro Auto schmälere. Diesen Effekt herausgerechnet, werde Opel im kommenden Jahr einen "wahren" Marktanteil von unter 5 Prozent in Deutschland erreichen. Derzeit liegt die Marke mit dem Blitz bei 6,5 Prozent.
PSA hatte Opel im vergangenen August von General Motors übernommen und später betriebsbedingte Entlassungen und Werkschließungen ausgeschlossen. In der kommenden Woche findet die 16. Sitzung der internen Einigungsstelle mit dem von der IG Metall dominierten Betriebsrat statt. Die Gewerkschaft verlangt vom Opel-Management belastbare Planungen für Produktion und Personal an den fünf deutschen Standorten in Rüsselsheim, Eisenach, Kaiserlautern, Dudenhofen und Bochum. PSA hat Investitionen für den Fall zugesichert, dass sich die Standorte wettbewerbsfähig zeigten. (dpa/rs)