Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie über Cloud Computing

Public läuft Private den Rang ab

13.12.2010 von Christa Manta
Im Internet der Dienste schlummert ein Milliardenmarkt: Bis zum Jahr 2025 werden in Deutschland die Umsätze mit Public Cloud Computing auf über 20 Milliarden Euro anwachsen, prognostiziert eine Studie im Auftrag des BMWi. Noch ist der Markt für Private-Cloud-Lösungen deutlich stärker, doch der Public Cloud gehört die Zukunft.

Hype oder nicht Hype? Chance oder Gefahr? Pflicht oder Wagnis? Eine neue, vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) beauftragte Studie namens "Das wirtschaftliche Potenzial des Internet der Dienste" beleuchtet die Entwicklungen in den Bereichen Software, Infrastruktur und Dienste aus der Wolke. Und stellt fest, dass es mehr als nur "eine kurzfristige Modeerscheinung" ist, Informations- und Kommunikationstechnologie als webbasierte Dienstleistung zu beziehen. Dank Cloud Computing, Service-orientierter Architekturen (SOA) und Webservices entsteht eine neue Dienstleistungswirtschaft, die sich weitreichend auf die deutsche IKT-Branche auswirkt, und auf die deutsche Wirtschaft insgesamt.

2025 wandern 20% der IT-Ausgaben in die Cloud

So hat laut der von Berlecon Research, der International Business School of Service Management (ISS), dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sowie Pierre Audoin Consultants (PAC) durchgeführten Studie, das Umsatzvolumen mit Public-Cloud-Leistungen in Deutschland das Potenzial, sich in den nächsten 15 Jahren auf knapp 20 Milliarden Euro zu steigern und damit 20 Prozent der Gesamt-IT-Ausgaben zu betragen. Aktuell werden jährlich rund 650 Millionen Euro mit Public-Cloud-Leistungen umgesetzt, das entspricht etwa 0,6 Prozent der gesamten IT-Ausgaben.

SaaS verspricht den meisten Umsatz

Die internetbasierten Softwarelösungen (SaaS) werden dabei an der Umsatzexplosion am stärksten beteiligt sein. Rund 11 Milliarden Euro sollen die Ausgaben für SaaS im Jahr 2025 betragen - das würde einem Anteil von 90 Prozent aller Ausgaben für Standardsoftware in Deutschland gleichkommen. Im laufenden Jahr wurden für SaaS in der Public Cloud rund 430 Millionen Euro ausgegeben.

IaaS ist der am schnellsten wachsende Bereich

Am schnellsten wachsen wird hingegen der Bereich "Infrastructure as a Service". Aktuell betragen die Ausgaben hier 30 Millionen Euro - im Jahr 2025 sollen es mehr als vier Milliarden Euro sein. Das würde einer Umsatzsteigerung von 38 Prozent entsprechen. Auch die Umsätze aus dem Projektgeschäft für und rund um Public-Cloud-Lösungen werden laut der Analysen ansteigen - auf circa 1,6 Milliarden Euro.

Public Cloud wird Private Cloud überholen

Cloud-Angebote betrachtet, da dieser keine Leistungen über Unternehmensgrenzen hinweg berücksichtige. Aktuell ist der Markt für Private Cloud laut der Autoren rund 2,5-mal so groß wie der Markt für Public Cloud Computing und in den kommenden Jahren wird er auch weiterhin schneller wachsen. Dieser Trend kehre sich aber längerfristig um. "Wir gehen davon aus, dass im Jahr 2025 die Public Cloud die Private Cloud überholt haben wird", sagt Nicole Dufft, Geschäftsführerin von Berlecon Research. Für den gesamten deutschen Cloud-Markt erwarten die Autoren der Studie einen Umsatzanstieg von derzeit 2,4 Milliarden auf 30 bis 35 Milliarden Euro im Jahr 2025.

IT-Branche verändert sich tiefgreifend

Wer von diesem Wachstum profitieren will, soll nichts dem Zufall überlassen und sich heute schon darauf einstellen, lautet der Tipp der Experten. "IKT-Anbieter müssen sich darauf vorbereiten, sonst laufen sie Gefahr, zurückzufallen oder sogar ganz vom Markt zu verschwinden", kommentiert Dufft und mahnt: "Insbesondere kleine und mittelständische IKT-Anbieter müssen neue Wege beschreiten, um langfristig am Markt zu bestehen." Im Gegensatz zum Hype rund um ASP (Application Service Providing) hätten heute alle großen Anbieter Cloud-Computing-Angebote im Portfolio. Auch habe der Bedarf, IKT-Anwendungen und Daten orts- und endgeräteunabhängig zu nutzen, deutlich zugenommen. Und schließlich hätten sich die Technologien um skalierbare und webbasierte Anwendungen in den vergangenen zehn Jahren deutlich weiterentwickelt. Das alles würde dazu führen, dass sich das Cloud-Konzept mittel- bis langfristig durchsetzt und den IKT-Markt tiefgreifend verändert. Allerdings bedeutet das laut Meinung der Experten nicht das Ende herkömmlicher IT-Systeme: In vielen Unternehmen werden sich hybride Cloud-Infrastrukturen etablieren.

Chancen für kleine und mittelständische Unternehmen

Diese Entwicklungen eröffnen vor allem auch für kleine und mittelständische Unternehmen Chancen. Denn im Internet der Dienste können diese effizientere und flexiblere IKT-Anwendungen und -Infrastrukturen nutzen und so auch effizienter und agiler arbeiten. Durch die Anbindung an große Cloud-Plattformen könnten sie leichter große Kundenkreise gewinnen und internationale Märkte erschließen.


Die Inhalte der Studie "Das Internet der Dienste" basieren laut der Autoren auf umfangreichem Desk Research, zahlreichen Expertengesprächen, den Diskussionen bei einem Expertenworkshop1, der statistischen Auswertung einer repräsentativen Unternehmensbefragung, Modellrechnungen und Instrumenten der Marktanalyse.