PRAXIS: SOLLBRUCHSTELLEN SCHNELL ERMITTELN

Qualität statt Quantität messen

10.12.2003
Wer geschäftskritische Anwendungen betreut, muss alle Systeme im Griff haben. Die effiziente Verwaltung komplexer Strukturen und das blitzschnelle Auffinden von Fehlerquellen gelingt der Zeda Gesellschaft für Datenverarbeitung und EDV-Beratung mit der Software NetworkVantage von Compuware.

Wie gut Jens Neumann arbeitet, muss der Systemplaner bei Zeda Tag für Tag belegen. Auf ihn und seine 210 Kolleginnen und Kollegen verlassen sich viele Unternehmer. Der Hausgerätehersteller Vorwerk, aus dem Zeda als Tochter hervorgegangen ist, und der Textil- und Papiermaschinenbauer Eduard Küsters Maschinenfabrik GmbH in Krefeld haben zu Zeda geschäftskritische SAPAnwendungen ausgelagert. Zeda betreut zudem Bankanwendungen zur Kreditvergabe und hält Daten für Finanzdienstleister wie die GE Capital Group, die Honda Bank oder die MKG Bank vor.

Weil die Qualität dieser geschäftskritischen Prozesse nicht von der Tagesform des Computernetzwerks abhängen darf, garantiert Zeda durch Service Level Agreements (SLAs), dass die Leistung immer stimmt. Zu Neumanns Aufgaben gehört zu gewährleisten und zu dokumentieren, dass Zeda die Vereinbarungen auch einhält. Das Unternehmen setzt dabei mit NetworkVantage von Compuware auf ein Software- Werkzeug, das Netzwerkverkehr nach einzelnen Applikationen aufschlüsselt. Entscheidend bei der Bewertung der Leistung ist immer,wie gut der Anwender am Bildschirm mit einer von Zeda vorgehaltenen Applikation arbeiten kann. Dieser Fokus ist wichtig, weil Nutzer häufig auch dann lange etwa auf den Aufbau einer Webseite warten, wenn Einzelelemente eines Netzes eigentlich reibungslos funktionieren. Meist sucht Neumann Fehler, die außerhalb der Zeda-Infrastruktur liegen.

Wenn es Probleme gibt, muss Neumann die Sollbruchstellen identifizieren - eine Sisyphusarbeit, denn technische Vielfalt ist für Zeda ein Muss. Als Server dienen Windows NT und Windows 2000. Dazu kommen verschiedene Unix-Derivate und Linux- Maschinen. Die Anwendungen sind ebenso vielschichtig: Neben SAP und Banken- Software benötigt Vorwerk proprietäre Applikationen zum Dokumenten-Management und zur Auftragserfassung.

Die Vielfalt stellt Network- Vantage vor keine Probleme. Messstationen, die so genannten „Probes“, beobachten den Netzverkehr und die Reaktionsgeschwindigkeit aller Applikationen. Die gesammelten Daten wertet ein Server aus. So lässt sich unter anderem ermitteln, ob Probleme auf einem Client-Rechner oder in einem Netzwerksegment entstehen. Zwei statische Messstellenrechner sind vor zwei zentralen Server-Switches ins Vorwerk-Netz eingebaut, ein dritter befindet sich an einem Vorwerk-Produktionsstandort. Dazu betreibt Zeda zwei mobile Messstellen.

Logfiles und andere Instrumente liefern IT-Verantwortlichen schon jetzt mehr Zahlen, als ihnen lieb ist. „Ich brauche aber bessere Informationen als die grobe Quantität, die sich so erreichen lässt“, erklärt Neumann. „Ich muss wissen, wie sich eine Änderung einer Netzkomponente auf die Leistung einer bestimmten Anwendung auswirkt.“ Genau dies kann er mit den Daten, die Network- Vantage bereitstellt.

Die vielfältigen Auswertungsmöglichkeiten des Compuware- Werkzeugs schätzt der Systemplaner: „Unsere Erfahrung ist, dass alle Problemmeldungen anders sind.“ Folglich müssen Experten nach unterschiedlichen Methoden Störungen suchen können. Das erlaubt die Software. „Es ist egal, ob ich alle Daten zu einer bestimmten Maschine haben will oder quasi in der Draufsicht das Zeitverhalten aller SAPApplikationen untersuche und dann runter auf problematische Rechner gehe“, sagt Neumann. „Wir sehen genau, wo wir etwas tun müssen.“

Mit NetworkVantage findet der Systemplaner die Fehler schneller, und er kann im Nachhinein belegen, wo sich die Schwachstelle befand und in welchen Verantwortungsbereich sie fiel. „Diese Funktion ist genau das, was wir für die Dokumentation der SLAs brauchen“, sagt Neumann.

Auch in der Entwicklung spielt das Tool eine wichtige Rolle. Bei Vorwerk arbeitet Zeda seit Frühjahr 2003 daran, die Datenverarbeitung auf SAP umzustellen. Allerdings gibt es kein Modul, das wichtige Vorwerk-Prozesse wie den Direktvertrieb und die daraus resultierende Provisionsabrechnung genau abbildet. Derzeit schreiben Entwickler daran. Die Beobachtung der Gesamtstruktur hat ihnen geholfen, viele potenzielle Schwachstellen zu umschiffen.

Schließlich hilft ihm die Software auch bei der Ermittlung des Zukunftsbedarfs für die IT-Infrastruktur. Die Qualitätsdaten sind bei der Netzwerkplanung eine wichtige Entscheidungsgrundlage. Das Vorwerk-Netz wird sukzessiv von 10 Mbit/s Durchsatz auf 100 Mbit/s umgestellt. „Wir nutzen NetworkVantage, um festzustellen, welche Arbeitsplätze den Bedarf haben, zuerst umgestellt zu werden“, erklärt Neumann. „Wir analysieren auf dem SAP-Server, welche Clients wie viel mit der Anwendung arbeiten. Wenn einige davon an langsamen Netzwerksegmenten hängen, wird dort zuerst umgebaut.“ Firmen können so investieren, bevor das Netzwerk zusammenbricht, wenn eine neue Anwendung eingesetzt wird.