Einfach, das räumt Heidelberg Cement-CIO Peter Svenburg ein, wird seine Aufgabe nicht. Weltweit existieren im Konzern rund 70 IT-Abteilungen, die unabhängig voneinander arbeiten. Standards existieren praktisch nicht. "Jedes Mal, wenn ein neues Unternehmen gekauft wurde, kam auch eine neue IT-Abteilung hinzu“, räumt Peter Svenburg ein. Seit Ende vergangenen Jahres ist klar: so geht es nicht mehr weiter. Der Vorstand beschloss eine radikale Abkehr von der bisherigen Praxis. Erstmals wurde eine dezidierte IT-Strategie beschlossen. Die Leitlinien: Insourcing, Vereinfachung, Integration, Konsolidierung und physikalische Konzentration der Ressourcen.
Unmittelbar nach der Entscheidung wurden die bereits sehr weit fortgeschrittenen Verhandlungen über das Outsourcing der kompletten Heidelberg Cement-Infrastruktur abgebrochen. Der Konzern setzt stattdessen nun komplett auf Insourcing. IT-Töchter, etwa die schwedische Scancemnet, sollen langfristig ganz im Konzern aufgehen.
Seit der Schwede Peter Svenburg im September vergangenen Jahres zum neuen CIO berufen wurde, hat er außerdem das IT-Board von Heidelberg Cement neu organisiert: Bisher waren in dem Gremium rund 15 Bereichs-CIOs vertreten. "Gute Leute, die viel Input lieferten", so Svenburg. "Aber leider nur wenig Output." Mittlerweile hat Svenburg das Gremium auf fünf Mitglieder verkleinert. Eine kleinere, aber auch schlagkräftigere Truppe, die nicht mehr nur koordinieren soll, sondern auch Entscheidungen fällt.
Nun arbeitet man am nächsten Schritt: der Neustrukturierung der IT-Infrastruktur. Darunter fallen die Server, Inter- und Intranet, Betriebssysteme sowie die Office-Anwendungen. Hard- und Software sollen standardisiert und zentralisiert werden. Derzeit ist man auf der Suche nach dem idealen Standort für die neu zu bildende IT-Zentrale. Sie soll künftig alle IT-Services bereitstellen, die nicht an lokale Geschäftsprozesse angepasst werden müssen.
Svenburg hofft, dass die Restrukturierung im nächsten Jahr abgeschlossen ist, sodass er sich der nächsten Stufe widmen kann: der Integration der Geschäftsanwendungen. Bisher arbeiten die Unternehmenseinheiten mit eigenen Systemen. "Das ist oft SAP, aber nicht immer. Außerdem sind die Implementationen meist sehr regional ausgelegt", berichtet Svenburg. In Zukunft, so seine Pläne, wird bei Heidelberg Cement auf einer gemeinsamen SAP-Plattform gearbeitet.
Insgesamt rechnet Svenburg, dass durch Standardisierung und Integration Kosten im zweistelligen Prozentbereich eingespart werden können. Svenburg und sein Team gehen bei dem Projekt geografisch vor: Am Anfang steht die Integration in Europa, dann folgt der Rest: "Unser Ziel ist die Umsetzung einer globalen IT-Strategie für Heidelberg Cement. Wo möglich, werden alle Services zentralisiert. Wo nötig behalten wir dezentrale Strukturen, um lokale Geschäftsprozesse bestmöglich zu unterstützen.“