Ragnar Nilsson ist ab sofort Konzern-CIO beim Medienkonzern Bertelsmann in Gütersloh. Die Position wurde neu geschaffen. Das bestätige Nilsson im Gespräch mit CIO. Der 52jährige soll im Rahmen des „Ignition“ genannten Projektes die Harmonisierung und Integration der bisher dezentralen IT-Infrastruktur des Konzerns vorantreiben.
Der Bertelsmann-Vorstand hatte im Frühjahr dieses Jahres Ignition ins Leben gerufen, um zusammen mit IBM und der Beratungsfirma McKinsey Synergien innerhalb des Bertelsmann-Verbundes zu schaffen und eine internationale IT-Architektur zu entwerfen, sagte Bertelsmann-Sprecher Oliver Herrgesell zu CIO. „Die Datenerhebung dafür läuft zurzeit. Erste Ergebnisse erwarten wir im Oktober 2002.“ Gleichzeitig solle das IT-Serviceniveau für die Mitarbeiter erhöht und die Kosten gesenkt werden. Intern werden15 bis 20 Prozent Kostenreduzierung als Zielvorgabe genannt. Bei dem Projekt Ignition sind rund 50 Mitarbeiter von IBM beteiligt, zehn von McKinsey und 150 aus den einzelnen Bertelsmann-Bereichen. Nilssons Arbeitsstab besteht aus 20 Mitarbeitern.
„Outsourcing ist ein Un-Wort, das nicht gerne benutzt wird“, sagte Nilsson im Gespräch mit CIO. „Es ist aber eine der Alternativen, die wir nicht außer Acht lassen werden. Wir gucken, ob externe Partner helfen können.“
Nilsson, der direkt an den Chef des Vorstandsbereiches Bertelsmann Capital, Arnold Bahlmann, berichtet, soll sich außerdem zusammen mit den CIOs der Bertelsmann-Unternehmensbereiche und -Firmen um die IT-Strategie des Gesamthauses kümmern. Bisher gebe es bei Bertelsmann keine feste Struktur, so dass die Bereichs-CIOs noch nicht an Nilsson berichten müssen. Es handele sich derzeit eher um einen „informellen Dialog“, verlautete aus dem Konzern. Rund 400 selbstständige Töchter gibt es bei Bertelsmann.
Nilsson hatte zuvor bereits als CIO bei Karstadt Quelle und Aventis gearbeitet. Beim Pharmaunternehmen konzentrierte er sich auf Prozesse des Business Reengineering, die Entwicklung und Implementierung neuer E-Commerce-Lösungen und die Schaffung einer einheitlichen Architektur für alle IT-Systeme.
Anfang Oktober vergangenen Jahres war Nilsson dort überraschend aus seinem Amt entlassen worden. Aventis hielt sich bedeckt zu den Gründen für den Abschied: „... hat sich entschieden, andere Karrieremöglichkeiten zu verfolgen“ („pursue other carreer opportunities“) stand damals lapidar in einer auf der amerikanischen Web-Site versteckten Pressemeldung.
Hinter vorgehaltener Hand hieß es jedoch, der Vorstand habe die Geduld verloren, weil statt konkreter Einsparungen nur Ankündigungen gekommen seien. „Es hat dem Vorstand zu lange gedauert, bis die ersten Ergebnisse sichtbar waren“, so damals ein leitender IT-Mitarbeiter von Aventis gegenüber CIO. Nilsson selbst wollte sich nicht äußern.
Nilsson, am 1. Januar 1950 im niedersächsischen Delmenhorst geboren, ging nach dem Studium zum Wirtschaftsingenieur an der Universität Karlsruhe zunächst zum Unterhaltungselektronikkonzern Philips in Hamburg und wechselte später zu Klöckner-Humbold-Deutz, wo er unter anderem für Prozessorganisation und IT verantwortlich war. 1993 trat er als CIO in den Karstadt-Konzern ein und verantwortete dort vor allem das Rechenzentrum, Prozess-Reengineering und die E-Commerce-Aktivitäten des Unternehmens, darunter auch erfolglosen Internetauftritt „My World“. 1998 leitete er die IT-bezogenen Integrationsprozesse im Zuge der Fusion zur Karstadt Quelle-Gruppe.