Einmal pro Jahr sieht sich der US-Marktforscher Gartner an, wie Unternehmen ihre Lieferkette organisieren. Das gilt branchenübergreifend. Die Analysten erstellen dann ein Ranking, das folgende Punkte berücksichtigt: Rendite, Lagerbestand und Umsatzentwicklung. Als vierten Faktor vergeben sie einen Composite Score, in den Experten- und Analystenmeinungen einfließen.
Neben dem weltweiten Ranking erstellt Gartner eine Top 15-Liste für Europa. In diesem Jahr sind - wie schon 2014 - drei deutsche Unternehmen vertreten: die Automobilhersteller BMW und Volkswagen sowie der Chemiekonzern BASF.
BMW bestes Unternehmen aus Deutschland
Lag BMW als bestplatzierter Deutscher im Vorjahr noch auf dem siebten Rang, erreicht der Autobauer jetzt Platz acht. Sein Composite Score lautet 1,85. Zum Vergleich: Europas bestem Lieferkettenmanager Unilever misst Gartner 5,15 zu. Weltweit rangiert BMW an 29. Stelle.
BASF klettert auf Rang 11
Dagegen hat sich BASF einen Platz nach vorne geschoben und liegt nun auf dem elften Rang (weltweit: 36). Der Composite Score beträgt 1,73. Volkswagen platziert sich mit einem Composite Score von 1,47 an fünfzehnter Stelle (weltweit: 53) und verliert damit zwei Plätze.
Was Unilever auszeichnet
Insgesamt hat sich an der europäischen Spitze nicht viel verändert. Gartners Top 5 in der europäischen Liste ist unverändert der britisch-niederländische Konsumgüter-Konzern Unilever, und zwar zum fünften Mal in Folge. Weltweit sehen die Analysten den Konzern auf Platz drei.
Wie Gartner schreibt, setzt Unilever seit 2010 einen firmenweiten "Sustainable Living Plan" um. Dieser beinhaltet Schlagworte wie "Zero waste" und das Regenwaldschutz-Programm Tropical Forest Alliance, an dem sich privatwirtschaftliche Unternehmen gemeinsam mit öffentlich-rechtlichen Organisationen beteiligen.
Darüber hinaus soll Unilevers "Perfect Store"-Initiative dafür sorgen, dass die Endverbraucher in den Geschäften stets die gewünschten Produkte finden. Durch Datenanalyse kann der Konzern die einzelnen Märkte immer passgenauer beliefern, lobt Gartner. Im vergangenen Jahr verbesserte Unilever die sogenannte "On-Shelf Availiability" um 2,2 Prozent.
Gartner lobt RFID-Tracking-bei Inditex
Der spanische Textilhändler Inditex - bekannteste Marke ist Zara - behält europaweit den zweiten Platz (weltweit: fünf). Nach dem Prinzip vertikaler Ketten designt, produziert und liefert Inditex die Kleidung selbst und ist dabei immer auf dem neuesten modischen Stand. Gartner lobt das ausgefeilte RFID-Tracking-System, mit dem der Konzern die Kleidungsstücke nachverfolgt.
Nach eigener Darstellung priorisiert Inditex Nachhaltigkeit. Derzeit arbeiten 51 Prozent der mehr als 6.600 Geschäfte "eco-efficient", im Jahr 2020 sollen es alle sein.
H&M landet wieder auf Platz drei
Eine weitere Textilkette folgt wie im Vorjahr auf Platz drei, das schwedische Label H&M nämlich (weltweit: sieben). H&M sourct Herstellung und Vertrieb aus und realisiert damit Effizienz-Gewinne, so Gartner. In puncto Umweltverträglichkeit setzt die Textilkette zunehmend auf Materialien wie ökologisch produzierte Baumwolle. Das Etisphere Institute, ein Think Tank aus New York, kürte H&M 2015 zum Konzern mit den höchsten ethischen Standards weltweit. Eben dieses Institut hat sich allerdings 2010 vom Slate Magazine vorwerfen lassen müssen, Unternehmen zahlten für solche Auszeichnungen Geld.
Nestlé betreibt eine der größten und komplexesten Lieferketten
Rang vier unter den Firmen mit der besten Lieferkette besetzt laut Gartner Nestlé (weltweit: 17). Damit ging es für den Schweizer Lebensmittelkonzern einen Platz nach oben. Die Analysten betonen, wie sehr Nestlé dezentrale Teams in ihrem jeweiligen Empowerment unterstützt. Dabei betreiben die Schweizer eine der weltweit größten und komplexesten Lieferketten überhaupt. Jeweils ein Zehntel des gesamten Kaffee- und Kakaomarktes weltweit gehen durch ihre Hände. Stichwort Ökologie: In den vergangenen zehn Jahren hat Nestle seine Wasserentnahme um ein Drittel gesenkt.
L'Oreal investiert in Data Analytics
Den fünften Rang nimmt der französische Kosmetik-Riese L'Oreal ein (weltweit: 22), der sich ebenfalls um einen Platz verbessert hat. Wie Gartner schreibt, investiert L'Oreal stark in Data Analytics und konnte die Lagerhaltung damit um 30 bis 50 Prozent entlasten. Die Treffsicherheit der Prognosen stieg um elf Prozent. Den zunehmend umweltbewussteren Kunden verspricht der Konzern, bis 2020 verstärkt mit erneuerbaren Energien zu arbeiten und immer weniger Produkte an Tieren zu testen. Stattdessen sollen 3D-Drucker Gewebe herstellen, das dem des Menschen ähnlich genug für solche Tests ist.