Erneut schneidet die Technische Universität (TU) München als beste deutsche Hochschule in einem weltweiten Ranking der Computer-Science-Studiengänge ab. Erst kürzlich platzierte das Bildungs- und Karrierenetzwerk Quacquarelli Symonds Ltd (QS Ltd) die Informatik der TU München auf Rang 48 weltweit. Nun weist auch das Ranking des „Center for World-Class Universities“ an der Shanghai Jiao Tong University die bajuwarischen IT-Forscher als die besten in der Bundesrepublik aus. Eine Handvoll weiterer deutscher Hochschulen schafft es im Bereich Computer Science unter die Top 200.
Die beiden Hochschulranglisten von QS Ltd und aus China zählen zu den anerkanntesten weltweit, unterscheiden sich methodisch aber fundamental. Das jetzt veröffentlichte Ranking, 2003 erstmals von Forschern aus Shanghai publiziert, ist gewissermaßen der forschungspuristische Vergleich. Es zählen lediglich Forschungsmeriten wie häufige Zitierung in wissenschaftlichen Publikationen und akademische Preise, allen voran selbstredend der Nobelpreis. Das Ranking von QS Ltd gewichtet demgegenüber auch Umfragen an den Hochschulen und vor allem die Meinung von Arbeitgebern über Absolventen der Unis.
Wie das QS-Ltd-Ranking ist auch die Computer-Science-Rangliste des Center for World-Class Universities stark dominiert von US-Hochschulen. 16 der 20 besten Unis sind aus den USA. Ganz vorne liegt die Stanford University, gefolgt vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der University of California in Berkeley. Dahinter platziert sind die Princeton University, die Harvard University und die Carnegie Mellon University.
Als einzige Hochschule außerhalb der USA schafft es die University of Toronto mit Platz 10 in die Top Ten. Auf Platz 19 rangiert die University of Oxford, während sich deren Dauerrivalen aus Cambridge mit Platz 34 begnügen müssen. Auffällig stark mit vier Platzierungen in den Top 50 sind israelische Universitäten. Für die ETH Zürich reicht es zu Rang 25 – klar die Nummer Eins in Kontinentaleuropa.
Die TU München wird zwischen Rang 51 und 75 eingeordnet – eine exaktere Einsortierung wird in diesem Tabellenregionen nicht mehr vorgenommen. Alles in allem ist das keine überragende, aber doch eine respektable Platzierung, nicht weit entfernt von Rang 48 im QS-Ranking.
Berlin und Stuttgart doppelt platziert
Ansonsten sind es im Shanghai-Ranking aber andere Namen, die die deutschen Farben vertreten. Zwischen 76 und 100 ist die Universität Bonn platziert, zwischen 101 und 150 die Universität des Saarlandes. Im hinteren Feld der 200 besten IT-Fakultäten finden sich noch die Technische Universität (TU) Berlin, die Universität Leipzig sowie die Universitäten aus Stuttgart und Ulm.
Außer der Münchner TU hatten sich bei QS Ltd andere Hochschulen mit ihren Informatikstudiengängen platziert: Zwischen 51 und 100 sortierten sich dort das Karlsruher Institut für Technologie, die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen und die Technische Universität Berlin ein.
Dahinter folgten im Bereich der Plätze 101 bis 150 die Freie Universität Berlin, die Humboldt-Universität zu Berlin, die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München, die Technische Universität Darmstadt und die Universität Stuttgart. Wenngleich jenseits der besten 150 konnte sich ferner noch die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg platzieren. Doppelt platziert sind also lediglich die TU Berlin und die Universität Stuttgart.
Der Vergleich zeigt also, dass das deutsche Ergebnis im Shanghai-Ranking einen Tick schlechter ausfällt als jenes im QS-Ranking. Das signalisiert Nachholbedarf in der informationstechnologischen Spitzenforschung, hat auch Sicht des CIOs aber auch eine positive Seite. Denn schließlich ist das bessere Ranking jenes, in das auch die Arbeitgebererfahrungen mit Absolventen einfließen.
Das Shanghai-Ranking umfasst neben Spezialauswertungen zum Beispiel für Computer Sciences auch ein Gesamtranking der 500 besten Universitäten weltweit. Dieses führt Havard vor Stanford und dem MIT an. In die amerikanische Phalanx dringen lediglich Cambridge auf Rang 5 und Oxford auf Rang 10 ein.
China hat Nachholbedarf
Vier deutsche Universitäten schaffen es hier in die Top 100: wieder die TU München auf Rang 53, die Ludwig-Maximilians-Universität München auf Platz 60, die Heidelberger Uni auf Rang 62 und die Freiburger Uni auf Platz 99.
Diese Platzierungen mögen zunächst mittelprächtig erscheinen. Alles in allem ist das deutsche Gesamtabschneiden aber vergleichsweise gut. Von den besten 100 Universitäten im Shanghai-Ranking kommen geschlagene 53 aus den Vereinigten Staaten, 9 aus Großbritannien und 5 aus Australien. Dahinter folgen schon mit jeweils vier Stück Japan, Deutschland, Kanada und die Schweiz.
37 deutsche Universitäten etablierten sich in den Top 500. Damit ist die Bundesrepublik fast gleichauf mit Großbritannien. Überboten werden beide in der Breite lediglich von den USA mit 150 und China mit 42. Allerdings konnte sich keine chinesische Hochschule unter den besten 100 platzieren. Ins Leben gerufen wurde das Shanghai-Ranking einst mit dem Ziel, den Nachholbedarf chinesischer Universitäten mit dem Rest der Welt zu dokumentieren. Er ist immer noch vorhanden.