Opfer von Cyberangriffen mit Erpressungssoftware haben im vergangenen Jahr erstmals mehr als umgerechnet eine Milliarde Euro an Lösegeld bezahlt. Das geht aus dem "Crypto Crime Report 2024" der Analysefirma Chainalysis hervor. Der Schaden, der mit "Ransomware" angerichtet werde, sei noch viel höher. Der Bericht erfasst nur die geleisteten Lösegeldzahlungen, aber nicht die wirtschaftlichen Auswirkungen von Produktivitätsverlusten und Reparaturkosten im Zusammenhang mit Angriffen.
Bei einem "Ransomware"-Angriff werden die IT-Systeme der Opfer verschlüsselt und eine Entschlüsselung erst gegen Zahlung eines Lösegeldes (engl. Ransom) in Aussicht gestellt. Immer öfter wird zusätzlich mit der Veröffentlichung von zuvor entwendeten Daten gedroht, um die Opfer zusätzlich unter Druck zu setzen ("Double Extortion").
Während für andere kriminelle Aktivitäten Stablecoins immer beliebter werden, stellen Cyberkriminelle Ransomware-Forderungen nach wie vor fast ausschließlich in Bitcoin, weil sie sich von der Kryptowährung eine weitgehende Anonymität versprechen. Dabei sind aber sämtliche Transaktionen in der verteilten Bitcoin-Datenbank ("Blockchain") öffentlich einsehbar.
Veränderungen in der "Ransomware"-Landschaft
Die ermittelte Gesamt-Lösegeldsumme von umgerechnet 1,1 Milliarden Dollar (1,01 Milliarden Euro) beruht nach Angaben von Chainalysis auf einer "konservativen Schätzung". Gegenwärtig expandiere die "Ransomware"-Landschaft ständig, was es schwierig mache, jeden Vorfall zu überwachen oder alle in Kryptowährungen geleisteten Lösegeldzahlungen zu verfolgen. Die Lösegeld-Summe werde sich wahrscheinlich noch erhöhen, wenn im Laufe der Zeit neue verdächtige Bitcoin-Adressen entdeckt würden.
Chainalysis erklärte, inzwischen weigerten sich viele Opfer, auf die Lösegeld-Forderungen einzugehen. So habe etwa der Unterhaltungs- und Casino-Konzern MGM nach einem "Ransomware"-Angriff kein Lösegeld gezahlt, aber schätzungsweise einen Schaden von über 100 Millionen Dollar erlitten. In Deutschland sorgte der Angriff auf den kommunalen IT-Dienstleister Südwestfalen-IT zuletzt für Aufsehen. Auch er zahte kein Lösegeld, benötgte aber rund fünf Monate, um den rund 70 angeschlossenen Kommunen eine "erste größere Welle mit priorisierten Fachverfahren" wieder zur Verfügung zu stellen.
Entwicklung der Ransomware-Forderungen
Für das Jahr 2022 hatte Chainalysis eine Lösegeld-Summe von 567 Millionen Dollar ermittelt. 2021 flossen mindestens 983 Millionen Dollar an die Erpresser. Der zwischenzeitliche Rückgang im Jahr 2022 sei vermutlich auf geopolitische Ereignisse wie den Angriff Russlands auf die Ukraine zurückzuführen.
"Dieser Konflikt hat nicht nur die Operationen einiger Cyber-Akteure gestört, sondern auch ihren Fokus von finanziellen Gewinnen auf politisch motivierte Cyber-Angriffe mit dem Ziel der Spionage und Zerstörung verlagert."
Sonstige kriminelle Krypto-Transaktionen
Trotz des Anstiegs der Lösegeldzahlungen im Zusammenhang mit Erpressungssoftware verzeichnet der Report von Chainalysis einen starken Rückgang bei sonstigen kriminellen Krypto-Transaktionen. Im Jahr 2023 sei der von illegalen Kryptowährungsadressen erhaltene Wert deutlich gesunken und habe insgesamt umgerechnet 24,2 Milliarden Dollar betragen. Für 2022 ermittelte Chainalysis noch illegale Wert-Transaktionen von umgerechnet 39,6 Milliarden Dollar.
Die ermittelte Summe krimineller Krypto-Transaktionen umfasst Werte, die an Adressen gesendet wurden, die Chainalysis als illegal identifiziert hat. Außerdem wurden bei Krypto-Hackerangriffen gestohlene Werte berücksichtigt. Die kriminellen Krypto-Transaktionen im Wert von 24,3 Milliarden Dollar machten jedoch nur 0,34 Prozent des gesamten Transfer-Volumens auf den beobachteten Blockchains aus. (dpa/rs/pma)