Das richtige Tablet

Ratgeber iPad: Mini oder Maxi?

18.12.2012 von Christian Woods
Das iPad Mini ist klein, leicht und trotzdem ein vollwertiges iPad. Das iPad 4 ist die leistungsstärkere Generation des großen iPad. Lesen Sie, welches iPad für wen das Richtige ist.

Es gab in der Vergangenheit viele Gerüchte um ein Mini-Tablet von Apple, nun ist es Realität. Auf einem Ende Oktober angesetzen Special Event stellte Apple eine ganze Ladung neue Rechner vor, dann betrat Apples Marketingchef Phil Schiller erneut die Bühne: „We’ve got a little more to show you.“ Dann präsentierte er dem Publikum das lange erhoffte iPad Mini und dazu auch gleich noch die vierte Generation des iPad. Offenbar will Apple seinen Führungsanspruch im Tablet-Bereich untermauern und Amazon, Google und Co. das Fürchten lehren.

Das iPad Mini

Im Gegensatz zu den meisten Android-Modellen, die über ein 7-Zoll-Display verfügen, ist das iPad Mini mit einem 7,9 Zoll großen Touchdisplay ausgestattet. Ganze 0,9 Zoll mehr – das klingt nach wenig, doch, auf die Fläche hochgerechnet, ist das Display 35 Prozent größer.

Trotz des größeren Bildschirms ist das iPad Mini insgesamt so klein, dass man es in einer Hand halten kann. Das Mini-Pad ist lediglich 7,2 Millimeter dünn und wiegt knapp über 300 Gramm. Laut Schiller ist es damit so dünn wie ein Bleistift und so leicht wie ein Block Papier.

Das Alugehäuse des schwarzen iPad Mini besitzt wie das iPhone 5 eine matte, grafit-farbene Rückseite.
Foto: Apple

Wie schon zu erwarten war, hat Apple an der Pixelanzahl des Bildschirms im Vergleich zum Ur-iPad und zum iPad 2 nichts geändert. Die Auflösung beträgt 1024 mal 768 Pixel. Das bedeutet, dass vorhandene Apps auch auf dem iPad Mini optimal dargestellt werden und nicht extra angepasst werden müssen. Das heißt aber auch, dass die Darstellung im Vergleich zum iPad 2 etwas kleiner und dadurch schwieriger lesbar ist. Die Praxis muss zeigen, wie das bei Leseratten ankommt.

Zwei Kameras

In puncto Ausstattung geht Apple beim iPad Mini keine Kompromisse ein. Man erwartet heute zwei Kameras und bekommt auch zwei: Vorn eine Facetime-HD-Kamera und auf der Rückseite die iSight-Kamera, die Bilder mit einer Auflösung von fünf Megapixel aufnimmt und Full-HD-Videos in 1080p. Die Kamera verfügt über einen Bildstabilisator und erkennt Gesichter automatisch. Die Fotos werden automatisch mit Ortsdaten (Geotags) versehen.

Zehn Stunden Laufzeit

Passend zum iPad Mini gibt es auch eine kleine Version des Smart Cover in sechs Farben (39 Euro).
Foto: Apple

Uneingeschränktes Surfvergnügen soll die lange Akkulaufzeit von zehn Stunden bieten. Das iPad Mini unterstützt den Wi-Fi-Standard 802.11n und ist optional auch mit einem LTE fähigen Mobilfunkchip erhältlich. Ähnlich wie beim iPhone 5 unterstützt auch das iPad Mini lediglich das 1800-MHz-LTE-Frequenzband, das in Deutschland derzeit nur die Telekom anbietet. Wie beim iPhone 5 kommt auch beim Mini-Tablet eine Nano-SIM-Karte zum Einsatz. Das iPad Mini lässt sich als Hotspot nutzen und unterstützt Bluetooth 4.0.

GPS gibt es wie üblich nur in der LTE-Version. Im Inneren des iPad Mini arbeitet wie im iPad 2 und iPhone 4S ein Dual-Core-A5-Prozessor.

Lightning-Anschluss

Apple verabschiedet sich weiter vom 30-Pin-Dock-Connector und setzt auch beim iPad Mini auf den kleinen mit dem iPhone 5 eingeführten Lightning-Anschluss. Mit der Vorstellung des iPad Mini wird auch eine Unsicherheit im Zusammenhang mit dem neuen Lightning-Port beseitigt: Apple hat nun spezielle Adapter vorgestellt, die die Videoausgabe auf VGA und HDMI unterstützen.

Im Lieferumfang sind ein Lightning-auf-USB-Kabel und ein USB-Ladegerät enthalten, aber iPad üblich kein Kopfhörer. Das iPad Mini gibt es in den Farben Schwarz/Grafit und Weiß/Silber.

Die Rückseite ist jeweils eloxiert. Mehr Farben bieten neue PU-Smartcover (39 Euro) in Pink, Grün, Blau, Hellgrau, Dunkelgrau und Rot. Seit dem 2. November ist das iPad Mini Wi-Fi im Shop verfügbar. Die „Wi-Fi + Cellular“-Variante mit UMTS und LTE ist seit Ende November im Handel erhältlich.

iPad 4 – die Überraschung

Das iPad 4 hat sich äußerlich nicht verändert. Auch das Display bleibt gleich. Im Inneren ist jedoch fast alles neu.
Foto: Apple

Nach knapp einem Dreivierteljahr ist das iPad 3 schon wieder aus dem Sortiment geflogen und wird ab sofort durch das iPad der vierten Generation ersetzt. Die wenig hilfreiche Namensgebung setzt sich dabei fort.

Nachdem Apple die dritte Generation „Das neue iPad“ genannt hatte, erhält das iPad 4 nun den offiziellen Namen „iPad mit Retina-Display“, obwohl es nicht das erste und ziemlich sicher auch nicht das letzte mit Retina-Display ist.

Höhere Preise

Apple hat die deutschen Preise leicht erhöht, in den USA bleiben sie wie bisher. Offenbar hat der iPad-Hersteller aufgrund des gesunkenen Eurokurses im Vergleich zum Dollar neu kalkuliert. An der grundsätzlichen Konfiguration hat sich seit dem ersten iPad nichts geändert. Es gibt Modelle mit 16 bis 64 Gigabyte, jeweils mit und ohne Mobilfunk. Das günstigste Wi-Fi-Modell mit 16 Gigabyte Speicherplatz kostet 499 Euro statt bisher 479 Euro.

Mit 64 Gigabyte Speicher und Mobilfunkchip kommt man auf stolze 829 Euro. Das iPad 4 hat exakt die gleichen Abmessungen wie sein direkter Vorgänger, auch das Gewicht stimmt auf das Gramm genau überein. Nur der kleine Lightning-Port anstelle des Dock-Anschlusses verrät die neue Generation.

Wie beim iPad Mini wird das Wi-Fi- Modell bereits ausgeliefert, während die „Cellular“ Variante mit UMTS und LTE hierzulande bis Ende November folgen soll.

Mit dem iPad 4 stellt Apple auch das Topmodell auf den Lightning-Connector um. Altes Zubehör funktioniert teils per Adapter.
Foto: Apple

Apple verspricht doppelte Rechen- und Grafikleistung im Vergleich zum iPad 3. Dies wird dem neuen iPad guttun, denn das iPad 3 hatte mehr Grafik-, aber nicht mehr CPU-Schub als das iPad 2. iPad-Zocker oder Nutzer großer, ressourcenhungriger Apps werden den Unterschied in der Praxis sicher deutlich merken.

Das iPad 3 hat bei hochauflösenden Spielen mit der schieren Menge an Bildpunkten zu kämpfen und ruckelt teilweise. Grund für die neu gewonnene Kraft ist der Wechsel vom A5X-Prozessor des iPad 3 zum neuen A6X, der auf der gleichen Architektur basiert wie der Prozessor des iPhone 5.

Laut Apple arbeiten vier Grafikkerne im iPad 4, beim A6 des iPhone 5 sind es (unbestätigt) deren drei. Vermutlich hat Apple auch etwas an der Taktfrequenz gedreht und diese gegenüber dem iPhone 5 leicht erhöht, der A6X soll bis 1,4 GHz erlauben, der A6 maximal 1,3 GHz. Apple hält sich zu solchen Details wieder einmal bedeckt. Auf jeden Fall ist das iPad 4 derzeit das schnellste iOS-Gerät.

Eine Frage der Optik

Bei den eingebauten Kameras hat Apple das iPad 4 leicht verbessert. Statt der im Retina-Zeitalter wenig zeitgemäßen VGA-Webcam – Facetime-Kamera genannt – sitzt jetzt die neuere HD-Variante über dem Display. Dies wird Video-Chats und Selbstporträts optisch deutlich hochwertiger machen.

Bei der rückseitigen iSight-Kamera gibt es auch marginale Verbesserungen. Zwar bleibt es weiterhin bei fünf Megapixel Auflösung, doch es soll eine bessere Optik im iPad-Gehäuse stecken. Diese scheint technisch der Kamera im neuen iPod Touch zu entsprechen. Die HDR-Funktion fehlt jedoch, ebenso der Panorama-Assistent, den neuere iPhones mit iOS 6 bieten.

LTE mit Hindernissen

Die LTE-Umsetzung beim iPad 3 war kein Ruhmesblatt für Apple. Jetzt wurde nachgebessert, doch der neue Mobilfunkchip im iPad 4 hat die gleichen Limitierungen wie der im iPhone 5 oder iPad Mini: LTE funktioniert in Deutschland nur bei der Telekom und nur in größeren Städten, da lediglich das 1800-MHz-Band unterstützt wird. Der Bonner Konzern wird sich freuen, LTE für Apple-Produkte exklusiv vermarkten zu können. Für Bestandskunden anderer Anbieter ist Apples Wahl des Mobilfunkchips jedoch ungünstig.

Die neuen iPads im Test

Das iPad Mini stellt genauso viele Punkte dar wie das iPad 2. Das Bild wirkt wegen des kleineren Displays zwar etwas schärfer, kann aber mit dem Retina-iPad nicht konkurrieren. Wer die Retina-Auflösung gewohnt ist, wird sich mit dem iPad Mini nicht so schnell anfreunden können. Helligkeit, Kontrast und Blickwinkel sind sehr ordentlich. Von der Anzahl der darstellbaren Farben bleibt das iPad Mini jedoch deutlich hinter dem Retina-iPad (und dem iPhone 5) zurück.

Von der Geschwindigkeit her gibt es kaum etwas zu bemängeln. Nur bei extrem aufwendigen 3D-Spielen bemerkten wir hier und da leichte Ruckler. Insgesamt liegt die Leistung in etwa auf dem Niveau des iPad 3. Letzteres hat zwar eigentlich mehr Grafikleistung, muss damit aber auch viermal so viele Pixel versorgen.

Sehr gespannt waren wir beim Test der Akkulaufzeit. Hierbei übertrifft das iPad Mini die großen iPads sogar noch. Die Schrumpfkur ist also nicht im geringsten zulasten der mobilen Einsatzfähigkeit gegangen.

Für das iPad 4 verspricht Apple die doppelte CPU- und Grafikgeschwindigkeit gegenüber dem Vorgänger. Um das zu erreichen, setzt Apple den neuen A6X-Chip ein. Bei CPU-und grafiklastigen Tests erreicht das iPad 4 im Durchschnitt tatsächlich etwa Faktor 1,8, also knapp die doppelte Leistung des iPad 3. In einem Test (Linpack) messen wir gar den Faktor 4,6. Doch nicht überall ist der Abstand so groß. In der Praxis, beispielsweise beim Starten von umfangreichen Apps oder beim Laden von Webseiten, fällt der Unterschied kaum auf, da die Leistung hier weniger vom Prozessor abhängt. Fairerweise muss man allerdings einräumen, dass sich auch das iPad 3 im Alltag nicht langsam anfühlt.

Modell

iPad Mini

iPad 2

iPad 4

Speicher-Kapazität

16 / 32 / 64 GB

16 GB

16 / 32 / 64 GB

Display / Auflösung

7,9 Zoll (20,1 cm) /
1024 x 768 Pixel (163 ppi)

9,7 Zoll (24,6 cm) /
1024 x 768 Pixel (132 ppi)

9,7 Zoll (24,6 cm) /
2048 x 1536 Pixel (264 ppi)

Prozessor

Dual-Core A5

Dual-Core A5

Dual-Core A6X, Quadcore-Grafik

Kameras

Frontkamera Facetime HD, 720p-
Video, rückwärtige Kamera 5 MP,
1080p-Video, Bildstabilisator und
Gesichtserkennung

Frontkamera VGA (640 x 480 Pixel),
rückwärtige Kamera 960 x 720
Pixel, 720p-Video

Frontkamera Facetime HD, 720p-
Video, rückwärtige Kamera 5 MP,
1080p-Video, Bildstabilisator und
Gesichtserkennung

Wireless

Wi-Fi 802.11 a/b/g/n; Bluetooth
4.0; Cellular-Modell: LTE, UMTS/
HSPA/HSPA+/DC-HSDPA, GSM/EDGE

Wi-Fi 802.11 a/b/g/n; Bluetooth
2.1 + EDR; 3G-Modell: UMTS/HSPA,
GSM/EDGE

Wi-Fi 802.11 a/b/g/n; Bluetooth
4.0; Cellular-Modell: LTE, UMTS/
HSPA/HSPA+/DC-HSDPA, GSM/EDGE

Ein- und Ausgänge

nur im Cellular-Modell

Dock-Anschluss; Kopfhörer
(3,5 mm), Lautsprecher, Mikrofon;
3G-Modell: Micro-SIM-Karte

Lightning-Anschluss; Kopfhörer
(3,5 mm), Lautsprecher, Mikrofon;
Cellular-Modell: Micro-SIM-Karte

GPS (assisted)

Lightning-Anschluss; Kopfhörer
(3,5 mm), Lautsprecher, Mikrofon;
Cellular-Modell: Nano-SIM-Karte

nur im 3G-Modell

nur im Cellular-Modell

Besonderheiten

Unterstützung für Siri, Facetime
über Mobilfunk

-

Unterstützung für Siri, Facetime
über Mobilfunk

Laufzeit

10 Stunden WLAN-Surfen, Video

10 Stunden WLAN-Surfen, Video

10 Stunden, WLAN-Surfen, Video

Gewicht Wi-Fi / Cellular

308 g / 312 g

601 g / 613 g

652 g / 662 g

Abmessung

200 x 135 x 7,2 mm

241 x 186 x 8,8 mm

241 x 186 x 9,4 mm

Preise 16 / 32 / 64 GB

Wi-Fi: € 329 / 429 / 529
Wi-Fi + Cellular: € 459 / 559 / 659

Wi-Fi: € 399 (nur 16 GB)
Wi-Fi + 3G: € 519 (nur 16 GB)

Wi-Fi: € 499 / 599 / 699
Wi-Fi + Cellular: € 629 / 729 / 829

Fazit

Im praktischen Einsatz erweist sich das iPad Mini trotz des kleineren Bildschirms als vollwertiges iPad. Es fühlt sich sogar noch leichter und handlicher an, als man anhand der Daten erwarten würde. Das teurere iPad 2 ist als Einstiegsgerät praktisch überflüssig geworden und macht eigentlich nur noch Sinn, wenn man den Dock-Anschluss für vorhandenes Zubehör nutzen will. Das iPad Mini ist ein ziemlich perfektes Gerät für unterwegs. Nur halb so schwer wie das große iPad und trotzdem groß genug, um auch Filme sehen zu können. Das hat es dem iPod Touch klar voraus. Auch im Vergleich zu anderen 7-Zoll-Tablets bietet das iPad Mini das entscheidende bisschen mehr Bildschirmfläche. Der A5 hat durch die kleinere Auflösung des Mini auch Spiele sehr gut im Griff.

Das iPad 4 ist ein Übergangsmodell. Mit dem A6X-Prozessor wird Apple anspruchsvollen Spielen gerecht und hält die Konkurrenz im Schach. Einer der Hauptgründe für die schnelle Ablösung des iPad 3 war vermutlich auch, den Umstieg auf den Lightning-Port konsequent voranzutreiben. Für Besitzer eines iPad 3 lohnt sich der Austausch nur, wenn die maximale Leistung gefordert wird. Für Eigentümer älterer iPads vergrößert die vierte Generation den Abstand weiter, was den Umstieg noch lohnender macht. Das wichtigste Argument bleibt hier das Retina-Display. (Macwelt)