Je größer eine Organisation, desto höher ist in der Regel die Anzahl der Eingangsrechnungen, die tagtäglich eintreffen. Mancherorts müssen zusätzlich Mitarbeiter eingestellt werden, um das Pensum zu bewältigen. Eine papiergebundene Rechnungsbearbeitung ist also zeitaufwendig und verursacht lange Laufzeiten bis zur Zahlung und somit Skontoverluste und Mahngebühren. Erschwert wird darüber hinaus eine genaue Rechnungsabgrenzung. denn die Buchhaltung weiß nicht zu jedem Zeitpunkt, welche Rechnung sich bereits im Haus befindet und auf wessen Schreibtisch sie gerade zur Abzeichnung liegt. Buchhalter müssen deshalb vor Monatsabschlüssen oft gesondert Rückstellungen für größere Rechnungsbeträge bilden, weil nicht ersichtlich ist, welche Rechnungen aus dem alten Monat schon gebucht sind.
Digitale Workflows innerhalb des ERP-Systems können helfen, Prozesse der Rechnungsbearbeitung zu automatisieren. Die Rechnungen werden dabei nach ihrem Eintreffen gescannt und anschließend in einen elektronischen Freigabeprozess weitergeleitet. Eine OCR-Erkennungskomponente (OCR = Optical Character Recognition) liest zunächst die Rechnungsdaten aus und erspart so die händische Eingabe in die Finanzbuchhaltungssoftware. Parallel gleicht die OCR die Daten mit den im ERP-System hinterlegten Stammdaten ab. Stellen die Sachbearbeiter eine Nichtübereinstimmung fest, etwa bei schlechter Lesbarkeit oder falscher Schreibweise, können sie in einer Nachbearbeitungsmaske zuvor noch Korrekturen vornehmen.
Die Scans gelangen anschließend zusammen mit den extrahierten Indexwerten in die ERP-integrierte Workflow-Plattform, wo ein "Rechnungseingangsbuch" den Ausgangspunkt für die Rechnungsfreigabe darstellt. Alle berechtigten Anwender können die vorerfassten Rechnungen im Eingangsbuch betrachten, auch wenn sie noch nicht bearbeitet sind. Von dort aus starten auch die Freigabeprozesse und schlussendlich die Verbuchung.
Auf diese Weise ermöglichen Rechnungs-Workflows in einem Unternehmen, Geschwindigkeit und Komfort der Erfassung zu erhöhen sowie die Freigabeprozesse deutlich zu beschleunigen. Der Einsatz solcher Systeme ist branchenübergreifend möglich und eignet sich für alle Unternehmensgrößen. Das zeigen die folgenden Beispiele TRUMPF Werkzeugmaschinen GmbH + Co. KG, SSI Schäfer Shop GmbH, Union Investment, HAVI Logistics sowie die Stadt Haren und der Bürodienstleister bü-tec GmbH.
Beispiel 1: Maschinenbauer Trumpf spart 120.000 Euro
Ausgangssituation: Die Trumpf Werkzeugmaschinen GmbH + Co. KG mit Schwerpunkten in der Fertigungs- und Medizintechnik erhält täglich rund 650 Eingangsrechnungen - Tendenz steigend. "Um dieses Pensum auch künftig zu bewältigen, hätten wir ein bis zwei neue Mitarbeiter einstellen müssen", schätzt Edgar Schwemmle, Leiter der Finanzbuchhaltung bei Trumpf. Das Unternehmen behalf sich mit Leasing-Kräften, allerdings verursachten lange Laufzeiten bis zur Zahlung unnötige Skontoverluste. Deshalb entschied sich der Maschinenbauer dafür, ein integriertes System aus OCR-Rechnungslesung und SAP-integriertem Freigabe-Workflow (FIS/edc) der FIS GmbH zu installieren.
Lösung: Rund 85 Prozent der Eingangsrechnungen bei Trumpf sind bestellbezogen, also auf SAP-MM-basierend, der Rest sind Rechnungen für SAP FI. Die OCR-Software liest alle Rechnungen aus und erkennt MM-Rechnungen (Material Management) anhand der Bestellnummer. Anschließend prüft die Software FIS/edc automatisch, ob Preis- oder Mengenabweichungen zur Bestellung vorliegen. Falls nicht, geht es "touchless" in die Buchung, niemand muss die Rechnungen also noch bearbeiten. Die so genannte "Dunkelbuchungsquote" beträgt bei Trumpf dank des Softwareeinsatzes heute knapp 50 Prozent. "Bei der Rechnungserkennung kommt es stark auf diese Quote an: Je höher sie ist, desto produktiver arbeitet die Buchhaltung", sagt Schwemmle. Die bestellunabhängigen FI-Rechnungen lässt Trumpf über den SAP-integrierten Workflow freigeben.
Wie andere deutsche Maschinenbauer, ist auch Trumpf traditionell stark international tätig. Ein Großteil der Rechnungen fällt damit in den Landesgesellschaften an, die folglich ebenfalls nach und nach an den Rechnungsprozess angebunden werden. "Da die SAP-Systeme unserer internationalen Produktions- und Vertriebsgesellschaften zumeist von der heimischen Zentrale aus gesteuert und gewartet werden, bietet sich eine in SAP-integrierte Lösung an", erklärt Dietmar Allgöwer, Leiter Kaufmännische Anwendungssysteme bei Trumpf. Typische Vorgehensweise ist, dass die ausländischen Standorte ihre Eingangsrechnungen gescannt als TIFF-Dokumente auf den zentralen Server nach Deutschland senden, wo dann die weitere Bearbeitung über die FIS/edc-Software startet.
Resultat: Trumpf konnte durch die Einführung der Lösung seine Dunkelbuchungsquote von 25 auf rund 50 Prozent steigern. Das heißt, dass die Hälfte der bestellbezogenen Eingangsrechnungen nicht mehr angefasst werden muss. Bei jeder solch gebuchten Rechnung spart das Unternehmen zwei Minuten Bearbeitungszeit. "Über die Dunkelquote hinaus muss man aber auch den Gesamtprozess betrachten", erläutert Schwemmle und ergänzt: "Dadurch, dass die Rechnungen früh gescannt werden, haben wir einen vollständigen Überblick, können Skonti bestmöglich ausnutzen und zahlen keine Mahngebühren mehr."
Früher lagen Rechnungen schon einmal mehrere Wochen im Fachbereich - heute können Schwemmle und seine Kollegen im Rechnungseingangsbuch jederzeit sehen, bei wem sich welcher Vorgang befindet und wie der Bearbeitungsstatus ist. Verzögert sich die Freigabe, können sie sofort nachhaken. Die schon früher hohe Skontoausnutzung von rund 94 Prozent konnte Trumpf dadurch nochmals auf 97 Prozent steigern - was im Jahr insgesamt zwischen 90.000 und 120.000 Euro ausmacht. Schwemmle: "Diese Minderausgaben erzielen wir allein dadurch, dass wir den Rechnungsbestand einsehen können und vor dem Zahllauf bei Disponenten und Einkäufern nachfragen können, wie der Stand ist oder warum es hakt. Dies war früher überhaupt nicht möglich, die Rechnung war draußen im Fachbereich und wir hatten keinen Überblick."
Beispiel 2: Schäfer Shop verbessert Workflows
Ausgangssituation: Die SSI Schäfer Shop GmbH ist ein europaweit tätiges Versandhandelsunternehmen mit rund 800 Angestellten. Im Bereich ERP setzt SSI durchgehend auf SAP mit verschiedenen Modulen. Neun Zehntel der jährlich rund 220.000 Eingangsrechnungen sind Warenrechnungen mit Bestellbezug über SAP MM, ein kleiner Rest stellt Kostenrechnungen dar, die über SAP FI gebucht werden. Ein normales Verhältnis für ein Versandhaus, wo Mengen und Preise in der Regel vor dem Kauf fest ausgehandelt werden. Diese Eingangsrechnungen wollte Schäfer Shop möglichst vollautomatisch erkennen und verbuchen und suchte hierfür ein kombiniertes System aus Erfassung und Workflow, das in SAP realisiert ist.
Lösung: Patrick Schuster, bei Schäfer Shop für IT und Organisation zuständig: "Wenn man SAP einsetzt und darin auch die Buchungen laufen lässt, liegt es auf der Hand, auch die Workflow-Steuerung direkt in SAP zu verwalten. Wollten wir aber mit dem nativen SAP arbeiten, hätten diese Vorgänge dort sehr aufwendig programmiert werden müssen", ist er überzeugt. Deshalb kommt bei Schäfer Shop eine kombinierte Lösung aus Zusatzprodukten für Rechnungserfassung (SmartFIX-Invoice von Insiders) und Workflow (nextPCM Invoice Management von nextevolution) zum Einsatz.
Die Erfassungskomponente übergibt die Rechnungsdaten nach dem Scannen der Rechnungen an SAP, wo sie zunächst im Rechnungseingangsbuch des Workflows angezeigt werden. Das System gruppiert die Forderungen anhand der übergebenen Bestellnummer beziehungsweise der existierenden Einkaufssicht des Lieferanten automatisch als Rechnung mit oder ohne Bestellbezug ein. Abhängig vom Verbuchungsszenario stößt es anschließend die FI- oder MM-Workflows sowie einen Workflow zur Auslaufsteuerung an. "Wir haben hier zwei SAP-Workflows realisiert, jeweils einen für Warenrechnungen, also MM-basierte, sowie für Kostenrechnungen - dies sind die FI-Rechnungen", erklärt Patrick Schuster. Den Warenrechnungs-Workflow hat das Projektteam für eine automatische Kontrolle von Preis- und Mengensperren eingerichtet.
Liegt etwa eine Preisdifferenz zwischen Bestellung und Rechnung vor, geht die Forderungen sofort an den zuständigen Einkäufer, der die Differenz prüft und den Sachverhalt klärt. Zu einer Mengendifferenz kann es aus verschiedenen Gründen kommen, etwa weil Waren bei der Lieferung beschädigt werden. Deshalb schleust das Unternehmen alle Rechnungen über den MM-Workflow. Bei Differenzen werden sofort die betreffenden Fälle angezeigt. Ziel ist es, den Wareneingang perspektivisch zu 100 Prozent automatisch zu verbuchen, wenn nämlich die Rechnungs- mit den Bestelldaten identisch sind.
Die Gesamtdauer des Projektes betrug inklusive Schulung sechs Monate, darin eingeschlossen die Erstellung des betriebswirtschaftlichen Fachkonzeptes und des Pflichtenheftes mit Realisierungskonzept innerhalb von sechs Wochen.
Resultat: Heute werden bei Schäfer Shop mehr als die Hälfte der MM-Rechnungen vollautomatisch verarbeitet, dies entspricht rund 40 Prozent aller eingehenden Forderungen - eine große Ersparnis an Zeit und Kosten. Die manuell zu prüfenden Rechnungen werden mit deutlich reduzierten Durchlaufzeiten verarbeitet, und die Prozesstransparenz ist jederzeit gegeben. So kann das Unternehmen seine Rechnungen viel schneller bezahlen, alle Skonti ausschöpfen und auch Mahngebühren fallen nicht mehr an.
Beispiel 3: Union Investment entlastet Rechnungswesen
Ausgangssituation: Schon 2006 hatte die Union Investment in ihrer Kreditorenbuchhaltung Optimierungspotenziale bei den Prozessen identifiziert und entsprechende Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz und Effektivität definiert. Seitdem optimiert der Fondsanbieter Buchungssystematiken, reduziert den Buchungsaufwand, hat Wertgrenzen als Unterschwelle für eine nur noch bedingte Durchführung von Vier-Augen-Kontrollen innerhalb des Rechnungswesens eingeführt sowie die EDI-Anbindung externer Lieferanten ausgebaut. Eine möglichst hohe Standardisierung des Rechnungseingangsprozesses sollte ferner die durchschnittlichen Kosten pro Rechnungsbeleg weiter senken und Genehmigung sowie Buchung beschleunigen.
Lösung: Realisiert hat der Finanzdienstleister das Vorhaben durch Einsatz einer OCR-Lösung mit dem Web-basierten und SAP-integrierten Workflow FIS/edc der FIS GmbH zur Bearbeitung und kompetenzgerechten Freizeichnung von Lieferantenrechnungen. Schon zuvor wurden Rechnungen zwar elektronisch über Microsoft Outlook weitergeleitet, dabei wurden die Belege jedoch in SAP vorerfasst und manuell in den Outlook-Freizeichnungs-Workflow übertragen. Dieser lief allerdings komplett außerhalb von SAP ab. Manuelle Zwischenschritte führten zu erhöhtem Aufwand bei der Freigabeprüfung und in der Kreditorenbuchhaltung, Medienbrüche zu größerer Fehleranfälligkeit.
Oliver Strohmenger, Abteilungsleiter Rechnungswesen und Finanzen der Union Investment: "Die SAP-Integration des Workflows gegenüber der Freizeichnung auf Outlook-Basis hat entscheidende Vorteile: Dadurch, dass die Freizeichnung auf Online-SAP-Daten basiert und die Freizeichner sich selbst in SAP bewegen, können sie notwendige Änderungen in der Kontierung eigenständig vornehmen und bleibt die Kreditorenbuchhaltung davon entlastet. Gleichzeitig dokumentierten wir jede Änderung revisionssicher und können - nach fachlich definierten Kriterien - entweder gezielt eine explizite Freigabeprüfung vor der Buchung in SAP einleiten oder eine automatische Buchung auslösen. Den vorher aufwendigen Teilprozess haben wir so erheblich verschlankt, bei gleichzeitiger Risikominimierung."
9000 aktive Kreditoren schicken jährlich knapp 90.000 Eingangsrechnungen an die Frankfurter Konzernzentrale der Union Investment. Fast alle der 2400 Beschäftigten kommen als potenzielle Freizeichner in Frage, müssen also Zugriff auf die sie betreffenden Rechnungen haben. Dem physischen Posteingang folgt der Scan-Prozess mittels OCR im Rechnungswesen, im Anschluss werden die Belege nachbearbeitet (validiert), nach FIS/edc transportiert und nach der vollständigen Vorerfassung in SAP in die kompetenzgerechte Freizeichnung durch den in SAP integrierten Workflow übergeben. Der jeweilige Freizeichner erhält eine E-Mail mit einem Link auf das Intranet-Portal der Union Investment, wo er die gescannte Rechnung kontrolliert und genehmigt. Die Portalintegration über die SAP Netweaver Komponente "Webdynpro" hat den Vorteil der Kostenersparnis, da die Freizeichner keine Full-SAP-Lizenz benötigen, um Rechnungen einzusehen und zu genehmigen.
Resultat: Die Implementierung der Lösung ermöglicht Union Investment eine starke Automatisierung bei der Rechnungserfassung und -bearbeitung. Ein Großteil der Kreditorenrechnungen kann nach ihrer Bearbeitung im Rechnungswesen und erfolgter Freizeichnung in der jeweiligen Fachabteilung automatisch gebucht werden. Pascal Ruben, Gruppenleiter der Kreditorenbuchhaltung bei der Union Investment: "Zuvor arbeiteten wir mit zwei getrennten Systemen - Workflow hier, SAP dort - und die Kollegen im Rechnungswesen hatten viel Arbeit bei der Kontrolle des eigentlichen Freizeichnungsprozesses. Durch die Einbeziehung der Genehmiger in den in SAP integrierten Workflow entlasten wir das Rechnungswesen und können unsere Ressourcen dort sinnvoller einsetzen."
Beispiel 4: Havi Logistics schafft internationalen Rechnungs-Workflow
Ausgangssituation: Havi Logistics ist ein international tätiger Logistiker mit Hauptsitz in Duisburg und 53 europäischen Distributionszentren. Tätigkeitsschwerpunkt ist die Lebensmittelbranche. Hier beliefern 5510 Beschäftigte europaweit Quick-Service-Restaurants, Tankstellen-Shops und Catering-Unternehmen. Erfahrungen mit einer automatischen Rechnungsbearbeitung machte Havi schon im Jahr 2008 in ihrer niederländischen Landesgesellschaft. Dort wurde zunächst eine lokale Workflow-Lösung installiert. Kurz darauf entschied man sich, das bisherige individuelle ERP-System durch SAP als unternehmensweite Lösung abzulösen und basierend darauf auch die Rechnungsverarbeitung international zu vereinheitlichen. Das Projekt leitet federführend die Havi Logistics IS GmbH, IT-Servicedienstleister für alle 53 Distributionszentren von Havi Logistics.
Lösung: Der Roll-out von SAP FI in allen 26 europäischen Landesgesellschaften befindet sich seit Herbst 2011 in der Realisierungsphase und soll bis Ende 2014 abgeschlossen sein. Für die Rechnungsverarbeitung wurde die Lösung WMD xFlow Invoice der WMD GmbH aus Ahrensburg gewählt. Sie wird derzeit parallel zur SAP-Einführung implementiert. Die europaweite Rechnungsverarbeitung bei Havi Logistics funktioniert damit heute so: Die Mitarbeiter in den Landesgesellschaften scannen die Rechnungen selbständig vor Ort ein und übermitteln die Images an den zentralen Server der Havi Logistics IS GmbH in Duisburg. Dort sind das Archivsystem von Easy und die Erfassungssoftware IRISXtract gehostet. Das SAP-System dagegen betreut die IT-Gesellschaft nicht selbst, sondern hat dessen Hosting an ein Rechenzentrum von IBM ausgelagert.
Die Erfassungskomponente liest die Belege aus und eine Middleware-Komponente von WMD (xFlow Interface) überträgt sie an SAP. Für elektronisch übermittelte Rechnungen kommt der XMailFetcher von I.R.I.S. zum Einsatz. Damit kann HAVI Logistics auch per E-Mail-Anhang eingesendete Rechnungen überwachen und automatisch auslesen. Holger Voss, Senior Process Engineer der HAVI Logistics IS GmbH: "Dies nutzen wir insbesondere für Rechnungen im skandinavischen Raum, da es dort kaum gesetzliche Anforderungen im Hinblick auf Formate und Signierung von PDF-Rechnungen gibt." Das Tool wurde zunächst für Dänemark installiert und kommt seit Ende 2011 auch für schwedische und norwegische Rechnungen zum Einsatz.
Nachdem die SAP-Daten in SAP angekommen sind, startet automatisch der Workflow von SAP. An diesen sind in den ersten acht angebundenen Ländern knapp 300 Freizeichner angeschlossen. Die Rechnungen gehen - nach Erfassen der darin enthaltenen Informationen und der Archivierung auf dem zentralen Archivserver in Duisburg - per Workflow zur Prüfung und Freigabe zurück in die Länder. Dort werden sie final gebucht.
Resultat: Mit der in SAP ablaufenden europaweiten Rechnungsprüfung hat Havi Logistics seine Prozesse der Rechnungsfreigabe transparenter gestaltet, Rechnungsdurchlaufzeiten verkürzt und die Einhaltung seiner Zahlungsziele verbessert. Während früher Rechnungen des Öfteren verzögert in die Buchhaltung gelangten, sind sie heute durch SAP FI und xFlow Invoice am Tag des Posteingangs bereits als vorerfasste Belege im System. Dadurch ist die gewünschte Transparenz gegeben und die Buchhaltungsabteilungen in den Landesgesellschaften können alle Rechnungsvorgänge optimal nachvollziehen.
Beispiel 5: Stadt Haren spart mit früher Rechnungserfassung
Ausgangssituation: Das Haushalts- und Rechnungswesen ist Kernstück jeder kommunalen Verwaltung. Durch den gegenwärtigen Schwenk von der hergebrachten Kameralistik (Einnahme-Ausgabe-Buchführung) auf die doppische, also doppelte Buchhaltung kommt auf die Kommunen viel Aufwand zu; Mehrarbeit mit Kostenrechnungen und der Anlagenbuchhaltung fallen an. Auch die Stadt Haren (Ems) stand angesichts der aufwendigen Umstellung zum 1. Januar 2011 schon kurz vor einer Personalaufstockung, um die steigenden Aufgaben zu bewältigen. Vermeiden lassen sollte sich dies letztlich durch weniger Aufwand bei der Rechnungsbearbeitung.
Lösung: Trennung von Anordnung, Ausführung und Kontrolle, dies ist in allen Kommunen das Prinzip bei der Bearbeitung von Eingangsrechnungen. Es entspricht den in der Privatwirtschaft praktizierten Abläufen von Kontierung, Freigabe, Buchung und Bezahlung. Ausgaben und die damit verbundenen Buchungen dürfen demnach nur aufgrund schriftlicher Anordnungen getätigt werden. Ein Feststeller bescheinigt die sachliche und rechnerische Richtigkeit der zur Zahlung führenden Angaben, der Anordnende stellt die Verwirklichung des Vier-Augen-Prinzips dar und gibt den Vorgang für Finanzbuchhaltung und Kasse frei.
Bei solchen Vorgängen entsteht Papier, das abgelegt werden und im Bedarfsfall schnell griffbereit sein muss. Um künftig papierlos und automatisiert zu arbeiten, führte die Stadt Haren eine Lösung für automatisierte Rechnungsbearbeitung mit Freizeichnungs-Workflow der auf Kommunen spezialisierten codia Software GmbH ein. Sie basiert auf dem ECM-System d.3 der d.velop AG. Seit März 2011 scannt die Stadtverwaltung Eingangsrechnungen direkt nach ihrem Eintreffen ein. Eine Erfassungskomponente von d.3 liest die Rechnungskopfdaten aus und validiert sie mit den Stammdaten aus der Finanzsoftware Infoma newsystem kommunal. Die Belege werden mit den Kopfdaten anschließend in ein Rechnungseingangsbuch im ECM-System übernommen und per Freizeichnungs-Workflow auf die einzelnen Fachbereiche zur Prüfung und Freigabe verteilt.
Die Vorteile des frühen Erfassens: Dank der automatischen Erfassung der Rechnungsdaten per OCR muss kein Verwaltungsangestellter mehr Rechnungsdaten per Hand in die Finanzsoftware übertragen. Das spart Zeit und verhindert Eingabefehler. "Die Quote der richtig ausgelesenen Daten ist mit knapp 90 Prozent sehr hoch", sagt Ralf Suelmann, Kassenverwalter und ECM-Projektleiter in Haren. Was falsch oder nicht erkannt wurde, trägt ein Kollege per Hand nach. "Dem frühen Erfassen gehört die Zukunft", ist Suelmann nach vielen Gesprächen mit Kassenvertretern anderer Kommunen überzeugt. Zwar sei das Thema komplex und die Einführung zum Teil recht aufwendig, der Nutzen in der täglichen Praxis aber lohne jede Mühe bei der Einführung. Interessierten Kommunen rät er, für die Projektdurchführung entsprechendes Personal einzuplanen. In Haren ging es vier Monate nach Doppik-Umstellung los, seit März 2011 wird Fachbereich für Fachbereich mit der codia-Lösung ausgestattet.
Resultat: Die Einführung der Doppik zu Jahresbeginn 2011 war für alle Beschäftigten der Stadtverwaltung Haren (Ems) ein großer Schritt. Weil die Stadt aber gleichzeitig ihre Arbeitsabläufe durch die codia Lösung verschlankt und beschleunigt hat und die Finanzbuchhaltung jetzt auf der anderen Seite enorm Zeit spart, konnte man eine Personalerhöhung vermeiden und letztlich Geld sparen. Für die Bürger der Stadt Haren heißt das in letzter Konsequenz: Sie sparen Steuern, indem das sonst notwendige Erhöhen der Hebesätze vermieden werden konnte.
Beispiel 6: bü-tec bucht automatisch mit Fibu-Software
Ausgangssituation: Managed-Print-Services im Rhein-Main-Gebiet sind das Geschäft der bü-tec GmbH. Der Dienstleister optimiert die Arbeitsprozesse seiner Kunden und wollte 2011 endlich auch intern mit gutem Beispiel vorangehen und seine Rechnungsverarbeitung automatisieren. Die lief bis dahin rein papiergebunden zwischen den Standorten Wiesbaden und Koblenz sowie dem Steuerbüro als dritter Anlaufstelle und war ein echtes Hemmnis für schlanke Abläufe.
Lösung: Viele Workflow-Produkte gleichen Tool-Boxen, die man im Laufe eines Projektes in der Regel genau an die jeweiligen Bedürfnisse anpassen muss beziehungsweise kann. "Ein mittelständisches Unternehmen verfügt jedoch nicht über die Personalressourcen, um Monate lang ein Projektteam mit der Analyseaufgabe zu betrauen", sagt bü-tec-Geschäftsführer Winfried Jantz und entschied sich deshalb für ein fertiges Produkt. Die Software FlowManager Invoice des Anbieters Lorenz Orga enthält - wie eine Finanzbuchhaltungssoftware - alle Funktionen, die für die Rechnungsbearbeitung benötigt werden, von der Schnittstelle zur Finanzbuchhaltung und Warenwirtschaft bis zur Handhabung von Dauerbuchungen. Der Anwender nutzt dann jeweils nur die Funktionen, die er benötigt. Den Produktansatz hält Winfried Jantz für geeigneter, da der Kostenaufwand dabei kalkulierbar bleibt. Vom Systemhaus Lorenz Orga erhielt er vorab einen festen Preis für den Workflow inklusive der Dienstleistungen.
Das Unternehmen erhält rund 100 Rechnungen pro Monat - wenig genug, als dass ein Mitarbeiter genügt, um sie zentral am Standort Wiesbaden einzuscannen. Die Rechnungen wandern dann elektronisch zur sachlichen Prüfung, Kontierung und Freigabe von Mitarbeiter zu Mitarbeiter; insgesamt zehn Beschäftigte greifen auf die Workflow-Software per Browser zu. Trifft eine neue Rechnung ein, erhalten sie eine E-Mail, gehen auf ihren Postkorb in der Workflow-Oberfläche, zeichnen die Rechnung ab und schicken sie weiter an den nächsten Freigeber beziehungsweise an die Buchhaltung. Nach der anschließenden buchhalterischen Prüfung durch das Steuerbüro werden die Buchungsdaten automatisch aus dem Workflow in das Finanzbuchhaltungssystem Addison übernommen - die hierfür erforderliche Schnittstelle stellte das Systemhaus zur Verfügung.
Resultat: Mit dem Workflow-Produkt arbeiten Steuerbüro und die Standorte der bü-tec so, als handele es sich um ein einziges Unternehmen mit nur einem Standort. "Wir haben unser Steuerbüro zur Buchhaltungsabteilung gemacht", bringt es Winfried Jantz auf den Punkt. Der Bearbeitungsfortschritt einer Rechnung ist nun transparent. Die Anfrage eines Lieferanten nach dem Status der Rechnungsbearbeitung ist in Sekunden beantwortbar. Der Effizienzgewinn der Lösung liegt darin, dass der Rechnungs-Workflow direkt die Warenwirtschaft bedient und offene Bestellungen mit den Rechnungsdaten abgleicht. Wurde im ERP-System also eine Bestellung ausgelöst und trifft nun die dazu gehörige Rechnung ein, kann die Buchhaltungsabteilung die Bestellung (halb)automatisch wie eine Rechnung verbuchen. "Besonders bei geringeren Volumina ist diese Arbeitsweise wirtschaftlicher und fast genauso elegant, wie die komfortable Datenerfassung via OCR-Rechnungsleser", erklärt Michael Gertges Geschäftsführer von Lorenz Orga.
So konnte das Unternehmen unter dem Strich eine Halbtagskraft einsparen - durch den Verzicht auf zusätzliche Kopierarbeiten, aufwendigen Postverkehr und Korrespondenz mit dem Steuerbüro, die automatische Buchung in der FiBu-Software ohne Mehrfacherfassung sowie eine automatische Ablage der Rechnungen im angeschlossenen Archivsystem. (Computerwoche)