Eigentlich hätte man erwartet, dass sich Red Hat eher mit Oracle, Novell, Microsoft oder IBM, seinen Konkurrenten bei Enterprise Linux und dem java-basierten Applikationsserver JBoss, anlegt. Doch CEO Jim Whitehurst hatte es wohl darauf abgesehen, der im Herbst 2009 vorgestellten hauseigenen Virtualisierungstechnologie "Enterprise Virtualization for Server", die aus einem Hypervisor und Management-Tools besteht, etwas mehr Rückenwind zu verschaffen.
Das macht er mit einem gehörigen Maß an Selbstüberschätzung. Whitehurst wortwörtlich: „Wenn man ernsthaft darüber nachdenkt, wer wirklich die Basis für cloud-basierte Architekturen legt, dann sind es wir und sie. Wir sind die beiden einzigen Anbieter, die über die Komponenten verfügen, mit denen sich Cloud Computing realisieren lässt."
Dann legt er noch einmal nach: "Technisch gesehen ist VMware auf der Höhe der Zeit. Aber ich befürchte, dass sich Kunden in eine Lock-in-Situation begeben, wenn VMware den ganzen Server- und Applikations-Stack bestimmt."
Whitehurst argumentiert nicht uneigennützig, Cloud Computing sei günstig für Open Source Software. Modular aufgebaute Architekturen seien mit Open Source implementiert worden. Für ihn sind typische proprietäre Lizenzmodelle dagegen nicht geeignet, um eine Cloud aufzubauen, da die Lizenzbindung nur zu einem Lock-in führe.
Das Gespenst des Server-Lock-in mit VMware
Wer würde schon ohne Bedenken eine Server-Umgebung mit 50.000 Maschinen nur mit einem Hersteller ausrollen, fragt der CEO von Red Hat. Und fügt hinzu: „Wenn man ESX von VMware kauft, und in drei Jahren steht eine Lizenzerneuerung an, steht es in den Sternen, wieviel VMware dann verlangen wird."
VMware hat sich bisher geweigert, diese Aussagen zu kommentieren.