Einst galt der Spruch für IBM, heute kann man ihn auf VMware anwenden: Kein IT-Manager muss sich Gedanken machen, wegen der Wahl von VMware-Virtualisierung gefeuert zu werden. Wer sich heute für diesen Hersteller entscheidet, ist auf der sicheren Seite – so wie man es einst mit der Infrastruktur von IBM war. VMware hat es geschafft, dass laut IDC 80 Prozent aller Installationen für Server-Virtualisierung mit seiner Software durchgeführt werden.
Doch der Eindruck könnte täuschen. Nicht nur Konkurrenten wie Microsoft oder Citrix sind aufgewacht und wollen etwas von dem großen Virtualisierungskuchen haben, auch kleinere Anbieter wie Red Hat können zunehmend darauf pochen, Anwender von den Vorteilen ihres divergierenden Ansatzes überzeugt zu haben.
Da ist zum Beispiel Salsa Labs, eine Online-Plattform für die Organisation von Interessens- und Basisgruppen in den USA, die sich für eine Nischen-Lösung von Red Hat entschieden hat. Wie Justin Nemmers, COO bei Salsa Labs, ausführt, erschien Red Hat Enterprise Virtualization (RHEV) besser geeignet für die Bedürfnisse des Unternehmens.
Gleiche Leistung für weniger Geld
Nemmers räumt ein, dass RHEV und VMware über die gleichen Kern-Features verfügten, die man bei Salsa Labs brauchte. Für die gleiche Leistung müsse man bei Red Hat jedoch deutlich weniger bezahlen. Und dies sei der wesentliche Punkt für ein Unternehmen seiner Größenordnung gewesen, fügt Nemmers hinzu.
RHEV basiert auf dem KVM-Hypervisor (Kernel-based Virtual Machine), der direkt im Kernel des Servers angesiedelt wird und nicht auf einer höheren Betriebssystem- oder Applikationsstufe. Red Hat reklamiert für diesen Ansatz, dass er mit deutlich weniger Lines of Code auskommt, effektiver und leichter zu verwalten ist.
Virtuelle Maschinen als Ersatz für Disaster Recovery
Salsa Labs versteht sich als Software-as-a-Service-Plattform für Interessensgruppen. Gegenwärtig gibt es über 2.000 solcher Gruppen mit insgesamt 50 Millionen Mitgliedern in den USA, die diese Plattform nutzen. Der Anbieter ist seit seiner Gründung 2004 mit jährlichen Raten von 30 bis 40 Prozent gewachsen. Um mit dieser Entwicklung auf Seiten der IT Schritt zu halten, bot sich Server-Virtualisierung als ein Ausweg an.
Bisher hatte man immer neue Server angeschafft, wenn neue Funktionen oder Applikationen benötigt wurden. Dieses Vorgehen war gefährlich, da man kein Geld mehr übrig hatte für die Einrichtung von Hochverfügbarkeit oder Disaster Recovery. Versagte ein Server seinen Dienst, standen seine Funktionen einfach nicht mehr zur Verfügung.
Wird eine Applikation dagegen in eine virtuelle Maschine (VM) gepackt, kann diese so wie jedes andere Stück Software auch von einem physikalischen Ort zu einem anderen verschoben oder kopiert werden. Das drückt natürlich auch die Hardware-Kosten nach unten, eventuell entfallen sogar Investitionen in Replikations- oder Disaster-Recovery-Programme.
Microsoft Hyper-V kam nicht in Betracht
Red Hat kommt mit seinen Virtualisierungs-Werkzeugen überall dort in die engere Auswahl, wo es sich hauptsächlich um einen Linux- oder Apache-Shop handelt. Microsoft mit Hyper-V scheidet hier schon deshalb aus, weil man grundsätzlich einen anderen lizenz-, sprich kostenfreundlicheren Weg geht. Zwar ist der große Linux-Hype in der Öffentlichkeit vorbei. Dies sollte jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass Linux-Server und -Appliances still und leise in immer mehr Bereiche der IT-Infrastruktur vordringen.
Live Migration, also die Fähigkeit VMs samt Inhalt während des laufenden Betriebs zu verschieben, wurde zuerst von VMware angeboten, gehört inzwischen aber auch zum Repertoire von Red Hat und anderen. Damit hat der Marktführer VMware ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal verloren.
Konkurrenz von VMware wird stärker
Der Abstand zur Konkurrenz schmilzt. Allerdings müssen Unternehmen wie Red Hat erst noch beweisen, dass sie eine breite Anwender-Community für Virtualisierungsprodukte aufbauen können. Zu den Voraussetzungen dafür gehört, dass man den Kunden eine Bestandsgarantie und Weiterentwicklung für Software wie RHEV offeriert.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO.