"Die richtige Organisation zur digitalen Transformation" untersucht der Berater Kienbaum in einer gleichnamigen Studie für den Bayerischen Unternehmensverband Metall und Elektro (Bayme). Die Berater kommen zu dem Schluss, dass der CEO Digitalisierung zu seinem Thema machen muss. Die operative Umsetzung sollte bei einer eigenen Einheit liegen, etwa bei einem Chief Digital Officer (CDO).
4 Typen der Organisation
Kienbaum teilt die knapp 130 Unternehmen in folgende vier Kategorien ein:
Die klassische Organisation ohne Initiativen zur Digitalisierung. Diese Firmen haben auch ihre Kundenschnittstellen noch nicht durch digitale Lösungen erweitert. 14 Prozent der Studienteilnehmer zählen zu dieser Gruppe.
Eine relative Mehrheit von 45 Prozent der Unternehmen sieht Kienbaum als hybride Organisation. Sie haben bereits erste Digitalisierungs-Initiativen gestartet. Es fehlt jedoch an einer übergreifenden Strategie und an klaren Verantwortlichkeiten.
Weitere 30 Prozent arbeiten als digitale Organisation. Sie haben einen Chief Digital Officer (CDO) oder eine vergleichbare Position geschaffen. Diese Firmen nutzen agile Methoden und digitalisieren ihre Geschäftsmodelle. Auch die Kundenschnittstellen sind digitalisiert.
Elf Prozent haben den Status einer agilen Organisation erreicht. Sie setzen digitale Geschäftsmodelle um, haben ihre Prozesse digitalisiert und können diese situativ an Marktveränderungen anpassen. Sie haben sich ein breites Netzwerk aus Kooperationspartnern aufgebaut und ihre Rolle in diesem Ecosystem gefunden.
Anhand dieser Kategorien bildet Kienbaum ein digitales Reifegradmodell in vier Stufen. Über alle Unternehmen hinweg errechnen die Berater aktuell einen Reifegrad von 2,38 auf einer Skala von 1 (Reifegradstufe 1 = Klassische Organisation) bis 4 (Reifegradstufe 4 = Agile Organisation).
Größe von Unternehmen spielt keine Rolle
Die Consultants haben sich angesehen, ob Firmengröße - sowohl nach Mitarbeiterzahl als auch nach Umsatz - eine Rolle spielt. Die Zahlen weichen nicht so stark voneinander ab, dass Kienbaum einen Zusammenhang bestätigt sieht. Kommentar der Berater: "Dies ist insbesondere positiv für klein- und mittelständische Unternehmen, denn die Unternehmensgröße scheint kein Hindernis für die eigene digitale Transformation zu sein."
Außerdem geht es in der Studie um die Frage der Umsetzung. 44 Prozent der Befragten verorten die digitale Transformation innerhalb eines Fachbereiches. Das ist üblicherweise die IT. 26 Prozent gehen das Thema mit einem abteilungsübergreifenden Projektteam an und elf Prozent setzen ein eigenes Kompetenzteam ein. Acht Prozent geben die Digitalisierung an einen Berater.
Rolle von CEO, CIO und CDO
Deutlicher fallen die Antworten auf die Frage der Verantwortung aus. In einer großen Mehrheit von 77 Prozent der Unternehmen zeichnet der CEO selbst verantwortlich. Sechs Prozent nennen den CDO. Sieben Prozent übertragen dem IT-Leiter die Verantwortung, vier Prozent dem CIO.
Kienbaum betont jedoch, dass Unternehmen mit einem höheren digitalen Reifegrad überdurchschnittlich oft einen CDO oder eine vergleichbare Position besetzen, etwa einen "Leiter Digitalisierung" oder einen "Manager Digital Business".
Vier Ratschläge für die digitale Transformation
Kienbaum gibt Unternehmen auf dem Weg in die Digitalisierung folgende Empfehlungen mit:
Was die Organisationsform betrifft, müssen Silos aufgebrochen werden. Außerdem müssen Entscheider den Blick nach außen richten und Beziehungen mit externen Digitalpartnern aufbauen. Die Unternehmen müssen in die Digitalkompetenz ihrer Belegschaft investieren.
Die Rolle des Chief Digital Officer beziehungsweise seines Äquivalents ist auf Top-Manager-Level angesiedelt. Jeder Fachbereich erhält eigene Ziele für die Transformation.
"Das Unternehmen sollte mindestens die Hälfte des digitalen Kernteams Vollzeit für die Digital-themen einsetzen", rät Kienbaum. Tages- und Projektgeschäft dürfen nicht mit Digitalisierungsinitiativen kollidieren.
Unternehmen können ihre Agilität steigern, indem sie Produkt-, Service- und Prozessqualität systematisch erhöhen. Konkrete Mittel dazu sind Kontinuierlicher Verbesserungsprozess, Qualitätsmanagement, Betriebliches Vorschlagswesen und Ideenmanagement.