Sommerschlussverkauf in der Reisebranche: Mit Schnäppchenpreisen und Rabatten von bis zu 50 Prozent werben Veranstalter um Kurzentschlossene. Damit soll die Nachfrage nach den schönsten Wochen des Jahres angekurbelt werden. Denn bislang schwächelt das wichtige Sommergeschäft. Über die Gründe kann die Branche nur Vermutungen anstellen.
"Vergangenes Jahr hatten wir ab Mai Topwetter in Deutschland. Das haben sich die Menschen gemerkt und deswegen mit frühen Buchungen für diesen Sommer gezögert", meint Ingo Burmester, Chef der DER Touristik Zentraleuropa. Ob die Diskussion um den Klimawandel zur Zurückhaltung bei Flugreisen führt, lässt sich Burmester zufolge anhand der Buchungszahlen nicht feststellen. "Die Aufmerksamkeit für das Thema ist auf jeden Fall gewachsen. Das wird uns auch von den Reisebüros gespiegelt."
Der Präsident der Reiseverbandes DRV, Norbert Fiebig, sieht jedenfalls "keinen Grund zum Jammern." Er verweist auf das starke Vorjahr mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten. "Derzeit läuft das Kurzfristgeschäft auf Hochtouren und die Branche verzeichnet einen spürbaren Anstieg der Buchungen", sagt Fiebig. "Fast überall dürfte noch etwas zu bekommen sein - außer an Nord- und Ostsee vielleicht."
Das Buchungsverhalten habe sich in diesem Jahr etwas nach hinten verlagert. Dies sei aber kein grundsätzlicher Trend. "Wir hatten auch in der Vergangenheit immer wieder Jahre, in denen später gebucht wurde, und solche, in denen früher gebucht wurde", erläutert Fiebig.
Die Rahmenbedingungen sind jedenfalls gut, ungeachtet der Konjunkturabschwächung. Die Arbeitslosigkeit ist niedrig und die Verbraucher sind trotz einer leichten Eintrübung weiterhin in Konsumstimmung. Traditionell haben Reisen einen hohen Stellenwert für die Menschen in Deutschland, und sie sind Studien zufolge auch in diesem Jahr in Reiselaune. Dennoch ist das Sommergeschäft bislang nicht so richtig in Fahrt gekommen.
Buchungsumsätze unter Vorjahr
Zwar liegt das aktuelle Sommergeschäft bei Tui Deutschland nach Angaben des Branchenprimus auf dem Rekordniveau des Vorjahres. Doch branchenweit verfehlten die Buchungsumsätze nach Daten der GfK-Konsumforscher insgesamt bis Ende Juni den Wert des Vorjahreszeitraums um zwei Prozent. Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) wertet die Daten von klassischen Reisebüros, Onlineportalen der Veranstalter und Internetportalen mit Pauschalreiseschwerpunkt aus.
Veranstalter setzen auf Schnäppchenpreise für Kurzentschlossene, um die Kapazitäten auszulasten. Die Rechnung scheint aufzugehen. Nach Daten der GfK entfielen im Juni 31,1 Prozent des Umsatzes auf Urlaubsbuchungen mit kurzfristiger Abreise im Juni oder Juli 2019 - ein Anstieg von 2,7 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Das Problem: Ein starkes Last-Minute-Geschäft nagt am Gewinn.
Gefragt sind in diesem Jahr bei Sonnenhungrigen nach Angaben des DRV neben Nord- und Ostseeküste vor allem Flugreisen an die Strände des Mittelmeers - allen voran in die Türkei sowie nach Spanien, Griechenland, Bulgarien, Tunesien und Ägypten. Spanien ist zwar weiterhin das beliebteste Auslandsreiseziel der Bundesbürger. Gemessen an den Zuwachsraten steht die Türkei allerdings auf der Gewinnerseite.
DRV-Präsident Fiebig zeigt sich mit Blick auf das Gesamtreisejahr jedenfalls optimistisch: Bis zum Ende des touristischen Geschäftsjahres am 31. Oktober dauere es noch. "Ich bin zuversichtlich, dass wir am Ende wieder ein Wachstum verzeichnen werden - wenn auch eines im niedrigen einstelligen Prozentbereich." (dpa/ad)