"Ich wette, dass bis 2021 relationale Datenbanken im Enterprise-Umfeld keine große Rolle mehr spielen werden."
Relationale Datenbanken sind seit vielen Jahren der Standard, wenn es darum geht, Unternehmensdaten zu verarbeiten, zu verknüpfen und zu analysieren. Ich bin mir sicher, dass das nicht mehr lange so sein wird.
Bereits heute sehen wir technische Entwicklungen, die relationale Datenbanken überflüssig machen werden. Die Preise für Arbeitsspeicher (RAM) verfallen. Es wird damit immer preiswerter, Daten im schnellen Hauptspeicher vorzuhalten anstatt in trägen Massenspeichern. Zudem ermöglichen bis zu 1.000 hochgradig parallel arbeitende Prozessorkerne (Cores) eine Arbeitsgeschwindigkeit, die vor kurzer Zeit noch unmöglich erschien.
Für diese hochperformante Hardware braucht man aber auch Anwendungen, die das Tempo von Prozessoren und Arbeitsspeicher mitgehen können. Mein Unternehmen SAP bietet mit In-Memory und der SAP-HANA-Appliance-Software solche Lösungen an."Die bisherigen Analytiklösungen waren ‚fast‘, HANA ist ‚faster‘", kommentiert der Forrester-Analyst Holger Kisker In-Memory und HANA. Und Vorstandsmitglied sowie CTO von SAP Vishal Sikka bezeichnet das Arbeitstempo von SAP HANA als "real realtime".
Das stimmt tatsächlich: SAP HANA analysiert in üppig ausgestatteten Arbeitsspeichern riesige Datenmengen in Zeiten, die praktisch unterhalb der Wahrnehmungsschwelle liegen. Testläufe haben ergeben, dass sich mit SAP HANA und In-Memory Datenabfragen im Größenbereich von 500 Milliarden Datensätzen mit Antwortzeiten unter einer Minute durchführen lassen.
Das heißt: Wir werden in den kommenden Jahren mit dieser Technologie eine ganz andere Art der Datenverarbeitung und der Datenspeicherung sehen. Das ist aber auch nötig, denn Unternehmen müssen schnell Strategien zum Umgang mit Big Data finden.
Big Data - riesige Mengen unstrukturierter Daten kommen
Im Jahr 2009, das haben die Marktforscher von IDC ausgerechnet, betrug das weltweite Datenvolumen rund 800 Millionen Terabyte. Bis 2020, so schätzt IDC, wird dieses Volumen um den Faktor 44 steigen! Da fallen zum einen die Transaktionsdaten bei jedem Geschäftsvorfall an (Aufträge, Rechnungen, Buchungen, Stornos). Da kommen Daten aus sozialen Netzwerken des Internets wie Twitter und Facebook und die vielen Foto- und Videodaten hinzu, die auf Webseiten oder in der Cloud liegen. Und zunehmend kommen Daten aus dem "Internet der Dinge" dazu: Daten von Sensoren aus Maschinen, Haushaltsgeräten, Autos. All das trägt zur explosionsartig wachsenden Datenmenge bei.
Big Data, das sind riesige Mengen strukturierter Daten aus Tabellen, Feldern, Datensätzen und Dateien, aber immer häufiger auch unstrukturierte Daten wie Dokumente, Videos, Fotos oder auch Chats ("Variety"). Doch nicht nur die schiere Menge der Daten fordert neue Strategien: Auch die Verarbeitungsgeschwindigkeit ("Velocity") muss höher werden. Der Trend ist eindeutig: Es geht in Richtung Echtzeit. So wie es heute normal ist, seine Mails alle paar Minuten zu checken, wird es bald ebenso alltäglich sein, in diesem Rhythmus Geschäftsdaten und -ergebnisse zu überprüfen, und zwar egal, wo man sich gerade aufhält, im Büro oder auf Reisen.
SAP HANA verwendet Daten aus der Gegenwart
Daten aus der Gegenwart verwendenEchtzeitanalysen riesiger Datenmengen meint aber noch etwas anderes: Früher hat man Daten aus der Vergangenheit herangezogen, um Prognosen für die Zukunft zu treffen. Mit In-Memory und SAP HANA können wir heute Daten aus der Gegenwart verwenden, um sehr kurzfristig zu entscheiden, wie sich das Geschäft entwickeln wird und was jetzt passieren soll. Das war früher, trotz wesentlich geringerer Datenmengen, technisch überhaupt nicht möglich.
Als CIO bei SAP bin ich natürlich für die IT-Infrastruktur meines Unternehmens verantwortlich. Außerdem habe ich aber direkten Zugang zu den neuen Technologien und Lösungen meines Arbeitgebers. Daher war meine Abteilung schon im Alpha-Stadium Testkunde von SAP HANA. Schon ein halbes Jahr, bevor andere Unternehmen am Ramp-up (eingeschränkte Softwareeinführung) von SAP teilnehmen konnten, hat SAP Global IT also erste Erfahrungen mit der In-Memory-Technik machen können.
Test: Realtime-Reports mit In-Memory
Im Juli 2010 haben Vishal Sikka und ich uns entschlossen, Realtime-Reports nutzen zu wollen, um Analysen in Echtzeit durchführen zu können. Meine Mitarbeiter und ich haben dann zusammen mit den Fachbereichen nach Szenarien gesucht, in denen wir die Vorteile von In-Memory am besten aufzeigen konnten. Das ureigene Thema meiner IT-Abteilung war es dann, ein Betriebskonzept für SAP HANA zu formulieren. Da sind wir durch mehrere Lernkurven gefahren, aber die Erfahrungen daraus helfen uns, In-Memory nun produktiv nutzen zu können.
Früher dauerte es zum Beispiel rund zwei Tage, während eines Quartalsabschlusses für Profitabilitätsrechnungen einzelne Kosten auf bestimmte Kostenstellen zu verteilen. Mithilfe der In-Memory-Technologie erledigen wir das heute in vier Stunden.
Zusätzlich zum Geschwindigkeitsgewinn haben wir bei den Analysen einen viel höheren Detailgrad, weil unsere Fachleute die vielen Daten fast nach Belieben analysieren können. Für solche Analysen benötigen die Fachbereiche uns aus der IT-Abteilung gar nicht mehr, weil sie nicht erst die Daten erheben, ins Data Warehouse überführen und dort konsolidieren müssen, um danach mit ihnen arbeiten zu können. Nein, die Daten stehen in Echtzeit für Analysen aller Art bereit. Damit passiert es auch nicht mehr, dass die eine Abteilung Daten von vorgestern, eine andere von gestern hat und alle zusammen sich wundern, dass das nicht zusammenpasst.
Anwendungen für HANA
Unsere Fachbereiche bei SAP und ich selber sehen ein großes Potenzial von In-Memory und SAP HANA auch für unsere Backbone-Anwendungen im ERP- und CRM-Bereich. Es werden sich also in den kommenden drei bis vier Jahren neue Anwendungen ergeben, die direkt auf In-Memory zugreifen. Bei uns befinden sich bereits mehrere Anwendungen in der Pipeline, die ihre Rechengeschwindigkeit direkt aus dem In-Memory-Arbeitsspeicher beziehen werden.
Ich habe eben gewettet, dass in zehn Jahren relationale Datenbanken nur noch eine geringe Rolle spielen werden. Für mein Unternehmen SAP gehe ich davon aus, dass wir das eventuell schon in den kommenden fünf Jahren erreichen werden.
IT-Mitarbeiter werden sich umorientieren müssen
Das wird die Arbeit meiner IT-Abteilung verändern; alle mit der Administration der Datenbanken und der Pflege der Daten beschäftigten Mitarbeiter werden sich umorientieren müssen. Auch die Fachbereiche werden ihre Prozesse und Entscheidungswege an die Möglichkeiten von In-Memory anpassen. Aber das alles sind fließende Prozesse. Wir haben In-Memory side-by-side, also ohne Unterbrechung des laufenden Betriebes, eingeführt und in die bestehende Systemlandschaft integriert. Zudem bauen wir ein neues Corporate Business Warehouse auf, das komplett In-Memory betrieben sein wird.
Wer sich wie wir intensiv mit dem Thema Big Data beschäftigen möchte, sollte als Erstes seine Hausaufgaben bezüglich der Datenqualität seiner Anwendungen erledigen. Wenn der Input schlecht ist, wird der Output nicht besser sein. Wer seine Systemlandschaft nicht im Griff hat, wird mit In-Memory genauso scheitern wie mit relationalen Datenbanken - nur schneller.
Das Thema Data Management wird in Zukunft immer wichtiger werden, eben weil die Menge an Daten steil ansteigt und die Abhängigkeit der Geschäftstätigkeit von diesen Daten ebenfalls anwachsen wird.
Tipp: In-Memory-Datenbanken erst parallel zur Systemlandschaft aufbauen
Ich empfehle meinen CIO-Kollegen, die ersten In-Memory-Datenbanken, so wie wir es bei SAP gemacht haben, parallel zur bestehenden Systemlandschaft aufzubauen. Dafür bieten wir SAP HANA an. Suchen Sie sich mit Ihren Fachbereichen ein Szenario, das sich für Echtzeitanalysen eignet. So machen Sie die nötigen Erfahrungen mit dem Konzept und dem Roll-out und durchfahren die Lernkurve, die Sie für firmenweite Deployments benötigen.
Machen Sie sich um die Fachbereiche und um das Management Ihres Unternehmens keine Sorgen: Dort wird man die Vorteile der schnellen Echtzeitanalysen ebenso schnell schätzen lernen und nie wieder missen mögen.
In-Memory zwingend mit Mobilem Arbeiten und Bring our Own Device verbinden
Ein Drittes: Verbinden Sie In-Memory-Technologien zwingend mit den Themen "Mobiles Arbeiten" und "Bring our Own Device" (BYOD). Und das nicht nur, weil Ihre Kollegen aus dem Management und den Fachbereichen mit Begehrlichkeiten auf der einen sowie Smartphones und Tablet-PCs auf der anderen Seite vor Ihnen stehen. Echtzeitanalysen sind nur dann sinnvoll, wenn sie den Entscheidern Ihres Unternehmens jederzeit und überall zur Verfügung stehen. Es ist meiner Erfahrung nach für den Erfolg von In-Memory sehr wichtig, die Analysen auch für mobile Geräte verfügbar zu machen.
Als CIO bei SAP bin ich in der komfortablen Lage, für die IT meines Unternehmens verantwortlich zu sein und gleichzeitig als einer der Ersten neue Technologien und Lösungen von SAP ausprobieren zu können. Ich bin überzeugt, dass In-Memory und SAP HANA die Verarbeitung von Daten in den kommenden Jahren neu definieren werden, und freue mich auf die neuen Zeiten. Wenn ich Ihnen dabei helfen kann, auch in Ihrem Unternehmen schnelle Echtzeitanalysen einzuführen, tue ich das gerne. Ich freue mich, mit Ihnen bei nächster Gelegenheit über meine Wette und über den Weg dahin diskutieren zu können.
Ich freue mich auf Ihre Gegenwette!
Weitere Wetten finden Sie auf unserer Seite Wetten auf die nächste Dekade!