Nach der Fusion plane das Unternehmen, gleich noch einen weiteren Autobauer zu übernehmen, berichtet die "Financial Times" (FT) am Mittwoch unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Bevorzugtes Ziel dabei sei Fiat Chrysler .
Dieses Vorgehen hatte der frühere Renault-Chef und Verwaltungsratschef von Nissan, Carlos Ghosn, favorisiert. Ghosn war im November in Japan wegen angeblichen Verstoßes gegen Börsenauflagen festgenommen und angeklagt worden. Mitte März kam er gegen Kaution frei. Zudem soll er laut Staatsanwaltschaft private Investitionsverluste auf Nissan übertragen haben. Ghosn hatte wiederholt seine Unschuld beteuert. Nissan hatte Ghosn kurz nach der Verhaftung entlassen, bei Renault trat er später zurück.
Sowohl die französische als auch die japanische Seite haben öffentlich erklärt, dass die Autoallianz, zu der auch Mitsubishi gehört, zunächst gut funktionieren solle, bevor die Kapitalstruktur neu definiert werde.
Die Bestellung eines neuen Führungsgremiums der Autoallianz, deren Vorsitz der neue Renault-Chef Jean-Dominique Senard übernommen hat, erhöht nach Einschätzung der informierten Personen die Zuversicht, dass Renault und Nissan die Fusionspläne vorantreiben könnten, hieß es in dem Zeitungsbericht weiter. Nach einer Fusion haben die Autobauer dann demzufolge eine weitere Akquisition im Visier, um der weltweiten Dominanz der Konkurrenten Volkswagen und Toyota Paroli bieten zu können.
FCA sucht ebenfalls Partner
Bereits vor zwei bis drei Jahren habe der frühere Renault-Chef Ghosn, Gespräche mit Fiat Chrysler wegen eines Zusammenschlusses geführt, berichtet das Blatt. Dies sei aber auf Widerstand in der französischen Politik gestoßen. Fiat Chrysler selbst sucht aktiv nach einer Partnerschaft oder Fusion. Dabei will der Vorsitzende John Elkann in Treffen mit mehreren Konkurrenten, darunter der französischen PSA, einen potenziellen Deal zur Stärkung des Autoherstellers ausloten, heißt es.
Verflechtungen zwischen Renault, Nissan und Mitsubishi
Obwohl es sich um einen mittelständischen Autohersteller handelt, der jährlich 5 Millionen Fahrzeuge herstellt, wäre Fiat Chrysler, zu der die Marken Jeep und Alfa Romeo gehörten, mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 20 Milliarden Euro immer noch ein teures Ziel, schreibt das Blatt. Renault, Nissan und das dritte Mitglied der Allianz, Mitsubishi, haben zusammen einen Marktwert von mehr als 50 Milliarden Euro.
Renault und Nissan sind wechselseitig aneinander beteiligt. Zu der Allianz gehört auch der japanische Hersteller Mitsubishi Motors. Renault, an dem der französische Staat beteiligt ist, hält 43,4 Prozent der Anteile an Nissan, die Japaner ihrerseits 34 Prozent an Mitsubishi. Nissan ist zu 15 Prozent an Renault beteiligt, hat aber dabei keine Stimmrechte. (dpa/rs)