In der "Metastudie RFID“ des Forschungsinstituts für Rationalisierung e.V. an der RWTH Aachen resümieren die Autoren den aktuellen Stand der RFID-Technologie und ihrer Einsatzgebiete. RFID (Radio Frequency Identification) ist deswegen zum Nachfolger von Barcodes ausgerufen worden, weil mit dieser Technologie Objekte berührungs- und drahtlos sowie ohne Sichtkontakt per Funk identifiziert werden können. Fehler bei der Erkennung von Objekten könnten so vermieden werden, außerdem ließen sich Beschleunigungs- und damit Kosteneffekte erreichen.
RFID wird oft auch mit dem „Internet der Dinge“ in Zusammenhang gebracht, wobei automatisch und in Echtzeit reale Objekte mit Informationssystemen und Computernetzen verbunden werden sollen. Fakt ist allerdings, dass der schon längst totgesagte Barcode noch immer seine Dienste tut.
In der Metastudie RFID wird zunächst ein Referenzmodell dargestellt, bevor zahlreiche Fallstudien und Anwendungsbeispiele analysiert werden. Im Referenzmodell wird eine Klassifizierung der RFID-Anwendungsfelder vorgenommen, wobei sich acht Hauptkategorien ergeben:
- Logistical Tracking and Tracing
- Production, Monitoring, and Maintenance
- Product safety, Quality, and Information
- Access Control and Tracking and Tracing of Individuals
- Loyalty, Membership, and Payment
- eHealth Care
- Sports, Leisure, and Household
- Public Services
Im Gesundheitsbereich gehen die Anwendungsszenarien vom Betten- und Gerätemanagement in Krankenhäusern über das Lokalisieren von Patienten bis hin zur Überwachung und Dokumentation medizinischer Daten. Auch die Nachverfolgung von sensiblen Blutprodukten gehört dazu. Nach den Autoren gehören 74 Prozent der medizinischen Anwendungsfälle in den Bereich Krankenhaus-Management, was die Bedeutung des RFID-Einsatzes in logistischen Prozessen unterstreicht.
Asklepios-Krankenhaus Barmbek, Klinikum Duisburg und DRK Blutspendedienst Sachsen arbeiten mit RFID
Von einem Einsatz bei Implantaten kann aufgrund der Anforderungen an die Patientensicherheit bisher noch kaum die Rede sein. In einigen Kliniken wie dem Asklepios-Krankenhaus Barmbek werden dagegen schon in der Notaufnahme die Prozesse mit RFID verbessert. Hier werden mobile medizinische Geräte, die mit RFID-Transpondern ausgestattet und in das bestehende WLAN-Netzwerk eingebunden sind, eingesetzt: Ihr Status kann so vom Klinikpersonal in Echtzeit abgerufen werden.
Wird dies mit weiteren Daten über Behandlungsräume und Patienten versehen, lässt sich die Ablauforganisation im Krankenhaus verbessern. Man denkt inzwischen auch an Patientenarmbänder mit RFIT-Technologie, um die einzelnen Patienten orten zu können.
Im Klinikum Duisburg wird der Warentransport mit RFID automatisiert. Die einzelnen Stationen sind über ein unterirdisches Transportsystem und automatische Warenaufzüge miteinander verbunden. Die Container für den Warentransport sind mit RFID-Tags ausgestattet, wodurch ein automatisches Ansteuern der jeweiligen Zielorte ermöglicht wird.
Weitere Beispiele befassen sich mit dem DRK-Blutspendedienst Sachsen, bei dem Blutbeutel mit RFID-Labeln versehen werden, um sie so besser zu identifizieren und zu dokumentieren, und der Krankenhauslogistik. Über außen angebrachte Sensor-tags kann außerdem die Temperatur der Blutprodukte kontrolliert werden. Die Autoren der Studie sind der Ansicht, dass gerade Anforderungen wie Prozesssicherheit, Fehlervermeidung und Dokumentation den Healthcare-Bereich prädestiniert für den RFID-Einsatz machen.
Die Metastudie RFID
RFID-Tags auf OP-Tüchern und chirurgischen Instrumenten können darüber hinaus das Risiko verringern, dass solche Hilfsmittel aus Versehen im Körper des Patienten verbleiben. Immerhin kommt es laut Studie in Deutschland etwa 3.000 Mal pro Jahr zu einem solchen Vorfall.
Tobias Rhensius/Matthias Deindl, Metastudie RFID – Eine umfassende Analyse von Anwendungen, Nutzen und Hindernissen der RFID-Implemtierung, 2. Verbesserte Auflage, Forschungsinstitut für Rationalisierung e.V. an der RWTH Aachen 2009
Internet: www.fit.rwth-aachen.de