Noch vor fünf Jahren als revolutionäre Technologie bezeichnet, ist es um RFID etwas still geworden. Die eingebauten Chips gelten noch immer als zu teuer, und nicht alle Anwendungsgebiete haben sich als geeignet herausgestellt. Die Aberdeen Group resümiert in ihrer neuen Studie mit dem Titel „Item-Level RFID Tagging in Retail“ den Stand der Dinge und wie Retailer zu einem optimalen Einsatz kommen.
Der Aberdeen Group sollten Retailer die RFID-Technologie nach vier Gesichtspunkten prüfen: Prozesseffizienz, Sichtbarkeit der Produkte und Kontrolle der Nachfrage, Verbesserung des Managements und Steigerung der Profite. In jedem der vier Bereiche muss eine erfolgreiche RFID-Anwendung zu Verbesserungen führen.
Im Mai und Juni 2010 hat Aberdeen deshalb eine Befragung bei ausgewählten Handelsunternehmen vorgenommen, um ihren Umgang und ihre Erfahrungen mit RFID auf den Prüfstand zu stellen. Zu den Ergebnissen gehört auch eine strategische Roadmap, die die Marktbeobachter den Retailern ans Herz legen.
Jene Unternehmen, die besonders gut in der Untersuchung abschnitten („Best-in-Class performance“), zeigten in mehreren Punkten eine signifikante Übereinstimmung:
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80 Prozent von ihnen haben Programme laufen, mit denen sie kontinuierlich durch RFID erzeugte Daten analysieren, um Verbesserungsbedarf bei Lager- oder Geschäftsprozessen festzustellen.
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76 Prozent orientieren sich generell an Industriestandards.
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62 Prozent verfügen über besonders eng angelegte Verfahren, um die Waren schnell zwischen Lager und Verkaufsstellen zu bewegen beziehungsweise auszutauschen.
RFID muss mit Business Intelligence integriert werden
Gründe für die Steigerung der Prozesseffizienz, die 79 Prozent der Befragten anstreben (Mehrfachnennungen möglich), sind die Reduzierung oder Eliminierung von manuellen Lagerhaltungsmethoden, die Steigerung der Arbeitsproduktivität der Beschäftigten und insgesamt die Senkung der Arbeitskosten.
53 Prozent wünschen eine Steigerung der Produktsichtbarkeit, indem die Ladenregale besser ausgenutzt und das Nachfüllen durch RFID unterstützt oder automatisiert wird.
Mit 23 Prozent der Nennungen wird ein verbessertes Management angegeben. Als Problem wird hier der bessere Diebstahlschutz gegenüber Kunden und Angestellten gesehen.
Um die Gewinne anzukurbeln, wird mit 23 Prozent ein stärkerer Verkauf ohne Preisabschläge genannt.
Retailer, die bereits RFID einsetzen, sind laut Aberdeen auch in anderen Technologiebereichen engagiert. So sind sie bestrebt, RFID in andere Systeme zu integrieren oder RFID-Daten im Zusammenhang mit Data-Warehouse- und Business-Intelligence-Anwendungen zu überprüfen und auszuwerten.
RFID braucht Industriestandards
Hierbei spielen Industriestandards eine besondere Rolle. Im RFID-Umfeld ist das zum Beispiel EPC für das Data Sharing, ein Standard, der von der EPC Information Services (EPCIS), der GS1 und der GS1 US verwaltet wird.
Während noch vor ein paar Jahren relativ große Infrastrukturinvestitionen nötig waren, um RFID zum Laufen zu bringen, hat sich die Situation inzwischen geändert: Aberdeen weist darauf hin, dass die Kosten für die RFID-Chips und -Reader inzwischen gesunken sind. Auch gäbe es neue Pricing-Modelle wie "Pay-as-you-grow“.
Die Marktforscher unterscheiden mehrere Entwicklungsstufen bei der Einführung von RFID: Maturing, Deploying und Emerging. Demnach sind besonders das Kleidungsgeschäft, Schuhwaren, Buchläden und Warenhäuser führend in der RFID-Anwendung (siehe Abbildung).