Mittelständische Firmen, die sich eine ERP-Software anschaffen, hatten bisher vor allem die Investitions-Kosten, also die Total Cost of Ownership (TCO), im Blick. Dazu zählen Kosten etwa für Lizenzen und Support sowie den laufenden Betrieb.
In der derzeitigen Wirtschaftkrise beeinflussen zudem verstärkt wirtschaftliche Aspekte, die ERP-Strategien der KMU. Dazu gehören unter anderem geringere Prozesskosten, eine hohe Auskunftsfähigkeit gegenüber Kunden, die einfache Einbindung von Geschäftspartnern sowie die Möglichkeit Expansions-Strategien effizient umzusetzen.
ROI für das ERP nicht auf der Agenda von KMU
Deshalb müssen künftig auch kleine und mittlere Betriebe für ihre ERP-Projekte eine Nutzenkalkulation durchführen und deren Return on Investment (ROI) berechnen. Allerdings scheint dies bei vielen Firmen noch nicht auf der Agenda zu stehen. Das fand der US-Marktforscher Aberdeen Research in der Studie „Measuring the ROI of ERP in SMB“ heraus.
Im Durchschnitt führen knapp ein Viertel der mehr als 900 für die Untersuchung befragten Mittelständler niemals ROI-Berechnungen für ihre ERP-Projekte durch. Etwas mehr als die Hälfte berechnet den Nutzen „manchmal“. Im Schnitt berechnet nur ein Viertel immer einen ROI. Manchmal würde es schon genügen den Nutzen einer ERP-Einführung grob abzuschätzen. Zwölf Prozent der Mittelständler sagten, dass sie dies nie tun, 40 Prozent machen es immerhin gelegentlich.
ERP-Software kostet 1,4 Millionen Dollar
Für die Marktforscher sind diese Ergebnis erstaunlich, ist doch die Einführung einer ERP-Software mit einem hohen zeitlichen und finanziellen Aufwand verbunden. Allein zwischen dem Beginn der Installation bis zum ersten Echtstart vergehen im Schnitt zehn Monate.
Betriebe mit weniger als 50 Millionen US-Dollar Umsatz pro Jahr geben für ihr ERP-System etwas mehr als 290.000 Dollar aus. Die Summe beinhaltet Kosten für die Software sowie Services. Deutlich höher sind die Kosten für das ERP-System bei Firmen mit einem Jahresumsatz zwischen 100 Millionen und 250 Millionen Dollar. Sie belaufen sich auf rund 1,4 Millionen Dollar.
Best-in-Class-Firmen erreichen ROI in zwei Jahren
Die Marktforscher teilen die befragten Firmen dabei wie üblich in drei Gruppen ein: Klassenbeste (Best in Class), Durchschnittsfirmen (Average) und Nachzügler (Laggards). Zwischen den einzelnen Gruppen sind zum Teil gravierende Abweichungen bei den ROI-Berechnungen zu beobachten.
Nach Abschluss eines ERP-Projekts messen 38 Prozent der Klassenbesten immer den ROI. Bei den Nachzüglern sind es nur magere 14 Prozent. 53 Prozent der Best-in-Class-Firmen schätzen den Return on Investment ihrer ERP-Investition, dagegen sind es nur 28 Prozent bei den Nachzüglern.
Klassenbeste formulieren dabei ihre ROI-Ziele deutlich aggressiver als der Durchschnitt und die Nachzügler. 69 Prozent der Best-in-Class-Betriebe wollen, das sich die Ausgaben für ein neues ERP-System entweder in einzelnen Geschäftsbereichen oder im Gesamtunternehmen innerhalb von zwei Jahren amortisieren. 58 Prozent gelang dies innerhalb dieses Zeitfensters auf Geschäftsbereichebene, 53 Prozent auf Unternehmensebene. Von den Nachzüglern schafften das im selben Zeitraum nur 13 beziehungsweise sechs Prozent.
Auch auf die Prozesse schauen
Der Nutzen einer ERP-Einführung ist aber nur zum Teil auf die eigentliche technologische Investition zurückzuführen. Wichtig sind auch organisatorische Maßnahmen in Form eines Change-Management. Dabei geht es vor allem darum darum, standardisierte und durchgängig IT-gestützte Abläufe zu schaffen.
Das bringt unternehmensübergreifend mehr Transparenz in die Geschäftsprozesse und beschleunigt diese. Als Referenzmodell für die Gestaltung der Prozesse kann dabei beispielsweise das Supply Chain Operations Reference Model (SCOR) dienen.
Mit Hilfe optimierter Prozesse konnten die Klassenbesten zu jeweils 22 Prozent ihre Lagerbestände sowie administrative Kosten im Schnitt verringern und 19 Prozent operative Kosten. 94 Prozent liefern Produkte vollständig und fristgerecht an Kunden aus und 93 Prozent haben eine klare Sicht auf alle Lagerbestände.
Mehr als 900 Mittelständler befragt
Für die Studie befragten die Marktforscher mehr als 920 kleine und mittlere Unternehmen mit Jahresumsätzen von weniger als 50 Millionen Dollar bis zu maximal 250 Millionen Dollar. 55 Prozent der Befragten kommen aus der Fertigungsindustrie (inklusive Automobilbranche), jeweils zehn Prozent aus den Industrien Hightech, Metallverarbeitung, Luft- und Raumfahrt sowie Konsumgüter.
Mehr als drei Viertel der befragten Mittelständler kamen aus Nord- und Südamerika, der Rest aus EMEA (Europe, Middle East and Africa) sowie dem asiatisch-pazifischen Raum.