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Roland Berger: 3D-Druck wird zum Game Changer

20.12.2013 von Christiane Pütter
Anwendungen sehen die Berater in der Medizin und der Industrie. Zurzeit halten deutsche 3D-Druckerhersteller 70 Prozent des Marktes.
Zahnersatz wird künftig immer öfter im 3d-Drucker produziert, erwartet Roland Berger.
Foto: EOS

Das Bohren tut in einer technisch hochgerüsteten Zahnarztpraxis nicht weniger weh. Aber immerhin dürften Patienten künftig schneller zu ihrem Zahnersatz kommen als bisher. Das behaupten zumindest die Analysten von Roland Berger in der Studie "Additive Manufacturing - a game changer for the manufacturing industry?"

These der Analyse: Noch steht 3D-Scanning und -Printing am Anfang seiner Möglichkeiten. Bis 2023 wird sich die Technology sichtbar entwickeln. In Zahlen ausgedrückt: der globale Markt für additive Manufacturing erreichte 2012 ein Volumen von lediglich 1,7 Milliarden Euro. In den kommenden zehn Jahren wird sich diese Summe vervierfachen. Gute Aussichten für deutsche Hersteller, denn sie halten derzeit fast 70 Prozent des Marktes. Additive Manufacturing definiert Roland Berger als Prozess, bei dem dreidimensionale stoffliche Produkte nach jeder digitalen Vorlage hergestellt werden können.

3D-Druck as a Service
Folgende Unternehmen offerieren 3D-Druck als Service. Die Liste soll nur zur ersten Orientierung dienen. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Shapeways
Ponoko
3D Fab
Objectplot
3D:Activation

450 Zahnkronen pro Tag

Beispiel Zahnersatz: Der moderne Dentist kann die erforderliche Brücke oder Krone per CAD/CAM entwerfen und im Drucker produzieren lassen. Auf diese Weise sind in den vergangenen sechs Jahren mehr als 30 Millionen Stücke Zahnersatz entstanden. Stellt sich eine zahnärztliche Gemeinschaftspraxis eine solche Maschine in die Räume, kann diese bis zu 450 Kronen am Tag produzieren. Ein klassischer Zahntechniker bringt es im Schnitt auf etwa 40 Stück.

Prothesen oder Implantate

Weitere Beispiele aus dem medizinischen Bereich sind Prothesen oder Implantate, etwa bei Schädelverletzungen. Auch dabei spielt der Zeitvorteil eine wesentliche Rolle. Je früher dem Verletzten das Implantat eingesetzt werden kann, umso schneller erholt er sich.

Ein anderes Nutzungsgebiet ist die Luftfahrt. Seit etwa 2003 arbeiten Zulieferer an Turbinenteilen, Einspritzdüsen und Gurtschließen. Roland Berger-Partner Martin Eisenhut geht davon aus, dass solche Teile kommenden fünf Jahren vermehrt aus 3D-Druckern stammen werden.

Damit würde eine Entwicklung Fahrt aufnehmen, die schon in den 1980er-Jahren begonnen hat. Zu der Zeit erkannten die ersten Hersteller nicht nur Zeit- und Kostenvorteile von 3D-Druck, sondern auch die Möglichkeit, Designs in kleinen Auflagen zu verbessern. Dazu hat sich auch der US-Marktforscher Gartner geäußert. Laut Gartner wird es schon 2017 nichts Ungewöhnliches mehr sein, dass ein Händler kleinere Objekte wie etwa eine Sonnenbrille aus dem Drucker holt, weil der Kunde die Gläser gern einen Tick dunkler hätte als bei den Modellen, die er im Laden vorfindet.

Neue Organe aus dem 3D-Drucker

Roland Bergers Kollegen von McKinsey gehen noch einen Schritt weiter. Sie halten es für möglich, irgendwann menschliche Organe per 3D-Druck herstellen zu können. Die "Druckertinte" wären dann menschliche Stammzellen. Allerdings legt sich McKinsey bei dieser Prognose nicht auf einen Termin fest.