Wir können nicht über alle Auszeichnungen für CIOs berichten - dafür sind es schlicht zu viele. In diesem Jahr hat den European CIO of the Year 2017 ("ECOTY Award") jedoch ein CIO gewonnen, der gleich in dreifacher Hinsicht bemerkenswert ist:
Ron Van Kemenade steht seit drei Jahren einer der weltweit größten IT-Organisationen vor. Die ING-Bank aus Amsterdam beschäftigt weltweit 52.000 Mitarbeiter, rund 10000 davon arbeiten in der IT. In den Online-Services liegt sicher ein Grund für den anhaltenden Erfolg der Bank in einem anhaltenden Verdrängungswettbewerb. Hierzulande gewinnt die deutsche Tochter ING Diba seit Jahren Marktanteile dazu, während andere Banken über Nullzinsen jammern.
Ron setzt wie kein anderer CIO auf agile Entwicklungsmethoden. Er hält nichts der IT der zwei Geschwindigkeiten oder - wie Gartner es nennt - von "bimodaler IT". Dies würde nur zu einer Demoralisierung der Mitarbeiter führen, die dann eben nicht zu den schnellen Truppen gehören. Natürlich hat die ING auch Legacy Systeme. Diese zu pflegen, könne aber ähnlich agil geschehen, wie das Aufsetzen neuer, hipper Apps, meint Van Kemenade. Dass nicht alle diese Sichtweise teilen, liegt auf der Hand. Van Kemenade hat sich von mehreren hundert Mitarbeitern getrennt, die mit dem agilen Ansatz nichts anfangen konnten.
Ron ist blind. Die Leichtigkeit, mit der der CIO diese Behinderung meistert, beschämt alle, die eher mit Ego-Problemen kämpfen als mit Rons Alltags-Herausforderungen. Bei Vorträgen kann er sich besser an die Inhalte seiner Folien erinnern als jeder Sehende. Er klickt zielsicher zu Slides zurück, die er vor 20 Minuten schon einmal aufgelegt hatte. Er lässt alle Sehenden durch seine intellektuelle Schärfe blass aussehen. Und er wird unterstützt durch ein Team, das mit der Behinderung ebenso unaufgeregt umgeht wie er. Die COO des IT-Bereichs Dorothee Appel, ehemals CIO von Microsoft Deutschland, lobt Ron außerdem für seine Führungsstärke.
Unterstützt von einer Expertenjury wählte CIONET bereits zum achten Mal die Gewinner des ECOTY Awards. Zur Wahl standen in diesem Jahr 21 Finalisten aus acht europäischen Ländern. Die Jury wählte die Gewinner in drei Kategorien: 1) große IT Organisationen mit mehr als 150 FTEs, 2) mittelgroße IT-Abteilungen mit bis zu 150 FTEs und 3) öffentlicher Dienst. Die Gewinner der weiteren Preise sind:
• öffentlicher Dienst: ex aequo
Markus Richter, CIO des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, Deutschland, sowie Sarah Flannigan, ehemalige CIO von National Trust, derzeit CIO von EDF Energy, Großbritannien
• mittelgroße IT-Abteilungen mit bis zu 150 FTEs: Maciej Buba, E-Commerce IT Manager, Amrest, Polen;
Bei der Auswahl der Gewinner achtete die Jury insbesondere darauf, wie gut die Finalisten ihre IT-Strategie auf die Geschäftsbedürfnisse abgestimmt haben, wie erfolgreich sie bei der Bereitstellung ihrer ITK-Lösungen und von relevanten Ressourcen waren, ob sie damit die Anforderungen der Geschäftsbereiche erfüllen konnten und inwieweit diese Dienstleistungen auf die Prioritäten der Unternehmensleitung abgestimmt waren. Die vier Gewinner wurden sowohl auf der Grundlage ihrer eigenen als auch der Leistungen ihrer IT Teams ausgewählt.