Medienkonzern

RTL will mehr in Video-Streaming investieren

14.03.2019
Der Medienkonzern RTL Group hat im vergangenen Jahr Abstriche im TV-Werbegeschäft hinnehmen müssen. 2019 will das Unternehmen daher seine Investitionen in das Video-Streaming verstärken.
RTL spürt den Wettbewerbsdruck von Netflix und Amazon Prime.
Foto: 360b - shutterstock.com

Für das laufende Jahr geht RTL - wie zuvor angekündigt - von einem Umsatzplus von 2,5 bis 5 Prozent ohne Berücksichtigung von Wechselkurseffekten aus. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebita) soll jedoch um 2,5 bis 5 Prozent zurück gehen. Konzernchef Bert Habets will mehr Geld in Video-Streaming-Angebote stecken: Innerhalb der nächsten drei Jahre seien Investitionen in Höhe von 350 Millionen Euro geplant, um den Ausbau der Plattformen voranzutreiben.

Im Jahr 2018 habe die RTL-Gruppe bereits die Marke von einer Million Abonnenten für die beiden Streamingdienste TV Now Premium in Deutschland und Videoland in den Niederlanden erreicht. Ähnliche Dienste seien auch in anderen Ländern geplant. Innerhalb der nächsten drei Jahre will Habets die Zahl der Abonnenten auf mindestens drei Millionen steigern.

Schuld an den schwachen TV-Werbeerlösen 2018 in Deutschland sind dem MDax -Konzern zufolge besonders die Sport-Großereignisse, wie die Männer-Fußball-Weltmeisterschaft und die Olympischen Winterspiele, die der Sender nicht übertrug.

Gewinnrückgang

Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ging um 5,7 Prozent auf 1,38 Milliarden Euro zurück. Der auf die Aktionäre entfallende Nettogewinn sank um 9,6 Prozent auf 668 Millionen Euro. RTL begründete das schlechtere Ergebnis mit einem hohen Vergleichswert aus dem Vorjahr, als Gebäude in Paris für 94 Millionen Euro verkauft wurden, was sich einmalig positiv auswirkte. An die Aktionäre soll für 2018 eine unveränderte Dividende von 4 Euro je Aktie gezahlt werden. Die bisherige Dividendenpolitik einer Ausschüttung von 50 bis 75 Prozent des Nettogewinns will das Unternehmen beibehalten.

Die RTL-Gruppe mit Hauptsitz in Luxemburg erzielt den Großteil seiner Umsätze mit der Mediengruppe RTL Deutschland und der M6-Gruppe in Frankreich. Daneben sind die Produktionsfirma Fremantle, das Digitalgeschäft sowie RTL in den Niederlanden und RTL Belgien wichtige Standbeine des Konzerns.

RTL setzt auf selbst produzierte Inhalte

Für die Mediengruppe RTL Deutschland mit Sitz in Köln gab es in jüngster Zeit personell einige Veränderungen. Die langjährige Chefin von RTL Deutschland, Anke Schäferkordt, kündigte Ende November den Rückzug aus dem Unternehmen an. Ihre Position übernahm Bernd Reichart, der zuvor Managing Director bei Vox war. Auch in der Geschäftsführung kam es zu einem Wechsel: Anstelle von Frank Hoffmann übernahm Jörg Graf das Ruder. Zu dessen ersten Handlungen gehörte der geplante Verkauf des Tochterunternehmens Universum Film, mit dem aber weiter zusammengearbeitet werden soll. RTL Deutschland will stärker auf selbst produzierte Inhalte bauen, wie zum Beispiel mit der Drama-Serie "M - Eine Stadt sucht einen Mörder", für die Schauspieler wie Lars Eidinger oder Moritz Bleibtreu vor der Kamera standen.

Insgesamt setzt RTL - neben dem Hauptgeschäft mit TV-Werbeeinnahmen, das über 45 Prozent zum Konzernumsatz im vergangenen Jahr beitrug - vor allem auf seine Produktionsfirma Fremantle. Sie produziert Serien, wie etwa "American Gods", die beim Streamingdienst Amazon Prime läuft. Daneben treibt RTL Investitionen in die Digitalsparte voran: Im Januar kaufte der Konzern die britische Video-Technologiefirma Yospace für bis zu 33 Millionen US-Dollar (29 Millionen Euro).

Teil der "Total Video"-Strategie bis 2022 ist es, eine starke Videogruppe durch die Vernetzung der Marketing- und Videoplattformen StyleHaul, Divimove und United Screens zu etablieren. RTL hatte das schwedische Unternehmen United Screens Anfang Januar 2018 für 120 Millionen schwedische Kronen (rund 11 Mio Euro) gekauft, was zu einer Abschreibung im vergangenen Geschäftsjahr führte.

Wettbewerber wie Netflix und Amazon Prime ziehen Publikum ab

Für RTL wie auch den deutschen Rivalen ProSiebenSat.1 wird das wachsende Geschäft mit Internetvideos und Videoplattformen immer wettbewerbsintensiver, da neue Player, wie etwa der iPhone-Hersteller Apple, auf den Markt drängen und durch günstige oder kostenlose Angebote den Druck erhöhen. Andererseits gehen die Umsätze im nach wie vor wichtigen TV-Werbegeschäft zurück, weil vor allem bei der jüngeren Zielgruppe Online-Streamingdienste wie Netflix oder Amazon Prime beliebter werden.

Die Aktie der RTL Group legte nachbörslich auf der Handelsplattform Tradegate um 0,8 Prozent auf 51,65 Euro zu. Bereits im Xetra-Hauptgeschäft hatte die Aktie um mehr als 2 Prozent gewonnen. (dpa/rs)