Nachdem Android im Consumer-Bereich mit über 80 Prozent Marktanteil bei Smartphones und mehr als 60 Prozent bei Tablets bereits seit längerem den Ton angibt, hat das Google-Betriebssystem nach neuesten Zahlen von IDC iOS vor kurzem auch im Enterprise-Umfeld als führende Mobile-Plattform überholt. Der vermutliche Grund: Bei der zunehmend wichtigen Ausstattung der Mitarbeiter mit mobilen Endgeräten bietet Android Unternehmen deutlich mehr Spielraum, was Modelle und Preise betrifft.
Im Markt für robuste - ruggedized - Geräte ticken die Uhren allerdings etwas anders. Wegen mangelnder Umweltverträglichkeit von iPhone und iPad steht hier zwar iOS kaum zur Diskussion. Denn selbst wenn das iPhone 7 nun eine IP67-Zertifizierung erhalten hat, ist der von Apple empfohlene Temperaturbereich von 0 Grad bis 35 Grad ein K.o.-Kriterium für die Verwendung von iPhones und iPads in vielen Bereichen. Mit Windows 10 gibt es jedoch insbesondere im Tablet-Umfeld eine Alternative zu Android, die Unternehmen zumindest bei der Neuanschaffung von Ruggedized Geräten in Betracht ziehen können. Wir haben anhand des 8 Zoll großen Rugged-Tablet Fieldbook K80, das die Archos-Tochter Logic Instrument in Versionen mit Android oder Windows 10 anbietet, die beiden Plattformen unter die Lupe genommen.
Hardware-Anforderungen
Logic Instrument hat die Tablets in punkto Hardware identisch ausgestattet, was einen Vergleich für unsere Zwecke vereinfacht. Das Fieldbook K80 hat ein Outdoor-lesbares (400 Nits) 8-Zoll-Display, das sich mit Finger sowie mit einem aktiven Digitalstift bedienen lässt. Es besitzt ein 4G LTE-Modul für schnelle Mobilverbindungen, WLAN, Bluetooth 4.0, GPS und einen 1D/2D Barcode Scanner. Ferner ist es absolut resistent gegen Wasser und Staub nach IP68 und erfüllt den MIL-Standard 810G.
Modell mit | Android | Windows 10 |
Betriebssystem-Version | Android 5.1 (zertifiziert) | Windows 10 Pro 64 Bit |
Prozessor | Intel Atom x5 Z8300 CPU4 x 1,44 Ghz. | |
Grafik | Intel HD Graphics for Atom x7/x5 | |
RAM | 4 GB | |
Speicher | 128 GB (erweiterbar) | 128 GB (erweiterbar) |
davon frei verfügbar | 124 GB | 111 GB |
Display-Auflösung | 1280 x 800 Pixel | |
Schnittstellen | 1x USB 2.0 Typ A (Host), 1x USB 2.0 Type Micro-B (Host/OTG),1 x 3.5mm Audio, 1 x Micro HDMI 1.4a, 1 x Micro SD (SDHC/SDXC), 1 x Micro SIM, 1 x DC-In, 1 x Docking-Anschluss | |
Connectivity | WLAN b/g/n, Bluetooth 4.0, GPS, NFC, LTE (800, 1800, 2600 Mhz) | |
Akku-Kapazität | 7800mAh | |
Kamera | hinten: 5MP-AF-Kamera mit LED, vorne: 2MP-Kamera | |
Barcode-Scanner | Integrierter 1D oder 1D/2D-Scanner (Option) | |
Gewicht | 630g | |
Umgebung | IP67 und sturzresistent bis 1,22m; MIL-STD810G: Betriebstemp. -20 bis +60°C, Lagertemp. -30 bis +70°C, Luftfeuchte 95%, 30°C bis 60°C, vibrations- und schockgetestet, Sturz aus 1,22m, 26 Stürze gesamt |
Auffällig ist bei den beiden Versionen der Unterschied beim benötigten Speicher: Das Microsoft-Betriebssystem braucht mit 17 GB mehr als drei Mal so viel Platz wie Android. Im Fall der beiden Rugged-Tablets ist dies aber kein größeres Problem, da der Hersteller den Speicher mit 128 GB entsprechend aufgestockt hat. Zusätzlich besteht bei beiden Systemen die Möglichkeit, den Speicherplatz via microSD zu erweitern.
Performance: Same same, but different
Ein anderer Bereich, wo sich Unterschiede trotz gleicher Hardware bemerkbar machen, ist die CPU. Herzstück der beiden Geräte ist der im März 2015 vorgestellte Intel Atom x5 Z8300 aus der Cherry-Trail-Reihe. Der Prozessor hat vier mit 1,44 Ghz (1,84 Ghz im Burst-Mode) getaktete CPU-Kerne und unterstützt Android und Windows.
Im Benchmark-Test Antutu, der verschiedene Plattformen (Android, iOS, Windows) unterstützt und damit auch halbwegs vergleichbare Ergebnisse liefern kann, ergab sich für die Android-Version ein Wert von 62637 Punkten - das Samsung Galaxy S7 Edge kommt als (unfairen) Vergleich auf 134704 Punkte. Für die Windows-Version wurde ein Wert von 69645 Punkten ermittelt, etwas weniger als Antutu für das Lumia 950 (70605) berechnet.
Der Rückschluss, dass der verbaute Atom-Chipsatz mit Windows performanter als mit Android ist, trifft allerdings nur bedingt zu. So bestätigten sich in unserem Praxistest in etwa die Angaben anderer Tester, dass die Performance des Atom x5 Z8300 in etwa auf Höhe des ARM-SoCs Qualcomm Snapdragon 801 (z.B. im Samsung Galaxy S5 verbaut) liegt und dieser mit allen Android-Apps spielend fertig wird.
Auf einem Windows-System würde man hingegen kaum erwarten, dass sich der x5 für komplexere Programme und grafik- und rechenintensive Spiele eignet - Tablet hin oder her. Für einfache Anwendungen, wie sie auf einem Industrie-Tablet üblicherweise anfallen, reicht die Power jedoch allemal.
Usability: Android hui, Windows nicht ganz so gut
Ein ähnliches Bild zeigte sich bei der Bedienbarkeit: Das für mobile Endgeräte konzipierte Android lässt sich auf einem 8-Zoll-Tablet problemlos benutzen, während Windows 10 nach wie vor nur teilweise Tablet-tauglich ist. Auch wenn Microsoft in diesem Punkt gewisse Fortschritte erzielt hat, gibt es Bereiche wie z. B. Einstellungen, wo man selbst mit Stiftbedienung Platzangst bekommt.
Akku-Laufzeit: Viel hilft viel
Nichts zu Schulden kommen lassen sich beide Tablet-Varianten dagegen beim Ausdauer-Test: Dank einer üppigen Akku-Kapazität von 7800mAh kamen sowohl Android- wie auch Windows-Version problemlos acht Stunden (= eine Arbeitsschicht) ohne Nachladen an der Steckdose aus. Logic selbst verspricht für die Geräte mehr als neun Stunden Laufzeit beim Abspielen eines HD-Videos bei 50 Prozent Helligkeit.
Der Preis ist heiß
Und auch beim Preis ziehen beide Versionen des Fieldbook K80 gleich: Android ist zumindest für den Anwender kostenlos, bei Windows kommt der Vorteil zum Tragen, dass Microsoft OEM-Partnern die Lizenzgebühr für Tablets mit weniger als neun Zoll Display-Diagonale erlässt. Käufern entsteht damit bei der Wahl eines Windows-Tablets kein Kostennachteil gegenüber der Android-Version, beide Modelle des Fieldbook K80 kosten entsprechend mit knapp über 1000 Euro genauso viel. Bei Versionen mit verschiedenen Speichergrößen wäre es allerdings möglich, bei der Android-Version einen kleinen Preisvorteil herauszuholen, da dort das Betriebssystem weniger Platz für sich beansprucht.
Sicherheit und Verwaltbarkeit
Bleibt zum Schluss des Vergleichs noch der schwierige, aber wichtige Punkt Sicherheit und Verwaltbarkeit. Hier gibt es mit Windows als Tablet-Plattform die Möglichkeit, das Gerät via Active Directory tief in die Infrastruktur zu integrieren und wie andere Rechner zentralisiert zu verwalten, Patches aufzuspielen etc... In Einsatzgebieten, wo dies viel zu viel Aufwand bedeuten würde, etwa für die ausschließliche Nutzung in einer Fabrikhalle oder auf einer Baustelle, können Unternehmen zu Android-Tablets greifen - App installieren, mit oder ohne MDM-System nutzen, fertig.
Fazit: Es kommt darauf an …
Android werde bevorzugt gewählt, wenn in Projekten nur eine Applikation auf dem Gerät laufen soll, berichtet Alexander Djemaa, stellvertretender Geschäftsführer von Logic Instrument Deutschland. Daneben stiegen Firmen aufgrund der höheren Flexibilität des Systems wieder vermehrt auf Windows um - zumal die Lizenzen bei den 8-Zoll-Geräten kein Geld kosten.
Für Hannes Heckner, als Gründer und Vorstandsvorsitzender der Münchner MobileX AG mit zahlreichen Mobility-Projekten vertraut, gibt es gute Gründe, warum sich Windows im Markt für robuste Geräte immer noch an erster Stelle hält und Android nur eine marginale Rolle spielt: Selbst wenn die Investitionen in die Hardware bei Windows-Geräten deutlich höher liegen, böten sie eine breitere Unterstützung von Drittapplikationen und sind leichter zu managen, da sie von jeher in der IT-Infrastruktur verankert sind.
Auch der Anschluss an Anlagen über die serielle Schnittstelle (RS232) sei bei Windows kein Problem, während unter Android die jeweilige Software oft nicht unterstützt wird, so Heckner. Letztendlich spielten bei Android auch Sicherheitslücken immer wieder eine Rolle. Auch wenn Google diesen Mangel erkannt hat, bleibt es abzuwarten, ob es dem Unternehmen gelingt, mit der Initiative Android for Work den Marktanforderungen in diesem Bereich gerecht zu werden.