Zugegeben, auf dem Papier gehört das in Barcelona vorgestellte Samsung Galaxy S6 zu den Smartphones mit den besten Leistungswerten. Dennoch gelang es den Koreanern bislang nicht, im Enterprise Business ernsthaft Fuß zu fassen. Dieser Markt scheint derzeit fest in Apple Hand zu sein, unter anderem weil noch immer Sicherheitsbedenken in Sachen Android bestehen.
Mit Knox gut positioniert?
Zumindest eine Scharte, so ist Epting überzeugt, hat Samsung mit dem Galaxy S6 endgültig ausgewetzt: "Das neue Galaxy S6 Edge hat jetzt den gleichen, wenn nicht bessern Must-have-Appeal für C-Level-Executives wie das iPhone." Zudem habe man aus der Erfahrung gelernt und die Funktionen um rund 40 Prozent reduziert, was einer einfacheren Bedienung zu Gute komme.
Den Einwand, dass nach wie vor Sicherheitsbedenken einem Enterprise-Einsatz entgegen stehen könnten, lässt die Enterprise-Chefin nicht gelten: "Mit der neusten Version von Knox sind wir hier sehr gut positioniert." Ebenso sieht sie in Google to work keine Gefahr für Knox. "Google for work und Knox sind komplementär zueinander", gibt sich Epting überzeugt und bittet gleichzeitig um etwas Geduld, da es noch zu früh sei, die genauen Unterschiede zu analysieren und ein Fazit über ihre Bedeutung zu ziehen.
Dennoch ist sie überzeugt, dass der Konzern mit Knox für das Enterprise Business gut platziert ist, zumal wichtige MDM-Anbieter wie Blackberry, Airwatch, Good Technology etc. Knox unterstützen. In diesem Zusammenhang sollten auch die ISVs nicht vergessen werden, die entsprechend Apps für das Enterprise entwickeln. Und diese Gemeinschaft unterstütze man mittlerweile, da man ja selbst Softwareentwickler sei, mit entsprechenden Werkzeugen, "egal ob Portierungs-Tools oder Development-Frameworks".
Deshalb stelle die Fragmentierung des Android-Betriebssystems nur bedingt ein Problem dar, zumal im Enterprise die Update-Willigkeit deutlich geringer sein dürfte wie im Consumer-Umfeld. Eine These, die zumindest mit Blick auf Windows-Desktops zutrifft.
Offene Flanken in der Enterprise-Strategie
Angesichts des Vorwurfs, dass es Samsung - vergleichbar mit Apple und IBM - an vertikalen Apps mangele, gerät Epting fast in Rage. "Wir haben Partner wie Cisco, Oracle und andere große Software-Hersteller, die entsprechende vertikale Lösungen entwickeln." Allerdings muss die Enterprise-Chefin zugeben, dass dies bislang im Markt kaum bekannt ist: "Zu meinen Zielen für 2015 gehört, hier das Marketing deutlich zu verbessern."
Offene Flanken räumt sie auch bei den gerade für Unternehmenskunden wichtigen Punkten wie Investitionsschutz oder Support ein. Hinsichtlich Investitionsschutz arbeitet Epting an möglichen Trade-in-Programmen für Europa, ebenso sei sie dabei entsprechende Replacement-Programme für den Schadensfall auf den Weg zu bringen. Ansonsten gibt sich die Managerin zuversichtlich, dass man den Unternehmenskunden über die üblichen 18 bis 24 Monate hinaus, die ein Smartphone im Consumer-Umfeld genutzt wird, einen Support biete. Zumal ihr auch bewusst ist, dass Unternehmen nicht auf jedes neue Modell upgraden, "sondern dies nur tun, wenn der ROI stimmt".
Dass dieser bei neuer Technik oft interessant ist, veranschaulicht Epting an einem Beispiel aus der Luftfahrt. So habe eine US-Fluglinie die In-Seat-Entertainment-Systeme durch Tablets ersetzt. Allein aufgrund der niedrigeren Gewichts spare die Airline nun pro Flugzeug und Jahr 200.000 Dollar an Treibstoffkosten.