Geht es um Tablets, so ist schnell unvermeidlich von Apples iPad 2 die Rede. Seit Ende März 2011 gibt es die zweite Tablet-Generation der in Cupertino ansässigen Firma. Die Konkurrenz hinkt Apple seit dem ersten iPad in Sachen Bedienbarkeit, Design, Haptik und Wertigkeit hinterher. Die Defizite wollen viele Tablets mit üppiger Hardware-Ausstattung und diversen Anschlüssen, Kameras und Co. wettmachen. Doch ein großer Erfolg bleibt Apples Konkurrenz bisher verwehrt.
Ausbleibende Verkaufserfolge konnte den meisten Tablets schon nach dem ersten Anfassen und wenigen Minuten der Bedienung leicht prophezeit werden. Samsungs neues Galaxy Tab 10.1 hinterlässt dagegen auf Anhieb einen guten Eindruck. Das Tablet ist so flach wie das iPad 2, ist angenehm leicht und liegt gut in der Hand. Zwar besitzt das Galaxy Tab 10.1 kein Gehäuse aus Aluminium, die Kunststoffumhausung wirkt aber hochwertig und gibt keine Knarzgeräusche von sich.
Mit einem 10,1 Zoll großen Display und Android 3.1 als Betriebssystem steht das Galaxy Tab 10.1 ab August 2011 in den Regalen der Händler. Die unverbindliche Preisempfehlung von 629 Euro wirkt selbstbewusst. Denn mit dem inkludierten SIM-Kartenslot und 16 GByte Speicher kostet es 30 Euro mehr als ein entsprechendes iPad 2. Ob der Preis für das Samsung Galaxy Tab 10.1 im Vergleich zum iPad 2 gerechtfertigt ist, klärt unser Test.
Ausstattung & Akkulaufzeit
Samsung verbaut im Galaxy Tab 10.1 einen Dual-Core-Prozessor NVIDIA Tegra 2 mit 1,0 GHz Taktfrequenz. Damit setzt das Tablet auf die für Honeycomb-Geräte übliche CPU-Ausstattung - wie der Konkurrent Motorola Xoom. Dem ARM-Prozessor stellt Samsung einen mit 1 GByte großzügig bemessenen Arbeitsspeicher zur Seite. Den internen Flash-Speicher dimensioniert der Hersteller auf 16 GByte; wie beim Einstiegsmodell von Apple. Varianten mit 32 oder 64 GByte Flash - wie es beim iPad 2 gibt - offeriert Samsung nicht. Auf einen micro-SD-Kartenslot, wie es beispielsweise das Motorola Xoom besitzt, verzichtet das Galaxy Tab 10.1 ebenso wie ein iPad 2.
Das Galaxy Tab 10.1 lässt sich auch nicht über einen Mini- oder Micro-USB-Anschluss mit dem PC verbinden, Samsung legt ein Datenkabel mit eigenem Connector bei. Selbst der Stecker sieht dem Apple-Pendant zum Verwechseln ähnlich. Ebenfalls wie beim iPad 2 gibt es für den Anschluss von LCD-TVs ein HDTV-Adapterkabel für zirka 40 Euro. Auch einen Steckplatz für SD-Karten suchen Sie beim Galaxy Tab 10.1 vergeblich, für rund 30 Euro gibt es das USB-Connection-Kit. Samsung eifert bei all dem Apple etwas zu sehr nach.
Drahtlose Verbindung nimmt das Galaxy Tab 10.1 über WLAN 802.11 a/b/g/n und Bluetooth 3.0 auf. Zudem gibt es einen SIM-Karten-Slot für HSPA+. Dabei nimmt das Tablet SIM-Karten normaler Größe auf.
An der Gehäusefront gibt es für Videotelefonate und Schnappschüsse eine integrierte 2,0-Megapixel-Kamera. Auf der Rückseite findet sich zudem eine 3,2-Megapixel-Kamera. Einen LED-Blitz hat Samsung neben der Rückkamera integriert. Die Bilder zeigen bei der gebotenen Auflösung eine gute Qualität. Die Foto-App bietet unter anderem Funktionen für Weißabgleich, Blende und Fokus.
Samsung verbaut beim Galaxy Tab 10.1 einen Lithium-Polymer-Akku mit 7000 mAh. Beim Surfen im Internet via WLAN hält das Galaxy Tab 10.1 im Test fast acht Stunden durch, und beim Abspielen von Videos mit voller Display-Helligkeit macht das Xoom erst etwas über sieben Stunden schlapp. Während das Galaxy Tab beim Videotest knapp mit den Konkurrenten Xoom (Video zu Motorola's Xoom) und iPad 2 mithalten kann, so macht es beim Surfen etwa vier Stunden eher schlapp.
Maße und Bildschirm
Während Apples iPad 2 einen 9,7-Zoll-Bildschirm im 4:3-Format besitzt, nutzt das Samsung Galaxy Tab 10.1 auf ein 10,1-Zoll-Display im 16:10-Widescreen-Format. Die Auflösung des Bildschirms beträgt 1280 mal 800 Bildpunkte, das iPad/iPad2 löst 1024 mal 768 Pixel auf. Samsung setzt somit auf die Display-Merkmale, die auch ein Motorola Xoom verwendet. Durch seinen Widescreen wartet das Galaxy Tab 10.1 bei 175 x 257 x 8,6 mm auch mit anderen Abmessungen als das Apple iPad 2 auf (186 x 241 x 8,8 mm).
Bei einer Gehäusedicke von nur 8,6 mm ist das Galaxy Tab 10.1 sogar minimal dünner als das bereits sehr schlanke iPad 2 mit 8,8 mm. Mit einem Gewicht von zirka 569 Gramm liegt das Galaxy Tab 10.1 auch etwas leichter in der Hand als Apples iPad 2 in der 3G-Version mit 613 Gramm.
Für ein Tablet ist die Qualität des Bildschirms essenziell. Und hier kann der kapazitive PLS-Touchscreen des Galaxy Tabs überzeugen. Durch die hohe Auflösung von 1280 mal 800 Bildpunkten wirkt die Darstellung von Webseiten, Text, Bildern und anderen Inhalten scharf.
Bei einer gemessenen maximalen Helligkeit von zirka 300 cd/m² ist in hellen Umgebungen sowie im Freien für eine gute Ablesbarkeit gesorgt. Der Spiegeleffekt bei Lichteinfall ist allerdings wie bei so vielen Displays leider sehr ausgeprägt. Eine rühmliche Ausnahme stellt Fujitsus Business-Pad Stylistic Q550 mit entspiegelter Oberfläche dar. Das Galaxy-Tab-Display bietet zudem befriedigende Einblickwinkel. In puncto Display-Qualität ist insbesondere bei der Farbbrillanz und beim Einblickwinkel das iPad 2 allerdings noch eine Spur besser.
Haptik und Bedienelemente
Zwar besitzt das Samsung Galaxy Tab 10.1 kein Aluminiumgehäuse wie das iPad 2 oder Motorla Xoom, die Kunststoffbehausung wirkt trotzdem edel und wertig. Das Tablet fasst sich angenehm an und liegt gut in den Händen. Das Galaxy Tab bietet eine gute Verwindungssteifigkeit, Knarzgeräusche sind dem Gehäuse nicht zu entlocken. Neben dem Einschaltknopf auf der oberen Gehäusekante findet sich beim Galaxy Tab 10.1 nur noch ein Kippschalter für die Lautstärke.
Samsungs Galaxy Tab 10.1 ist mit Android 3.1 ausgestattet. Das Betriebssystem ist für eine hohe Auflösung und Bedienung mit Tablet-Bildschirmen angepasst. Leider ist Letzteres nicht wirklich gelungen - was nicht an Samsung liegt, sondern an Google. Denn Hardware-Tasten für Zurück, Home und Letzte Apps sind mit Android 3.1 nicht vorgesehen. Die Bedienelemente sind jetzt im Touch-Bereich links unten fest angeordnet. Beim Halten des Tablets in den Händen muss so der linke Daumen für die Navigation ganz nach links unten auf dem Display wandern. Dies funktioniert nur, wenn der Handrücken gleichzeitig nach außen wandert, das Ganze wirkt unkomfortabel. Beim Halten des Tablets im Hochformat nervt die Bedienung noch mehr, weil hier die linke Hand noch mehr bewegt werden muss. Außerdem sind die drei "Soft-Tasten" etwas klein und eng angeordnet, Nutzer mit groß geratenem Daumen wird das exakte Treffen der Bedienelemente erschwert.
Einen Schnellzugriff auf die wichtigsten Funktionen gibt es beim Tipp auf die Kontrollleiste rechts unten, wo Uhrzeit, Akku-Zustand und Netzverbindung angezeigt werden. Dort lässt sich beispielsweise der Flugmodus einschalten, die Display-Ausrichtung sperren oder die Bildschirmhelligkeit regulieren. In der Kontrollleiste werden auch Statusmeldungen wie die erfolgreiche Installation neuer Apps eingeblendet.
Tastatur und Schreibgefühl
Als gelungen lässt sich die virtuelle Tastatur beim Galaxy Tab 10.1 mit Android 3.1 bezeichnen. Das Schreiben funktioniert flüssig, Buchstaben werden nur sehr selten "verschluckt". Im Querformat geht die Tastatur über die komplette Bildschirmbreite und nimmt fast die Hälfte der Displayhöhe ein. Nach Empfinden des Autors lässt sich damit schnell und präzise schreiben, wenn das Ganze mit zwei bis vier Fingern erfolgt.
Ein Zehnfingersystem funktioniert weniger gut, weil die Finger nicht auf der Tastatur ruhen können und das Layout darauf nicht optimiert ist. Es ist somit schwierig, alle Finger über den anvisierten Tasten im Schwebezustand ruhen zu lassen. Beim Halten des Galaxy Tab 10.1 mit den Händen fällt allerdings das Tippen nur mit den beiden Daumen bei den innen liegenden Tasten schwer - man erreicht sie kaum.
Im Hochformat belegt die Tastatur ungefähr das untere Viertel des Bildschirms. Durch die reduzierte Tastengröße geht man jetzt primär zum Zweifingertippsystem über. Tippgeschwindigkeit und Treffsicherheit nehmen gegenüber dem Querformat allerdings merklich ab. Zum Texteschreiben ist das Querformat deutlich besser geeignet. Wird das Xoom im Hochformat gehalten, so lassen sich jetzt alle Tasten auch mit den Daumen gut erreichen. Swype zum Wischen von Wörtern wird vom Galaxy Tab unterstützt.
Zum Schreiben von Texten kann auf dem Galaxy Tab die vorinstallierte Office-Suite Polaris 3.0 verwendet werden. Polaris beinhaltet eine Textverarbeitung, Tabellenkalkulation sowie eine Präsentations-Software.
Homescreen, Browser und Flash
Android 3.1 bietet insgesamt fünf Homescreens. Die Navigation zwischen den Schirmen erfolgt einfach per Fingerwisch, der Wechsel wird durch einen 3D-Effekt grafisch untermalt. Sehr praktisch ist die mögliche Personalisierung der Startbildschirme. Neben dem üblichen Platzieren von Apps oder Lesezeichen für Webseiten lassen sich auch Inhalte via Widgets dort anzeigen. Hierzu zählen E-Mail-Eingänge, Wetter, Social-Media-Neuigkeiten oder aktuelle Kalendereinträge. Neu bei Android 3.1 ist die konfigurierbare Größe vieler Widgets.
Beim Galaxy Tab 10.1 lassen sich beim mittigen Tipp auf die untere Statusleiste einige Apps öffnen. So gibt es einen schnellen Zugriff auf den Task-Manager, Kalender, Welturh, Memo, Rechner und MP3-Player. Leider lässt sich die Auswahl der Apps nicht konfigurieren.
Beim Zoomen mit den Fingern in Bilder erfolgt die Vergrößerung mit Android 3.1 jetzt endlich auch da, wo man es macht - im Gegensatz zu den älteren Android-Versionen. Allerdings schärft das Galaxy Tab 10.1 nach dem Zoomen mit einer knapp einsekündigen Verzögerung die Bilder erst nach - das langweilt. Beim Scrollen durch Webseiten zeigt sich das Tablet sehr flink, ein Ruckeln ist nur noch gering vorhanden. Auch das Zoomen von Webseiten mit den Fingern funktioniert schon sehr gut und nur mit leichten Verzögerungen. Alles erfolgt beim iPad 2 allerdings wieder etwas flüssiger und "organischer". Auch das Kontrollieren der Scoll-Geschwindigkeit ist beim Galaxy Tab 10.1 nicht so gut gelöst wie beim iPad 2.
Die beschriebenen Unterschiede gelten für Webseiten ohne Flash-Elemente, denn das iPad kann diese nicht darstellen. Und hier trumpft das Xoom mit Android 3.0 natürlich auf. Die Darstellung von Webseiten mit Flash-Elementen oder Flash-basierten Videos funktioniert im Test bei den besuchten Seiten überwiegend problemlos. Auch die Geschwindigkeit beim Surfen auf Webseiten mit Flash-Elementen ist zufriedenstellend. Der Dual-Core-Prozessor sowie der 1 GByte fassende Arbeitsspeicher machen sich hier positiv bemerkbar.
Beim Browser nervt allerdings unabhängig vom Inhalt, dass kein schneller Sprung wieder an den Seitenanfang nach langem Scrollen möglich ist. Beim iPad / iPad 2 wird hier nur an den oberen Bildschirmrand getippt, schon scrollt die Seite nach ganz oben. Dafür gefällt das Tab-Browsing, hier kann man wie bei Desktop-Browsern einfach mit Tabs navigieren. Zudem gibt es die Möglichkeit, ein Inkognito-Tab zu öffnen.
Technische Daten im Überblick
Hersteller |
|
Produkt |
Galaxy Tab 10.1 |
Preis (UVP) |
629 Euro |
Technische Hotline |
01805/67267864 |
Prozessor |
NVIDIA Tegra 2 / Dual-Core / 1 GHz |
Maße (L x B x H) |
175 x 257 x 8,6 mm |
Gewicht |
569 Gramm |
Betriebssystem |
Android 3.1 |
Bildschirm |
10,1 Zoll / 1280 x 800 Pixel |
Integrierter Speicher (Art) |
1 GByte (Flash) |
Wireless-LAN / Bluetooth |
802.11n / 3.0 |
USB |
via Connector-Kabel |
HDMI |
via Connector-Kabel |
Kartenleser |
Nein |
Einschub für SIM-Karte |
ja (Standardgröße) |
Kamera |
ja (2,0 Megapixel Vorderseite / 3,2 Megapixel Rückseite) |
Dockinganschluss |
ja |
Audioausgang |
1 |
Mikrofon |
ja |
Lieferumfang |
Netzteil, USB-Connector-Kabel |
Lagesensor / Lichtsensor |
ja / ja |
Spracheingabe / Flugzeugmodus |
ja / ja |
Alternative zum iPad 2
Samsung hat es mit Galaxy Tab 10.1 geschafft, die erste "fast" ebenbürtige Alternative zum iPad 2 anzubieten. Das Android-3.1-Tablet ist so flach wie das Apple-Gerät, wiegt sogar noch etwas weniger und wirkt sehr wertig - trotz Kunststoffgehäuse. Der sofortige positive Eindruck beim ersten "Anfassen" manifestiert sich auch im Betrieb. Das Galaxy Tab 10.1 reagiert auf alle Aktionen flott, unterstützt Webseiten mit Flash-Inhalten und unterstützt sehr viele Audio- und Video-Formate. Die Software-Ausstattung mit Office-Suite und einigen Samsung-Tools passt ebenfalls.
Wir schreiben allerdings von einer "fast" ebenbürtigen Alternative, weil beim iPad 2 die Bedienung weiterhin einen Tick flüssiger, durchdachter und komfortabler funktioniert. Hier kann das verwendete Android 3.1 dem Apple-Betriebssystem iOS noch nicht das Wasser reichen. Außerdem knausert das Galaxy Tab 10.1 mit Anschlüssen ebenso wie das iPad 2
Zu guter Letzt steht sich das Galaxy Tab 10.1 mit einem UVP von 629 Euro etwas selbst im Weg. Ein ebenfalls mit 16 GByte Flash-Speicher und 3G ausgestattetes iPad 2 kostet 599 Euro. Zwar wird das ab August 2011 erhältliche Galaxy Tab 10.1 im Preis sicherlich noch etwas fallen, doch bei ähnlichem Preis greifen die meisten sicherlich lieber zum "Original". (TecChannel)