Die Erwartungen an das neue Smartphone-Flaggschiff waren riesig, nach der Präsentation auf dem Mobile World Congress in Barcelona am Montagabend fiel die Reaktion der Beobachter jedoch durchwachsen aus. Zum einen glänzt das neue Top-Modell mit technischen Spitzendaten und neuen Funktionen. So hat das Galaxy S5 nicht nur einen schnelleren Chip, sondern verfügt nun ähnlich wie der Rivale iPhone 5s über einen Fingerabdrucksensor. Außerdem wurde das Gerät mit etlichen Fitness-Funktionen ausgestattet. Doch manchen Beobachtern ging die Innovationskraft der Südkoreaner nicht weit genug.
Seit Wochen wurde bereits heiß über die Neuerungen spekuliert. Nun steht fest: Das Samsung Galaxy S5 soll am 11. April in 150 Ländern auf den Markt kommen, kündigte Mobil-Chef JK Shin an. Das neue S5 hat einen großen Bildschirm mit einer Diagonale von 5,1 Zoll (12,9 cm) und eine 16-Megapixel-Kamera. Das Gerät ist ist zudem - wie das Xperia des Rivalen Sony - vor Staub und Spritzwasser geschützt. Auch die Herzfrequenz kann es überwachen und die Schritte des Nutzers zählen.
Der weltgrößte Smartphone-Hersteller springt damit massiv auf den Trend zu Fitness-Gadgets auf. Zudem stellte der Konzern die Datenuhr Gear Fit vor. Sie ähnelt den Fitness-Armbändern von Sony und Huawei, kann auf ihrem Display aber im Zusammenspiel mit einem Smartphone auch auf eingegangene E-Mails oder Kurznachrichten hinweisen. Erstmals sei dabei ein gebogener AMOLED-Bildschirm verarbeitet worden, betonte Europa-Manager Jean-Daniel Ayme.
Eine Neuauflage seiner Computer-Uhr Galaxy Gear hatte der Konzern bereits einige Tage vor dem Mobile World Congress vorgestellt. Der Markt für sogenannte Wearables habe sehr viel Potenzial, sagte Samsung-Manager Mario Winter der dpa. Keine Kombination von Smartphone und Smartwatch auf dem Markt sei so stark aufeinander abgestimmt wie die von Samsung präsentierten Geräte.
Samsung misst sich bei seinen Smartphone-Spitzenmodellen traditionell mit Apple, dessen iPhones nach wie vor als erfolgreichste Premium-Smartphones gelten. Der Rivale hatte dem iPhone 5s im vergangenen Herbst einen Fingerabdruck-Scanner zur Erkennung des Nutzers verpasst. Nutzer des S5 können jetzt per Fingerabdruck nicht nur ihr Smartphone entsperren, sondern auch bezahlen: Samsung schloss dazu eine Kooperation mit PayPal. Der Fingerabdruck-Scan kann dabei die Login-Daten für das Konto bei dem Bezahldienst ersetzen.
Das Fachportal heise.de sprach daraufhin von einem "großen Sicherheitsrisiko". "Wie die Fingerabdrücke genau gespeichert und geschützt werden, konnte Samsung bislang nicht bis ins letzte Detail erklären." Sie verwiesen darauf, dass es auch beim iPhone 5S nicht lange gedauert habe, bis der Fingerabdrucksensor gehackt worden sei.
Von den ersten vier Generationen der Galaxy-S-Smartphones seien bisher über 200 Millionen Geräte verkauft worden, sagte JK Shin. Die vergangene Version Galaxy S4 war im März 2013 vorgestellt worden. Apple verkaufte im vergangenen Jahr mehr als 150 Millionen iPhones und sicherte sich damit trotz eines relativ geringen Marktanteils unter 15 Prozent nach Einschätzung von Experten einen großen Teil der Profite im Smartphone-Geschäft. Von Samsung kommt fast jedes dritte weltweit verkaufte Smartphone, darunter sind jedoch auch viele günstige Geräte. Auch andere Hersteller wollen sich im Geschäft mit den lukrativen High-End-Modellen etablieren.
Der Bildschirm des Galaxy S5 hat die Auflösung eines HD-Fernsehers, der Prozessor läuft mit vier Rechenkernen. Das Gerät bringt 145 Gramm auf die Waage und wird in mehreren Farben angeboten, darunter auch Blau und Gold. Anders als sein Vorgänger hat das S5 eine perforierte Rückseite in samtig-matter Materialanmutung. Besonders hebt Samsung die Kamerafunktionen hervor: Der Fokus stelle sich in nur 0,3 Sekunden ein. Laut Jean-Daniel Ayme ist das Galaxy S5 auch das weltweit erste Smartphone, das sowohl den schnellen Mobilfunkstandard LTE Advanced als auch den neuen Wi-Fi-Standard Mimo unterstützt. Damit könnten erstmals beide Standards gleichzeitig genutzt und die Geschwindigkeit damit vervielfältigt werden, sagte Winter.
Den Auftritt auf dem Mobile World Congress hatte Samsung mit einem kräftigen Marketingbudget vorbereitet. Viele Beobachter reagierten deshalb enttäuscht. Statt eines großen Wurfes habe Samsung lediglich sein Vorzeige-Smartphone in manchen Funktionen verbessert. Das Fehlen größerer Innovationen könnte manche Kunden enttäuschen, die deutlich mehr Neuheiten erwartet hätten, zitierte das "Wall Street Journal" Analysten.
Solche Erwartungen hält Winter allerdings für überzogen. Im Galaxy S5 stecke eine Menge an Innovationen. Warum solle Samsung ein erfolgreiches Design neu erfinden. "Es geht ja nicht mehr darum, jetzt das runde Smartphone zu erfinden." Derzeit brächten eher die Kleinigkeiten den Markt voran. Und zwischen dem S5 und seinem Vorgänger sei der Technologie-Sprung deutlich größer als noch zwischen dem S3 und S4. (dpa/rs)