Smartwatch-Markt

Samsung will sich Vorsprung vor Apple sichern

20.08.2013
Im Wettlauf um den Zukunftsmarkt der Computer-Uhren will Samsung offenbar den ersten Schritt machen. Aber auch der große Rivale Apple arbeitet schon mit Hochdruck an einer Smartwatch. Die beiden Handy-Riesen haben das Zeug, den Ton in dem neuen Markt anzugeben.

Die diesjährige Funkausstellung IFA könnte mit einem Meilenstein in die Technik-Geschichte eingehen: Vieles deutet darauf hin, dass Samsung als erster der beiden größten Smartphone-Hersteller in den neuen Markt der Computer-Uhren vorpreschen will. Findet der Smartphone-Marktführer das richtige Rezept, könnte er einen wertvollen Vorsprung in dem Zukunftsgeschäft gewinnen. Die zentralen Fragen sind aber: Was kann die Samsung-Smartwatch? Und was hat der große Rivale Apple im Köcher?

Rund zwei Wochen vor der erwarteten Präsentation in Berlin sickern immer mehr Informationen über eine Daten-Uhr der Südkoreaner durch - ohne dass der Konzern ihre Existenz überhaupt bestätigt hätte. Die meisten Details tischte am Dienstag das Technologie-Blog "GigaOM" auf. Die Smartwatch Galaxy Gear werde einen berührungsempfindlichen Bildschirm mit einer Diagonale von etwa 2,5 Zoll (6,3 cm) haben, vorgesehen seien auch Lautsprecher und eine Kamera im Armband, hieß es unter Berufung auf mehrere anonyme Quellen.

Laut "GigaOM" bekommt die Uhr auch einen Beschleunigungssensor, der sie automatisch aktiviert, wenn sie zu den Augen geführt wird. Der Bildschirm mit einer Auflösung von 320 mal 320 Pixeln solle die üblichen Wisch-Bewegungen unterstützen, aber wegen der geringen Größe wohl keine Text-Eingabe.

Es wäre bei weitem nicht die erste Smartwatch auf dem Markt. So versuchte sich zum Beispiel Microsoft schon 2004 an der SPOT-Watch (Smart Personal Object Technology), die sich eine Plattform mit anderen intelligenten Alltagsgeräten wie Kaffeemaschinen oder Wetterstationen teilen sollte. Während der Windows-Riese das Konzept 2008 wieder aufgab, brachten verschiedene Hersteller regelmäßig Telefon-Uhren auf den Markt. Und auch jetzt gibt es eine immer breitere Auswahl von Handgelenk-Computern verschiedener Anbieter. Neben smarten Uhren von Sony und Motorola gibt es etwa die von Nutzern finanzierte "Pebble" oder die "i'm watch" aus Italien.

Diese Geräte sorgten für viel Aufmerksamkeit, haben jedoch einige potenziell entscheidende Schwächen. Zum einen sind da die Einschränkungen bei der Verzahnung mit dem Smartphone. "Besonders bei Apple-Geräten trifft man schnell auf eine Mauer", sagt ein Smartwatch-Softwareentwickler. So kann man zwar Benachrichtigungen wie SMS oder Facebook-Mitteilungen auf der Computeruhr angezeigt bekommen, aber nicht die Lautstärke des Musik-Players auf dem Apple-Handy verändern. Ein weiteres Problem sind die kurzen Batterielaufzeiten. Und die Produktions-Kapazitäten: Einige "Pebble"-Unterstützer warten nach Monaten immer noch auf ihre Geräte.

Die Giganten Apple und Samsung sind da in einer anderen Position. Beide haben Milliarden-Forschungsbudgets und große Entwicklungsabteilungen. Apple kontrolliert Software und Geräte aus seinem Haus und hat damit freie Hand bei der Gestaltung der Funktionen. Auch Samsung will laut Medienberichten Apps für die Galaxy-Uhr über eine eigene Download-Plattform anbieten. Beide Hersteller könnten eine Computer-Uhr mit anderen Mobilgeräten wie Handys und Tablets aus dem eigenen Hause verzahnen.

Bei Apple erklärte Konzernchef Tim Cook im Frühjahr ungewöhnlich offenherzig, Geräte am Handgelenk seien ein "interessanter Bereich". In mehreren Ländern sicherte sich Apple den Markennamen "iWatch". Der Konzern Corning, der einst für das iPhone das besonders robuste "Gorilla Glass" zur Marktreife brachte, soll jetzt ein biegsames Glas entwickelt haben. Auch der Kauf der auf besonders sparsame Chips spezialisierten Firma Passif Semiconductor durch Apple gilt als Hinweis. Ein Fokus dürfte auf Sport-Funktionen liegen: So soll Fitness-Experte Jay Blahnik, der maßgeblich an der Entwicklung von Nikes Daten-Armband FuelBand beteiligt war, jetzt bei Apple sein. Auch bei der Samsung-Uhr sollen Sensoren den Einsatz als Fitness-Accessoire ermöglichen.

Marktforscher rechnen mit einem ersten Absatzsprung in dem neuen Geschäft im kommenden Jahr. Rund fünf Millionen smarte Uhren dürften 2014 verkauft werden, schätzt etwa die Analyse-Firma Canalys. Das wären zehn Mal mehr als dieses Jahr. Daneben erwartet Experten mit dem technologischen Fortschritt ein immer stärkeren Trend zu immer kompakteren tragbaren Geräten wie zum Beispiel Googles Datenbrille Google Glass. (dpa/rs)